Diese Kleinkind-Trotzphasen-Zeit – ist sie wirklich so schlimm?

Immer wieder lese ich in Mamagruppen, dass Mamas weinend in ihrem Kämmerlein sitzen und nicht ein noch aus wissen. Ich lese, dass sie darüber grübeln, ob sie ihre Kinder verzogen hätten, ob ihnen die Kleinkinder entgleiten würden und ob ihre Kinder sie nicht mehr lieb hätten. Die Frage nach der guten Mutter stellt sich ständig.

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Ich kenne das nicht. Habe ich nur Glück oder bin ich einfach nur anders gebaut? Ich saß noch kein einziges Mal heulend in irgendeiner Ecke. Ich habe noch nie darüber nachgegrübelt, ob ich eine gute Mama sei, wenn irgendwas mal nicht rund lief.

Ich habe mich belesen, was in einem Kind reifetechnisch wie und wann abläuft, ich probiere immer neue Dinge aus und weiß einfach um die Tatsache, dass die autonome Phase von widersprüchlichen Reaktionen geprägt ist. Die Kinder wollen vieles alleine schaffen, doch es gelingt oft nicht. Als Mama begreift man nicht immer sofort, was die Kinder wollen und das führt zu Frustrationen bei den Kindern. Kindern fehlt der Weitblick, den wir Erwachsenen haben und wir dürfen nicht den Fehler machen anzunehmen die Kleinen hätten ihn schon. Viele Mamas reagieren aggressiv auf das Trotzverhalten, was zu immer weiterem Stress führt. Das kann zu einer regelrechten Aggro-Wut-Spirale bis hin zum Schlagen des Kindes führen. Ein No-Go.

Auch meine Jungs haben Schreianfälle und Wutausbrüche, es gibt Tage da sind sie auch mal einfach schlechter drauf als an anderen. Aber die meiste Zeit sind sie ziemlich gut drauf. Mein Bild von ihnen ist insgesamt eher fröhlicher Natur. Selbst wenn es zwei oder drei Wutattacken gab, ist mein Tagesfazit positiver Natur. Ich habe nicht das Dauergefühl von „bösen Kindern“, denn so sind Kleinkinder nie. Ich empfinde eher Mitgefühl, wenn sie Wutanfälle haben, denn ich weiß darum, wie schwer es für sie ist ihre Gefühle zu begreifen. Ihre Hemmschwelle ist noch nicht hoch, sie müssen erst lernen ihre Gefühle zu kontrollieren und sie sind in Wut wie ein volles Waschbecken dessen Stöpsel gezogen wurde. Meine Aufgabe als Mama ist es diesen Stöpsel wieder in den Abfluss zu stecken. Klappt nicht immer, spätestens wenn das Wasser komplett raus gelaufen ist, wäre Ruhe und die Kinder fallen kraftlos und erschöpft in sich zusammen. Ich versuche den Stöpsel sehr viel früher wieder hineinzubekommen. Wenn es klappt bin ich happy, wenn nicht weiß ich, dass ich alles probiert habe und sie durch dieses Chaos begleitet habe.

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Es erinnert mich oft an die Zeit mit meiner dementen Oma. Wenn sie ihre Wutanfälle hatte, dann musste ich versuchen sie zu beruhigen, sie abzulenken, einfach sie aus der Lage herauszuholen.

Vielleicht war das einfach eine sehr gute Vorbereitung auf die Zeit mit meinen Zwillingen in der Trotzphase. Vielleicht empfinde ich die Trotzphasenzeit deswegen als nicht so schlimm.