Das bekam ich in letzter Zeit häufiger zu hören. Conny sei froh dass Du Rentnerin bist. Da musst nicht arbeiten, hast nur Freizeit und kannst tun und lassen was Du willst und musst Dich nicht der ach so harten Arbeitsmarktlage stellen. Ich wünschte wir könnten tauchen.

Ich dachte mir dann nur: WTF, WIE BITTE?

457309_web_R_K_by_Thorben Wengert_pixelio.deWie kommen diejenigen denn auf so einen Mist? Ich soll froh sein krank zu sein? Man möchte mit mir tauschen? Ja ich weiß, so ist die Aussage bestimmt nicht gemeint gewesen. Und trotzdem! Soll ich froh sein dass ich immer Schmerzen habe und eingeschränkt bin und dafür dann nicht arbeiten brauche und kann? Ich würde sofort tauschen. Schmerzfrei sein und arbeiten gehen wäre mir deutlich lieber. Ich war gern in meinem Beruf tätig.

Ja ich hatte jeden Tag heftige Arbeitszeiten von bis zu 16 Stunden und musste dauernd im Auto unterwegs sein und ja auch das Gehalt wäre auf Dauer nicht immer 100% gesichert gewesen sondern wäre nach einiger Zeit erfolgsabhängig geworden aber ich hatte Spaß an dem Job. Ich bin vermutlich nicht die geborene Verkäuferin gewesen aber die beratende Tätigkeit und der Umgang mit den Kunden machte mir Freude und lag mir. Und da störte mich dann auch die lange Arbeitszeit nicht.

Und immer Freizeit? Nein ich habe nicht immer Freizeit. Sicherlich unterliege ich nicht einem Job und den damit verbundenen festen Arbeitszeiten aber auch nur weil ich es nicht kann. Ich muss stattdessen bei Ärzten hocken, Entspannungsübungen machen und mich meinen Schmerzen anpassen. Selbst im Haushalt macht sich meine Erkrankung bemerkbar. Rentnerin und krank sein bedeutet nicht ein Leben im ewigem Spaß und Freiheit zu leben. Wer das denkt, der hat nicht alle Tassen im Schrank….

Ich muss mich nicht dem harten Arbeitsmarkt stellen? Gut, ich habe nun schon seit 2008 keine Bewerbungen mehr geschrieben aber wenn ich mich an 2008 zurück entsinne, zu der Zeit wo ich Jobs Hannover auf der Webseite vom Arbeitsamt in die Suche tippte, da war es nicht viel anders als heute. Die Arbeitsmarktlage war nicht soooo anders aber ich bekam viel positive Rückmeldungen auf meine Bewerbungsschreiben. Wäre meine Erkrankung mit den Einschränkungen nicht gewesen, hätte ich sicherlich so manche Anstellung bekommen können. Mit den Einschränkungen jedoch – keine Chance. Selbst wenn es mit einem Job geklappt hätte, ich hätte es gesundheitlich nicht geschafft. Wenn ich mich zurück erinnere wie schlimm die Schmerzen damals zur Berufszeit noch waren im Vergleich zu heute – da gruselt es mich. Da ging es mir auch von den Erschöpfungszuständen viel schlimmer. Auch seelisch war ich damals doch sehr angeschlagen. Der Druck einen Job zu haben und nicht volle Leistung bringen zu können, das war nicht so leicht für mich zu akzeptieren.

Nein ich bin nicht froh in Rente zu sein, ich würde gern voll arbeiten, aber es geht aktuell eben nicht. Ich kann mir nur schwer vorstellen dass ein kranker Mensch gern in Rente ist und kann nur den Kopf darüber schütteln wie manche Menschen das als erstrebenswert ansehen………