Blogger aufpasst! Für Robert Basics zweiten Teil über die Geschichte der Blogs suchen wir eure Geschichten! Wie seid ihr zum Bloggen gekommen? Wo steht ihr jetzt? Was bewegt euch? Was motiviert euch? Was zieht euch runter? Schickt uns eure Geschichten
Basic Thinking

Was lasen meine Äuglein da…. ein Aufruf die eigene Blogger Geschichte einzureichen. Na wenn der Ruf ertönt, soll er nicht gehörlos verschallen. Hier nun meine Geschichte, wie ich zum Bloggen kam, was mich bewegt und motiviert und auch was mich runterzieht.

“Fr. Diedrichs, das Arbeiten in ihrem Beruf werden Sie wohl vergessen können.”

Wer diesen Satz mit Mitte 20 hört, ist alles andere als glücklich darüber. Erwerbsunfähig. Nein, das ist kein Ziel was man erreichen will.

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Bloggen – mein neustes Hobby

Hat man sich mit der Situation erstmal arrangiert, bleibt die Frage, was tun. Gesundheitlich ging es mir nicht so gut und ich war viel daheim. Rausgehen war oft nur schwer möglich. Doch was tun damit einem die Decke nicht auf den Kopf fällt?
So steckte ich meine freie Zeit in meine Webseiten, die ich schon seit dem Jahr 1999 als Hobby betrieb. Ich probierte, experimentierte und installierte im Zuge dessen eines Tages einen echten Blog. Auf HTML schrieb ich schon seit 2002 immer mal wieder über mein Leben, doch dann im Jahr 2005 bloggte ich das erste Mal auf WordPress. Mehrere Freundinnen und ich starteten gleichzeitig mit Blogs um den Austausch zu bestimmten Gedanken online zu bündeln. Wir wollten unsere Ansichten niederschreiben und mit Anderen darüber diskutieren. Anfangs funktionierte das nur in unserem kleinen Grüppchen, doch mit der Zeit kamen dank Google neue Leser dazu und der Austausch fand plötzlich auch auf anderen Blogs statt. Je mehr dieser Austausch anstieg umso mehr machte es mir Spaß zu schreiben. Immer mehr Themen fanden den Weg in meinen privaten Weblog und wurde ein Thema zu intensiv, bekam es sogar einen eigenen Blog.

Die erste Schritte in die Monetisierung

Eines Tages stolperte ich über Trigami und meldete mich an. Geld verdienen mit Testberichten – ich wusste nicht was mich da erwarten würde, doch da ich schon immer neugierig war, probierte ich es aus. Ich dachte mir, dass wenn ich die Unkosten für meine Webseiten zusammen bekommen würde, würde es mir das Leben schon erleichtern. Als erwerbsunfähige Rentnerin saß das Geld nicht locker und jeder Groschen war eine Hilfe. Wie überrascht war ich als am Ende des Jahres ein viertstelliger Betrag zusammen gekommen war. Wenn dies ohne großen Aufwand möglich war, was wäre dann erst möglich wenn ich mich intensiver damit befassen würde? Gedacht, getan. Ich begann Blogs zu den Thema Web 2.0 zu lesen, meldete mich bei Social Networks an, besuchte BarCamps und Bloggertreffen und verschlang alles was es zum Thema Blogs zu lesen gab.

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Das Thema Beauty packte mich

Mittlerweile hatte ich mich schon mit mehreren Blogs ausprobiert doch außer meinem privaten Tagebuch hatte mich kein Thema zum intensiven Schreiben beflügelt. Dies änderte sich als ich begann über Beauty zu schreiben. Ein neuer Blog war schnell erstellt und ich begann dort regelmäßig Artikel zu veröffentlichen. Bei der Recherche zu Produkten stolperte ich immer wieder über YouTube Videos. Mir gefiel wie gut man Produkte und die Eigenschaften selbiger direkt vor der Kamera zeigen konnte so dass ich beschloss es auch einmal mit YouTube Videos zu probieren. Ich war gespannt darauf ob YouTube und ein Blog sich gegenseitig fördern können oder nicht. Anfangs noch als Experiment gedacht, merkte ich schnell wie der Spaß mich packte da der Austausch bei YouTube noch stärker als wie bei einem Blog ist. Ich drehte Videos und schrieb zeitgleich dazu einen Artikel in dem ich das Video einband und konnte mich nun sowohl auf dem Blog als auch auf YouTube mit den Zuschauern/Lesern austauschen. Innerhalb kürzester Zeit folgten Facebook, Twitter und weitere Plattformen auf denen ich von Zuschauerinnen und Leserinnen angeschrieben wurde. Plötzlich war meine Meinung für viele Menschen wichtig geworden.

