Mittlerweile habe ich mich schon dran gewöhnt um 7 Uhr morgens für Oma die Tabletten und das Frühstück zu machen. Das morgendliche gemeinsame Frühstück ist sogar sehr nett. Und wenn sie zur Tagespflege muss, hole ich sie um 8 Uhr mittlerweile lieber zu mir rüber als mich zu ihr zu setzen. Bei mir bekommt sie dann einen Cappu und erzählt und erzählt immer die selben Geschichten. Ich lasse sie. Gestern habe ich mir währenddessen einfach einen Fingernagel neu gemacht. Der Daumen war mir abgebrochen. Oma war sogar interessiert was ich da tu und sagte mehrfach dass sie froh ist sowas nicht machen zu müssen. 🙂 Aber sie erzählt wirklich immer das Selbe. Wie jemand ihren Hund süß fand. Wie jemand ihren Hund kaufen wollte. Wie sie ihren Hund das erste Mal sah. Aber soll sie es erzählen. Wenn es ihr Freude macht. Beim Frühstück bei ihr habe ich mir angewöhnt ihren Hund dann vorab zu mir zu bringen. Ist Shira nämlich beim Frühstück dabei dann höre ich jede zweite Minute den Satz: “Nein das kann Mutti Dir nicht geben. Nein Shira das geht nicht.” Und da wurde ich nach 3 Tagen verrückt mit. Vor allem manchmal will sie dann doch geben und ich muss eingreifen weil Shira dank diesem “Geben” schon sehr übergewichtig ist und wir dran arbeiten dass sie wieder normal wird. Das Eingreifen wiederum gibt dann wieder Anlass für Stress und Ärger. Ist Shira aber von vornherein gar nicht da, fehlt sie Oma in dem Moment auch nicht und es ist friedlich.

Lustig fand ich es, dass Oma einmal beim Frühstück zu mir sagte, sie wolle mit ihrer Schwester über mich reden. Das ginge so nicht dass die mir Geldgeilheit vorwerfe und ich täte doch alles für sie und mich dann anzugreifen – nein das wäre unmöglich. Leider war es nur ein heller Moment. Gesprochen hat sie mit ihrer Schwester natürlich nicht. Und am nächsten Tag warf sie mir wieder Diebstahl vor. Aber es tat doch gut dass sie das sagte. Es freute mich dass Oma mal kurz sie selbst war. Wenn auch nur einen Moment.

Nun stehen wir jedoch vor einem neuem Hindernis. Omas Freundin aus Hagen kommt zu Besuch. Als ich sie anrief um zu erfahren wann sie kommt, war diese sehr gehetzt und mir schien sie wollte nicht sprechen. Ich soll sie morgen nochmal anrufen um die genaue Ankunftszeit zu erfahren. Oma will sie nämlich vom Bahnhof abholen. Da ich von früheren Geschichten schon weiß, dass sie am Bahnhof nie da bleibt wo sie hin sollte und es ihr sicherlich schon schwer fällt sich dort zurecht zu finden, will ich mitfahren. Oma hat ja das Zeichen B so kann ich auch umsonst mit der U-Bahn mitkommen. Hoffentlich rennt Oma mir nicht weg. Sie läuft nämlich viel schneller als ich. Ich bin nicht so gut zu Fuß unterwegs. Vor allem im Winter. Meine Bandscheibenvorfälle verursachen beim Laufen sehr starke Schmerzen. Ich hoffe das Beste. Ich will Oma dann mal begleiten auch um zu sehen inwieweit sie sich zurechtfindet. Ich werde sie erst mal selbst schauen lassen ob sie das Gleis findet und nur zur Not eingreifen.

