Wie Ihr wisst, lebt meine Familie in einem Altbau auf der Lister Meile. Das Haus ist irgendwas um 1790 erbaut worden und die Front steht unter Denkmalschutz. Es ist das Haus in welchem meine Familie seit Generationen zur Miete wohnt. Meine Urgroßeltern, meine Großeltern, meine Eltern und nun ich mit meinem Mann und meinen Kindern. Ich wuchs hier auf, kenne die Gegend, weiß wie es ist hier Kind zu sein. Ich kenne die Besitzer einiger umliegenden Geschäfte und einige davon kennen meine Großeltern noch als Betreiber des Schreibwarenladens am Lister Platz. Es hat hier fast eine dörfliche Atmosphäre. Selten, dass ich aus dem Haus gehe und nicht jemanden treffe, den ich kenne.

Die Deckenhöhe

Doch zurück zur Wohnung. Altbau wie erwähnt. Relativ hohe Decken, was mir allerdings gut gefällt. In der Wohnung meiner Eltern sind die Decken niedriger und es sind Dachschrägen vorhanden. Auch meine Jugendwohnung, wo ich von meinem 16 bis 22. Lebensjahr wohnte, hatte Dachschrägen und eine noch niedrigere Decke. Das fand ich oft sehr bedrückend. Da liebe ich die jetzige Deckenhöhe doch sehr.

Die Türrahmen

Alte Türrahmen, die nicht der heutigen Norm entsprechen finden sich in der einen Hälfte der Wohnung. Die andere Wohnungsseite hat bereits neue moderne Türrahmen. Zum Teil fehlen Türen, da haben wir nur Durchgänge. Keine Ahnung wo die Türen über die Jahrhunderte hingekommen sind, doch es stört nicht weiter. Wir haben an 2 Durchgängen Vorhänge, die nur bei Bedarf geschlossen werden.

Keine Toilette

Wir haben keine Toilette in der Wohnung. Diese befindet sich auf halber Etage im Treppenhaus. Wenn man dies sein ganzes Leben so gewöhnt ist, dann stört es einen auch nimmer. Nur im Winter ist es etwas kühl dort unten, trotz Keramikheizer.

Selbstgebautes Bad

Unser Badezimmer mussten wir damals selbst einbauen. Dank Wasserschaden wurde es Jahre später jedoch noch zweimal von Fachleuten neu eingebaut. Kurz nach unserem Einzug war die Konstruktion des Bades zusammengefallen. Der Vormieter hatte das Bad auch schon selbst gebaut und dabei nur eine Holzwand verwendet. In einem Feuchtraum hält das nicht ewig…. somit fiel die Wand in sich zusammen und wir bauten neu. Das Bad ist übrigens noch nicht mal 4 qm groß.

Meine Oma hingegen hatte gar kein Badezimmer. Ihr gesamtes Leben lang befand sich einfach eine Duschkabine in ihrer Küche. Das war’s.

Kleine Räume

Wir haben viele Räume, die jedoch alle relativ klein sind. Dadurch hat man viele Wände als Stellflächen, jedoch ist alles beengt und egal was man macht, es wirkt klein. Und manchmal braucht es dann auch Sonderanfertigungen. Wir haben einen Teil der Wohnung zur Fussgängerzone hin und einen Teil nach hinten raus, wo es ruhiger ist. Somit legt man natürlich sein Schlafzimmer in die hinteren Zimmer. Diese sind jedoch nicht besonders groß.

Ein normales Ehebett passte nicht hinein, weswegen wir eine Sonderanfertigung brauchten. 1,60m breit und 1,80m lang. Da mein Mann aber 1,86m ist, muss er nun immer die Füße raushängen lassen. Meist schläft er allerdings mit angezogenen Beinen, weswegen diese Sonderanfertigung überhaupt für uns in Frage kam. Glücklicherweise kann man schöne Holzbetten einfach nach Maß online konfigurieren, sonst wäre es wirklich ein echtes Problem mit unserem Schlafzimmer geworden.

Kein nutzbarer Keller

Es gibt einen Keller, doch nutzen wir ihn nicht wirklich. Mehr als ein Fahrrad habe ich nicht unten. Wobei es noch einen Verschlag dort gibt, der meiner Oma gehörte. Diesen müssten wir langsam mal entrümpeln. Doch bei den Jungs weiß ich nicht woher die Zeit nehmen. Jedoch ist der Keller etwas feucht und die Deckenhöhe lässt zu wünschen übrig. Da macht es keinen Spaß etwas zu lagern.

Großer Dachboden

Ein besonders schöner Vorteil von Altbau ist ein Trockenboden. Diesen kann man super als Dachboden verwenden und es ersetzt den fehlenden Keller.

Keine FI-Schalter

In einem Teil der Wohnung haben wir keine FI-Schalter und es gibt auch keine Anschlussmöglichkeit für einen Elektroherd. Die Stromzähler sind alt und die Sicherungen wirken Antiquarisch, doch sie sind noch immer sicher. Nur zu viele Geräte auf einmal sollte man nicht anmachen. Da wir jedoch 2 Wohnungen zusammenlegten und die Großgeräte in die jeweilige Seite verteilten, geht auch das nun ausreichend.

Heruntergekommen

Das Einzige, was wirklich nicht schön ist, ist die heruntergekommene Toreinfahrt, das Treppenhaus, was auch schon viel bessere Zeiten gesehen hat samt Stufen, die mehr als ausgetreten sind und der Hof, welcher schon lange neu betoniert gehört. Das ist jedoch kein Altbauproblem sondern einfach eine fehlende Instandsetzung. Der Vermieter will sich schon seit Jahren drum kümmern und ich hoffe, er wird es auch noch tun.

Wir wollen auf jeden Fall noch weiter in unsere Wohnung investieren. Viele Räume bedürfen einer Renovierung. Und sobald eines Tages die Hunde nimmer leben, werden hier sämtliche Teppiche ausgetauscht und dann wird Raum für Raum gemacht, Bis dahin sind die Kids auch etwas größer und unsere Freizeit wieder etwas entspannter. Noch stecken wir ja im absoluten Zwillingskleinkindstress. 🙂

Mit einem Altbau geht man Kompromisse ein, muss manchmal auch gut Geld reinstecken, doch irgendwie hat es auch Flair und für mich persönlich verbindet sich hier meine gesamte Familiengeschichte.