Niemand ist unfehlbar. Das wissen wir vermutlich alle. Wenn man allerdings zu einer Messe fährt und dort seine Produkte vorstellen will, geht es einem um Perfektion. Doch manchmal läuft alles schief und es kommt wie es kommen muss: Man hat etwas vergessen. Wenn man dann aus dem Unglück einen Verkaufsschlager macht, dann hat man das Schicksal wirklich zum Guten gewendet.

So erging es den Mitarbeitern bei KWO.

Im Jahr 2000 auf der Frankfurter Messe „Tendence“ wollten sie ihre Räuchermännchen und weiteren Produkte vorstellen. Doch ein unachtsamer Mitarbeiter oder eine unachtsame Mitarbeiterin vergaß den Schlitten vom Räuchermann “Weihnachtsmann auf Schlitten“ einzupacken. Was ist denn bitte ein Weihnachtsmann ohne Schlitten? Vor allem wenn er sogar so heißt? Dumm gelaufen, nun konnte er nicht gezeigt werden. Papperlapapp, dachte sich Fr. Pichert, die eines der meistverkauften Räuchermännchen den Messebesuchern nicht vorenthalten wollte. Kurzerhand setzte sie als Verantwortliche für den Messeaufbau den Weihnachtsmann auf eine Regalkante.

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Der erste Eindruck war erstaunlich und je länger die Mitarbeiter den Weihnachtsmann anschauten, umso mehr kamen sie zu der Überzeugung, dass er doch recht nett anzusehen sein. Kurzerhand wurden die Skatbrüder der “Skatrunde“ ihrer Hocker beraubt und landeten neben dem Weihnachtsmann auf der Regalkante. Der Anblick stieß auf breite Zustimmung und eröffnete völlig neue Perspektiven.

Heimgekehrt von der Messe wurde in Olbernhau sofort mit der Entwicklungsabteilung gesprochen. Eine neue Rauchscheibe als Unterteil war notwendig und ebenso ein kleiner chirurgischer Eingriff in Form eines Loches im Rücken der Männchen, da nur so der Kamineffekt zu zielen war. Schon gingen die Kantenhocker in Produktion und dem Weihnachtsmann folgten der Schneider, Musiker, Angler, Falschspieler, Geschichtenerzähler, Koch, Harlekin und ein Förster.

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Im Jahr 2001 wurde auf der Frankfurter Messe “Premiere“ wirklich Premiere gefeiert. Die neue deutsche Erfindung der Kantenhocker wurden der Öffentlichkeit vorgestellt. Die bestellten Stückzahlen übertrafen die Erwartungen und der Produktionsplan musste nach oben korrigiert werden. Selbst der MDR berichtete in einem Beitrag in der Reihe „Einfach genial“ über die neuen Kantenhocker. Die Serie wurde seitdem ständig erweitert. Und dass die Kantenhocker sich schnell großer Beliebtheit erfreuten, zeigt auch dass andere Unternehmen damit anfingen selbige herzustellen. Doch KWO kann sich damit rühmen die Erfinder der Kantenhocker zu sein und das sogar aus einer schlichten Panne heraus.

Manchmal kann Pech eben in echtes Glück verwandelt werden.