Blogger haben Leser, YouTuber haben Fans.

Hinzu kam dass ich nach einem halben Jahr bereits YouTube Partner wurde und mit meinen Videos Geld zu verdienen begann. Und auch beim Blog tat sich dank Affiliate etwas am Bankkonto. Ich investierte in ein professionelleres Blog-Design und bessere Ausrüstung fürs Filmen. Schnell machte sich dies bezahlt. Ich begann YouTube immer mehr mit dem Bloggen zu vergleichen. Bei dem Vloggen steht man als Person viel mehr im Mittelpunkt, wohingegen beim Bloggen die Artikel und die Meinung im Vordergrund steht und der Schreiber oft gar nicht wahrgenommen wird.

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Ich bin doch nur ich

Meine Zuschauerinnen begannen Wünsche zu äußern was sie sehen wollten, ich bekam Autogrammanfragen, welche mich sehr irritierten – ich bin doch nur ich – und es wurden Wünsche geäußert mich zu treffen. Einige YouTuber trafen sich in verschiedenen Städten um diesen Wünschen nach Zuschauertreffen nachzukommen. Mehrfach nahm ich an solchen Treffen teil und ich musste erst lernen damit umzugehen, wenn jemand schüchtern vor mir stand und sich kaum traute mich anzusprechen, aber nur wegen mir gekommen war. Es schüchtert einen doch ein wenn man dies erlebt, denn ich bin doch nur ich. Ich bekam Nachrichten in denen junge Mädchen jubelten, dass ich ihnen auf ihre Frage geantwortet hätte, sie hätten nie damit gerechnet dass sie von mir eine Antwort bekämen. Man rief bei mir daheim an und kreischte mir ins Ohr als feststand, dass ich wirklich ich bin – vor Freude mit mir zu sprechen. Ich bekam sogar Kommentare in denen ich als Vorbild bezeichnet wurde. Das zu begreifen fiel mir schwer. Ich bin doch nur ich – ich schreibe und erzähle doch nur von Beautythemen. In all den Jahren mit Blogs hatte ich diesen Effekt nie erlebt und war nicht darauf vorbereitet. Dadurch dass man vor einer Kamera sein Gesicht zeigt, wird der Personenkult viel stärker gefördert als wie es auf einem Blog je sein könnte. Die Social Networks unterstützten diesen Effekt ebenfalls.

Dank meiner Blogs kann ich Dinge erleben, die ich sonst nie erleben würde.

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Die Zusammenarbeit mit Unternehmen

Irgendwann wurden auch Firmen auf meinen YouTube Kanal und meine Blogs aufmerksam. Für Unternehmen war es deutlich sichtbar, dass die Käuferinnen ihrer Produkte eher auf den Rat von “der normalen Frau nebenan” hören als sich von irgendwelchen Zeitungsanzeigen beeinflussen lassen. Ich bekam mal unangekündigt, mal angekündigt Produkte zugesendet. Wenn ich wollte, konnte ich bei bestimmten Produkten auch die Firmen direkt nach Testmustern anfragen und bekam sie zu 95% auch. Irgendwann fanden sich sogar Zitate meiner Beurteilungen auf den Produktwebseiten der Hersteller wieder. Und als die erste Einladung einer PR Agentur zu einem Blogger Workshop kam, weil man von Bloggern lernen wollte wie Blogger ticken, war ich verblüfft. Von mir erwerbsunfähiger Hausfrau wollte man lernen? Auch Einladungen zu Events folgten bei denen mir Produkte vorgestellt wurden, manchmal flog ich dazu an wunderschöne Ecken auf der Welt. Ich erlebte Dinge bei den Events, die mir ohne das Bloggen wohl nie im Leben widerfahren wären. Meine Meinung war plötzlich durch meine Reichweite relevant geworden. Ich war vom Blogger und YouTuber zum Influencer mutiert.

