„Ich will meinem Kind viel bieten und die Zeit mit ihm genießen.“, hört man oft von frischgebackenen Mamas. Sie bekamen das erste Kind und möchten nun aus den vollen Genüssen der Mutterschaft schöpfen. Sofort werden die Anmeldungen für Pekip, Babyschwimmen und den Eltern-Kind-Kurs fertig gemacht. Baby Yoga und der Musikgarten sind ebenfalls schon fest eingeplant. Nach schlafloser Nacht rennt die junge Einlingsmutter von Kurs zu Kurs und „genießt“ ihre Mutterschaft. Übermüdet, mit Ringen unter den Augen aber voller inniger Erfahrungen zu ihrem Baby.

Zwillingsmütter putzen sich das alles ziemlich schnell von der Backe. Babyschwimmen? Ich bin ja schon froh, wenn ich beide in der Babywanne gehändelt bekoomme  – ohne dass mir einer absäuft. Pekip? Kann man das essen? Babymassage – die macht man doch bei Koliken rund um die Uhr, oder? Und Baby Yoga zum Entspannen? Mir reicht der Mittagsschlaf – danke auch. Jeglicher Kurs ist verbunden mit einem zweiten Erwachsenen und jeder Menge Koordination und Organisation. Und dann geht es sowieso schief. Ich tat mir den Stress nicht an. Ich verzichtete von vornherein. Und wenn so manche Einlingsmama schlau ist, lässt auch sie mal den einen oder anderen Kurs sausen und kuschelt lieber gemütlich im Halbschlaf mit ihrem Baby.

Conny die Kinder-Kurs-Feindin?

Die Babyzeit ist hier vorbei und wir nähern uns dem zweiten Geburtstag. Als Kind war ich Mitglied im Turn-klubb zu Hannover, kurz TKH genannt. Ich machte dort Bodenturnen und Jazz-Dance. Meine Erinnerungen daran sind mit viel Spaß verbunden. Und das möchte ich auch meinen Jungs ermöglichen. Klettern, erkunden, sich ausprobieren, rennen und andere Kinder treffen – mit Zwillingen im Kleinkindalter ist das doch schon viel entspannter. Es bedarf dabei auch keiner Begleitperson.

Der erste Versuch

Ungefähr im Februar unternahm ich den ersten Anlauf. Ich begab mich mit den Jungs zum TKH und nahm an einer Probestunde des Eltern-Kind-Turnen teil. Kinder von ein bis fünf Jahren tummelten sich in der Turnhalle, die mir aus meiner Schulzeit noch immer vertraut war. Ungefähr 35 Kinder mit je einem Elternteill turnten in der Halle. „Ganz schön voll hier.“, schoss es mir durch den Kopf. Ich setzte Alex ab und versuchte Basti ebenfalls auf seine Beinchen zu stellen. Während Alex das Weite suchte, musste ich Basti wieder in die Manduca auf meinen Rücken setzen. Er hatte die ganze Halle zusammen geschrieben. Voller Angst klammerte er sich an mich. Mit Basti auf dem Rücken schoss ich Alex hinterher. Er hatte als erstes die Bälle entdeckt und lief mit einem im Arm in Richtung Trampolin. Das Springen darauf machte ihm Freude. Er tapste in der Halle umher und ich folgte ihm stets kurz vor’m Herzinfarkt. Die Kinder um die vier bis fünf Jahre waren deutlich wilder als mein kleiner Schatz und schauten nicht immer wohin sie rannten. Ein Kind schnappte sich den Ball von Alex und fauchte ihn jedes Mal an, wenn er versuchte ihn sich wiederzuholen. Doch Alex – so schlau wie er ist – wartete einfach ab bis der Junge abgelenkt war und schwubs hatte er seinen Ball wieder. Nach 40 Minuten brach ich den Turn-Versuch ab. Ich war k.o. und wollte nur noch nach Hause.

Mir war klar, dass das so nichts werden konnte. Basti war zu verängstigt und hätte meinen Zuspruch gebraucht und Alex brauchte Daueraufsicht, sowohl aus Schutz als auch um ihn daran zu hindern sämtliche Trinkflaschen der anderen Kinder zu klauen. Ohne meine Ma oder meinen Mann wäre ich dort aufgeschmissen gewesen. Ich legte das Thema Turnen erst mal zu den Akten….

