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Am 14. Mai habe ich die Entscheidung gefällt, dass Oma im Heim bleiben wird. Sie wird nicht mehr nach Hause zurückkommen.

Nach nur einem Tag im Heim, musste sie nochmal zu einer Untersuchung ins Krankenhaus, da man den Verdacht hatte, dass sie eine Thrombose haben könnte. Das Heim hatte alles organisiert und der Ablauf war gut. Glücklicherweise hatte sie keine. Ich wurde schnell informiert, war immer im direkten Gespräch, perfekt gelaufen würde ich sagen. Schon seitdem ich Oma im Heim bei den anderen Demenz-Bewohnern sah, wusste ich, dass sie dahin gehört, dass der Zeitpunkt da ist. Am 14. Mai hat mein Herz dem Verstand zugestimmt und es zugelassen, dass ich die letzte notwendige Entscheidung fälle. Sie bleibt da. Ich war den ganzen Tag die Wand hochgegangen weil ich hin und her überlegte. Ich war zu nix zu gebrauchen. Es war der Tag an dem ich mir endlich die Zeit nahm in mich zu horchen und eine komplette Taschentücherbox aufbrauchte bis ich mit allem im Reinen war.

Das letzte Zeichen, welches ich noch bedurfte, war dass sie sich beim Umsetzen vom Bett in den Rollstuhl eingekotet hatte. Das war für meine Ma immer die letzte Grenze, wo es nicht mehr geht. Egal ob es nur ein Reflex war oder nicht, es war das letzte Zeichen. Ich habe diese Entscheidung nicht leichtfällig gefällt. Ich sprach mit der Familie und mit Freunden sowie mit Pflegern und Therapeuten von Oma.

Nachdem ich für mich mit der Entscheidung klar war, wurde ich langsam ruhiger. Ich entspannte. Es stand nun fest. Doch fehlte mir noch ein Abschluss. Etwas, was für mich symbolisch es beendete. Da ich gerade keinen Vorschlaghammer zur Hand hatte um die Trennwand zwischen Omas und meinem Flur einzureißen, begab ich mich in ihre Wohnung und ging ins Esszimmer. Dort hing seit Jahren ein Enten-Mobile an der Deckenlampe, an welchem ich mir dauernd und stetig und verflucht noch eins jedes verdammte Mal den Kopf gestoßen habe. Ich nahm eine Schere und schnitt es ab. Das Mobile ist somit mit meiner Entscheidung zusammen gefallen. Ab diesen Moment konnte ich endlich meinen Gedankenkreisel loslassen und ausatmen.

Doch nun muss mein Körper kreiseln. Ich habe beim Sozialamt bereits den Antrag angefordert, damit Omas Heimaufenthalt auch finanzierbar ist. Das Heim erstellt zur den Zeit den Heimvertrag und bei der Tagespflege habe ich Oma schon abgemeldet. Als nächstes muss ich sie auf die Heimadresse ummelden. Mein Vermieter ist auch bereits informiert und einverstanden, dass ich ihre Wohnung übernehme. Die Wand im Flur mit einem Vorschlaghammer einzureißen ist somit kein Spaß gewesen sondern wird ernst.

Gestern suchten meine Ma und ich Kleidung für Oma zusammen sowie Bilder und Möbel, die ihr Heimzimmer verschönern sollen. Wir bringen nach und nach alles hin was sie braucht. Wir wollen es ihr dort sehr gemütlich machen. Familienfotos sind auch schon dort.

Heute griffen wir dann zu blauen Säcken und starteten die ersten Wegwerf-Aktionen. Deko und Schalen und Co. und alles mögliche flog in die Tüten und landet im Müll. Es ist verdammt traurig, was am Ende eines Lebens vom Leben übrig bleibt. Manchmal bin ich traurig, wenn ich etwas wegwerfe, manchmal bin ich sogar glücklich es endlich wegwerfen zu dürfen. Vor allem bei dem echten Schrott…. Vieles von Omas Möbeln werde ich behalten, aber vieles wird auch wegfliegen. Ich habe bereits an einige Leute Dinge verteilt. Man will ja auch Erinnerungsstücke behalten.

Nachdem dann Omas Wohnung halbwegs leergeräumt ist, beginnt für uns das Leben auf der ewigen Baustelle. Wir werden die Wohnungen vereinen. Das Ankleidezimmer meiner Oma wird bleiben wie es ist und von uns dann nur gefüllt. Einzig der Teppichboden irgendwann ersetzt. Das Schlafzimmer wird auch so bleiben wie es ist. Auch hier wird nur der Teppichboden ausgetauscht und 1 oder 2 Möbel etwas verrückt. Ein Regal wird rausfliegen und ein Spiegel ersetzt. Omas Küche fliegt raus und unsere rein. Das Esszimmer wird halbiert, was die Möbel angeht, aber ansonsten so bleiben. Unsere Küche wird zum Hauswirtschaftsraum und Omas Stube wird unsere Stube. Dafür wird unsere alte Stube zum Arbeitszimmer und das jetzige Arbeitszimmer zur Abstellkammer. Unser Schlafzimmer wird zum Gästezimmer und unser ursprüngliches Ankleidezimmer wird zum Sport und Schminkraum. Na ja oder so ähnlich zumindest. Heißt viel renovieren und vor allem Umräumen. Das wird sich wie Kaugummi hinziehen. Und wenn dann alles – wirklich alles – fertig ist, reiße ich beim Hauswirtschaftsraum den Türrahmen raus, baue eine Tür ein und setze mir da ein echtes Klo hin. In meine Wohnung. So als allerletzte Aktion.  🙂

Es wird viel Arbeit, aber ich freue mich auch irgendwie drauf. Unsere Wohnung war uns schon lange zu klein und falls es doch noch mit Nachwuchs klappt, wäre nun auch Platz dafür da. Oma weiß aktuell noch nicht, dass sie im Heim bleiben wird. Teils denkt sie, sie wäre in einem guten Hotel, was genial sei da man nichts bezahlen müsse, teils denkt sie sogar, dass sie daheim wäre. Ihr scheint es bisher da gut zu gehen. Das freut mich. Ich kann nicht mal sagen ob wir ihr fehlen, also ob sie wirklich merkt dass wir weniger um sie herum sind. Dafür ist nun ihre Schwester einmal täglich bei ihr. Mindestens einmal täglich. 2013-05-17 21.49.52

Und während ich heute beim Ausmisten war, kam eine Facebook Nachricht: Lust auf griechisches Essen?
Na logo hatten René und ich Lust drauf. Also sprang ich unter die Dusche, trocknete und stylte meine Haare, zog mich an und bepinselte mich mit Schminke und los gings. Ich brauchte übrigens nur 35 Minuten um Ausgehfein zu sein – ein neuer Rekord. Wir waren mit Franzi, Micha und Nicci bei einem sehr sehr leckeren Griechen. Da gab es noch Gratis Ouzo, Vorspeise sowie Nachspeise und einen Absacker. Das ist heutzutage doch mal wirklich ungewöhnlich und ich war echt begeistert. Das Essen war auch super lecker, auch wenn ich meinen Teller nicht aufessen konnte, da ich einfach satt war. Es war ein richtig netter Abend, der mir viel Spaß machte.