Der Austausch ist es, der mich antreibt.

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Mein Antrieb ist der Austausch

Nach nur 2 Jahren hatte ich mit meinen Blogs und dem YouTube Kanal ein regelmäßiges Einkommen, heraus aus einem Hobby welches mir Spaß macht, erreicht. Doch ist es nicht das Geld, was mich antreibt weiterzumachen. Mein Antrieb ist der Austausch mit meinen Zuschauern und Lesern, ohne diesen wäre weder YouTube noch Bloggen für mich interessant – Geld hin oder her. Ich genieße es wieder mehr aus der heimische Wohnung heraus zu kommen, mich mit anderen Bloggern und Lesern zu treffen und auszutauschen und Dinge zu erleben, welche ich ohne Blog und YouTube niemals erlebt hätte. Es macht mir unendlich Freude mit meinen Artikeln andere Menschen zu unterhalten, informieren und auch zu helfen. Ich schrieb über die Pflege meiner demenzkranken Oma, kein leichtes Thema, oft ein Tabu. Häufig wurde ich gefragt, wieso ich solch private Dinge so offen preisgeben würde. Meine Antwort ist stets die gleiche: “Weil es anderen Menschen hilft und mir auch.” Mir helfen meine Artikel mich zu erinnern, sie für mich niedergeschrieben aufzubewahren. Meine Blogs sind zum Teil mein Gedächtnis. Und wenn andere Menschen in ähnliche Situationen kommen, dann helfen ihnen meine Erfahrungen vielleicht ein wenig weiter. Ich bekam sehr oft Nachrichten, in denen sich Menschen dafür bedankten, dass ich Dinge niedergeschrieben habe. Entweder weil es ihnen half, sie sich darin vielleicht widerfanden oder weil es sie an einem schlechten Tag einfach erheiterte. 

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Wo ich heute stehe

Ich habe in der Zeit meiner Schwangerschaft ein paar Blogprojekte eröffnet und auch ein paar geschlossen. Ich gehe strukturierter als früher an meine Artikel und Blogs. Doch im Kern bleiben sie für mich immer das, was sie waren. Meine Gedankenspielplätze für meine Meinung und alles was ich sagen will. Meine Blogs ändern sich wie meine Interessen sich im Leben auch immer mal verändern. Als meine Oma ins Heim kam, endeten die Artikel über Alzheimer und die Pflege. Kurz danach jedoch begannen die Artikel über Schwangerschaft und heute schreibe ich sehr viel über das Mama-sein und das Leben mit meinen Jungs. So habe ich auch gerade einen neuen Blog gestartet, auf dem ich das Mama sein neben meinem mittlerweile 13 Jahre alten privaten Blog, mit dem alles anfing, voll ausleben kann. Ich blogge nicht mehr ganz so oft wie früher, was jedoch einzig meinen Kindern geschuldet ist und nicht meiner Leidenschaft fürs Bloggen. Stets habe ich das Gefühl noch so viel schreiben zu wollen, doch der Tag hat nur 24 Stunden.

Wer genau aufgepasst hat, wird feststellen, dass ich die Frage nach dem “Was zieht Dich runter” nicht beantwortet habe. Es gibt darauf keine Antwort. Ich hatte niemals ein Gefühl von “runtergezogen”. Es gab keinen Moment bei dem ich daran dachte, das Bloggen aufzugeben. Es gibt nichts, was mich am Bloggen frustriert. Nicht mal die bösen Kommentare, die jeder YouTuber ertragen muss, konnten mir irgendetwas vermiesen. Auch die Lästereien in Foren haben mich nicht wirklich tangiert. Wer schreibt und seine Meinung äußert, der musste schon immer damit rechnen dass Gegenwind ihm ins Gesicht bläst. Wenn es rau zugeht, dann zieht man den Kragen hoch und macht die Jacke bis oben hin zu und macht weiter bis die Sonne wieder scheint. Und ehrlich gesagt, erlebe ich mit meinen Blogs fast nur Sonnenscheinwetter. Für mich sind sie eine Freude. Selbst wenn niemand sie lesen würde, würde ich einige davon bis in die Unendlichkeit weiterschreiben, aber ganz ehrlich? Mit Lesern machts einfach viel mehr Spaß 🙂