Nur wie läuft es dann mit dem Essen wenn die Freundin da ist? Oma will selbst kochen. Gruselige Vorstellung vor allem nach dem Kuchendesaster. Sie hat auch schon dafür eingekauft. Ich werde versuchen darüber mit der Freundin von Oma zu sprechen. Anders wird es nicht gehen. Dass diese sie nicht allein kochen lässt und notfalls mich ruft. Soll ich dann für alle beide morgens Brötchen backen? Kann ich tun. Daneben sitzen aber dann lieber nicht. Oma fühlt sich sonst noch kontrolliert. Sie deutete sowas schon an. Nachts soll Shira dann gleich bei uns bleiben. Weil Oma und ihre Freundin im Schlafzimmer schlafen und Oma das der Freundin nicht antun will dass Shira im Bett rumtappert. Damit habe ich kein Problem. Shira ist ja eh meistens hier. Das Gassi gehen wird meine Ma weiterhin machen. Nicht dass die Freundin mit Oma zusammen Gassi gehen will. Sonst gibt sie ihr noch die Leine von Shira und wir haben wieder gebrochene Wirbel bei Oma wegen der schlimmen Osteoporose. Oma räumt um seitdem sie weiß dass ihre Freundin kommt. Sie arbeitet an ihrer Fassade. Damit die Freundin nicht sieht wie unordentlich es ist. Sie verstaut in Schränke und und und. Soll sie machen. Tut sie eh dauernd.

Mit dem Alzheimer-Telefon habe ich die Tage auch mal telefoniert. Man scheint da nur eine kurze Beratungszeit zu bekommen dann wird man abgewimmelt man soll lieber nochmal anrufen. Kann ich nachvollziehen. Im Endeffekt wurde mir geraten hauptsächlich meine Nerven zu schonen und Omas Sorgen immer zu spiegeln. Wenn sie also sagt dass was verschwunden ist, dann nicht sagen dass sie es halt verlegt hat sondern dass es halt manchmal wie verhext ist dass Dinge verschwinden. Ihr keine Schuld zuweisen. Mal sehen ob es funktioniert. Auch sagte mir die Dame, dass ich es schon richtig mache mit meiner Kreativität. Man muss demente Personen auch anlügen um ihre Sorgen und Ängste zu minimieren. Ich soll weiterhin kreativ sein.

Aktuell scheint mein Tages/Nachtrhythmus total verschoben zu sein. Ich schlafe von Nachmittags bis mitten in die Nacht. Auch viel zu lange. Ich war heute regelrecht unleidlich bis ich meine 12 Stunden Schlaf voll hatte – wenn auch mit Unterbrechungen. Und dazu im Bett wieder leichte Anfälle von drohenden Panikattacken. Manchmal kommt es mir vor als wenn das Herz stolpern würde. Das ist richtig ekelhaft. Dieses Gefühl wenn die Panikattacke einem die Hand auf die Schulter legt und man nur noch einschlafen will um da raus zu kommen. Wenn ich dann aufwache ist es meistens vorbei. War es jedoch zu wenig Schlaf dann kommt es schnell wieder. Fordert mein Körper nun Erholung wegen dem dauernden Stress? Ich frage mich wie ich das alles mit einem Kind hinbekommen will. Aber aufs Kind verzichten kommt nicht in Frage. Ich bin schließlich schon 30. Und selbst Oma würde sich über noch ein Urenkelchen sehr freuen. Auch können und wollen wir nicht auf unser eigenes Leben komplett verzichten. Man muss auch ein wenig an sich selbst denken.

Zumindest habe ich nachts einen kleinen Ausgleich. Wenn ich mich nachts mit Freunden und Bekannten im Web, Second Life oder per Telefon unterhalte – ja ich bin nicht die einzige nachtaktive Person – dann kann ich mal ein wenig abschalten. Auch wenn mein Blick immer wieder zur Uhr wandert, wann ich Oma Frühstück machen muss.

Aber ich hätte langsam gern wieder Telefon und Internet. 1und1 hat tatsächlich meinen Port abgeschaltet. Nun heißt es, dass ich auf einen erneuten Technikerbesuch warten muss. Freundlich oder? Also das dauert bestimmt noch bis nächste Woche an. Ich bekam im Rahmen der Endstörgarantie schon mal eine Grundgebühr gutgeschrieben aber ansonsten bin ich ziemlich ratlos. Es gab bisher auch keine Stellungnahme für meinen Blog. Ich glaube auch nicht dass da noch eine kommt. Das 1und1 Twitterteam meinte sogar der Port wäre nicht abgeschaltet sondern es wäre eine Massenstörung. Da haben selbst die nicht richtig geschaut. Die Hotline bestätigte mehrfach dass der Port abgeschaltet ist. Und das WLAN ist auch nicht die wahre Lösung. Das ist sehr instabil und ich bin alles andere als begeistert. Wenn meine Ma hier nicht wohnen würde, wäre ich sowas von ausgeschmissen….