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Der zweite Anlauf

Anfang Juni gingen mein Mann und ich mit den Jungs spazieren. Wir schlenderten umher und fanden vor einem Geschäft ein Magazin. Dieses listete alle Kinderaktivitäten unserer schönen Stadt auf. Eine Werbeanzeige fiel meinem Mann ins Auge. Hannover 96 bietet in zwei Turnhallen in unserer Nähe Kinderturnen an. Neben einer Baby-Gruppe und einer Kombi-Gruppe, die für ein- bis fünfjährige Kinder gedacht ist, gibt es auch eine Gruppe für ein- bis dreijährige. Die Altersspanne war mir sofort sympathisch und ich erkundigte mich telefonisch. Nur zwei Tage später stand ich mit meinen Jungs in der gleichen Turnhalle, wie schon beim ersten Mal. Gleiche Turnhalle, anderer Turnclub. Es finden immer zwei Kurse hintereinander statt und man kann an beiden teilnehmen. Dies taten wir und es war herrlich! Die Gruppe ist noch sehr klein und überschaubar. Gerade mal 8 Kinder, inklusive meinen, waren anwesend. Die Betreuerin achtete mit auf meine Jungs und alles lief entspannt ab. Ich hatte keinen Herzinfarkt, Basti lief umher und Alex klaute in aller Seelenruhe Trinkflaschen. Ok, davon hielt ich ihn ab. Es war ein riesiger Unterschied zum ersten Versuch im Februar. Wir sind im Anschluss heim und die Jungs spielten nochmal eine Stunde auf dem Hof.

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Drei Tage später begab ich mich mit meiner Freundin Steffi und ihrer Tochter zu dem nächsten Kurs. Dieses Mal jedoch in einer anderen Turnhalle. Diese ist für mich schwieriger zu besuchen, aber es ist machbar. Der Kinderwagen muss 3 Stufen hochgezogen und angeschlossen werden. Er folgen wieder Stufen und zur Turnhalle muss man ebenfalls Stufen bewältigen. Da meine Jungs nur an der Hand Stufen hochlaufen und runter noch nicht so gut dabei sind, ist es noch etwas schwierig. Aber wie erwähnt: Machbar! Immerhin werden sie auch älter und bald können sie allein die Stufen laufen. Die Turnhalle selbst ist sehr viel offener als die der anderen Schule. Der Geräteraum ist nicht getrennt, sondern alles steht offen rum. Das ist nicht so schön. Da die Gruppe sehr klein ist, ist es allerdings kein Problem. Die Betreuerin achtete ebenfalls mit auf meine Kids und ich konnte mich auch mal entspannt nur einem Jungen widmen. Der Zugang zur Treppe und offenen Tür wurde auf meine Bitte hin mit einem Kasten blockiert. Alex ist nämlich ein kleiner Wegläufer.

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Insgesamt hat es mir sehr gut gefallen und ich werde meine Jungs nach den Schulferien im August im Turnverein von Hannover 96 anmelden. Wie oft und wann wir dann die Kurse nutzen werden, das wird jede Woche spontan entschieden. Bis zu vier Termine stehen jede Woche zur Auswahl und wenn es mal nicht passt, kann ich auch in eine der anderen Turnhallen der Umgebung ausweichen und dort den Kurs besuchen. Ich bin nicht an eine einzelne Turnhalle gebunden. Somit bleibe ich voll flexibel. Interessant finde ich übrigens, dass Einlingseltern ständig ihrem Kind hinterher laufen, ich als Zwillingsmama mir jedoch einen Sitzplatz suche, von dem ich beide Kinder schnell erreichen kann und im Blick habe. Ich bin nur bei Bedarf aufgestanden und unterstützte dann bei einem Turngerät. Ich fragte mich dabei, wer es eigentlich entspannter hat: Einlingseltern oder Zwillingseltern.

Zwar wäre es schön gewesen, wenn meine Jungs der Tradition des TKH gefolgt wären, aber H96 bietet einfach den besseren Kurs für uns an. Auch die Uhrzeiten sind für uns einfach passender. Auch nach der zweiten Turnstunde verbrachten wir mit Steffi und ihrer Tochter noch zwei Stunden auf dem Hof.

Und wer glaubt, dass sich meine Jungs nach anderthalb Stunden Turnen und zwei Stunden auf dem Hof spielen ausgepowert haben, der sei belehrt: „Sie schliefen erst um 22 Uhr!“ Da sage nochmal einer, dass Kinder sich müde spielen würden…..