Heute haben wir die Oma-freie Zeit genutzt und haben bei ihr ein wenig ausgeräumt. Wir müssen langsam anfangen weniger sensibel dabei zu sein. Es macht einfach keinen Sinn sich dauernd zu denken “Oh weh hoffentlich merkt sie nichts und vielleicht braucht sie es ja doch noch.”. Es macht keinen Sinn. Wir belasten uns damit nur selbst und kommen so niemals voran bei ihr.

Warum wir diese Ausräumaktionen überhaupt machen? Oma ist eine Sammlerin. Sie sammelt alles. Vornehmlich Schrott. Kriegsmessi nennen wir es. Verbunden mit der Demenz und ihrem Suchwahn ergibt das eine brisante Kombination.

Auf Dauer wird es Oma helfen wenn sie weniger Krempel hat. Zum Einen sorgen wir damit schon mal manchem vor. Irgendwann wird sie nicht mehr wissen dass man Holzleim zum Kleben benutzt statt zum Trinken…. Zum Anderen ist es auch für uns leichter ihr beim Suchen zu helfen. Auch gibt es weniger Stolperfallen für sie. Wir bemühen uns immer den Boden frei zu lassen aber Oma stapelt überall und so kommt es zu zugestellten Nischen, Gängen und Schränken…. Das ist nicht fein.

Nun haben wir heute also wieder einmal so eine Aktion gestartet. Wir haben wirklich viel raus geschleppt. Kistenweise Ü-Eier Bastelfiguren – Halb zusammen gebaut. Ein Glas mit 20 Schnullern. Unheimlich viele Miniseifen, die ca. 15 Jahre alt sind. Putzmittel, die vermutlich älter als ich sind. 2 Personenwaagen – eine hat sie noch! – billig Werbegeschenke, kaputte Teller und Tassen, lauter Verpackungsmüll, Deckel, leere Flaschen und abgelaufenes Mineralwasser. Wir haben nun auch einige Blumen weggeworfen. Meine Oma hat auch unheimlich viele Blumen. In den letzten Monaten hat sie es geschafft zusätzlich zu den überquellenden Blumenbänken auch noch den halben Esszimmertisch mit Blumen voll zu kriegen. Zeitgleich vergisst sie aber das Gießen. Nun haben wir einige verdorrte Blumen entsorgt – gleich mit Topf. Der Esszimmertisch ist nun wieder frei. Oma hat es gar nicht bemerkt. Puh….

Säckeweise haben wir raus geschleppt und doch ist es eigentlich überhaupt nicht leerer geworden. 🙁 Es ist immer wieder erschreckend zu sehen wie viel Schrott Oma in den Schränken hat. Es macht einem aber auch deutlich wie wenig von einem Leben an brauchbaren Dingen eigentlich übrig bleibt. 🙁

Omas Allgemeinzustand ist momentan etwas schlapp. Die Kälte setzt ihr etwas zu. Den ganzen Januar über war ich bei ihr wieder der Buh-Mann. Ich ging ihr daher so gut es ging aus dem Weg und meine Ma übernahm den meisten Teil der Pflege. Jetzt kann ich langsam wieder zu ihr, sie scheint wieder freundlich mir gegenüber gesinnt zu sein. Zumindest ist ihr Wesen wieder heller mir gegenüber. Das freut mich.

Übrigens erhielt ich gestern eine Anfrage vom Fernsehen (kein Privatsender). Man hatte eines meiner YouTube Videos gefunden wo ich über die Demenz meiner Oma sprach und dann bei mir angefragt ob ich nicht in die Sendung zu einem Interview kommen möchte. Es ging um das Thema Alzheimer und sie hätten gern jemanden da der innerhalb der Familie das erlebt hat. Leider hat es sich dann verworfen weil man doch lieber jemanden aus Aachen nahm. Ist halt günstiger so rein Fahrtkostentechnisch, da das Studio in Köln ist. Wäre aber bestimmt interessant geworden. Schade dass es nicht geklappt hat. Aber so konnte ich dann heute den Tag eben für die Ausräumaktion nutzen.