Ich habe heute ein Buch in die Hand bekommen aus dem Jahre 1969. Dieses Buch scheint Verlobten beim Standesamt mitgegeben worden zu sein. Es heißt „Sie und Er – Ein Ratgeber für hannoversche Brautpaare“. Neben Werbung enthält es sogenannte Tips für die Ehe. Ich musste doch bei einigem sehr schmunzeln und man kann sich heute kaum noch vorstellen, dass es sowas ernsthaft gab…. Beispiel gefällig? Aber haltet Euch fest, es ist für unser heutiges Verständnis einfach nur heftig!

Merkblatt – Gesundheitliche Ratschläge für Eheschließende

Gesundheit ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Glück in der Ehe. Sie verbürgt ein harmonisches Eheleben und gesunde Kinder.

Krankheiten dagegen bringt Kummer und Sorgen ins Haus, beeinträchtigt die Schaffens- und Lebensfreude des Ehepartners und zerbricht oft die eheliche Gemeinschaft. Kranke Eltern bekommen meist schwächliche, krankheitsanfällige Kinder und schädigen damit die körperliche und geistige Entwicklung der Nachkommen.

Unheilvoll sind für die Eltern wie für die Kinder die Tuberkulose (Schwindsucht) sowie die Geschlechts- und Geisteskrankheiten. Von zerstörender Wirkung auf Gesundheit und Ehe erweisen sich Trunksucht und Rauschgiftsucht (Morphium, Kokain usw.).

Es sollte sich deshalb jeder, der heiraten will vergewissern, ob sich die Eheschließung mit seinem Gesundheitszustand vereinbaren läßt. Es ist dies eine Pflicht jedes gewissenhaften Menschen gegen sich selbst, gegenüber seinen künftigen Ehegatten und den Nachkommen.

Die Brautleute müssen deshalb ernstlich prüfen, ob ihr Gesundheitszustand Gewähr für ein glückliches und harmonisches Eheleben bietet. Die Eltern der Brautleute und die Elternvertreter, die rechtlich und sittlich verpflichtet sind, für die Wahl ihrer Pflegebefohlenden zu sorgen, sind mitverantwortlich, dass diese Prüfung geschieht. Viele sind krank, ohne dies zu wissen. Nur eine ärztliche Untersuchung kann klären, ob eine Krankheit vorliegt, die eine Heirat im geegnwärtigen Zeitpunkt nicht ratsam erscheinen läßt.

Verlobte sollten deshalb vor der Eheschliessung ihren Arzt aufsuchen und diesen um eine gründliche Untersuchung (mit Röntgendurchleuchtung und serologischer Untersuchung) und um seinen sachverständigen Rat bitten. Zumeist wird die ärztliche Untersuchung eine Bestätigung der Heiratsfähigkeit bringen. Rät der Arzt auf Grund des derzeitigen Gesundheitszustandes von der Eheschliessung ab, so sollte dieser Rat befolgt werden, zumal der Arzt in sehr vielen Fällen eine baldige Heilung des gesundheitlichen Schatens in Aussicht stellen kann.

Da der Arzt zur Verschwiegenheit über den vorgefundenen Gesundheitszustand gegen jedermann verpflichtet ist, sollten sich die Brautleute vor der Eheschliessung gegenseitig unbedingt von dem Ergebnis der ärztlichen Befragung unterrichten. Wer dies unteröläßt, begeht ein bitteres Unrecht gegenüber seinem Verlobten, das sich später rächen kann.

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Sehr schön finde ich auch die „Wege zur Volksgesundung“ oder „Sie kocht“ oder auch „Die Küche – Das Reich der Hausfrau“. Auch das Kapitel „Wie behandelt man Frauen?“ ist nicht zu verachten mit solche Aussagen wie diesen:

Es gibt Frauen, die genauso behandelt werden wollen, wie ein Mann. Nimmt man sie jedoch beim Wort, sind sie beleidigt. [..]

Es gibt sehr intelligente Frauen. Dennoch funktioniert der weibliche Intellekt niemals so wie ein männliches Gehirn.[..]

Man sollte mit ihnen wie mit Pferden umgehen, die man streichelt, ehe man sie sattelt.

Auch spannend ist die „eheliche Rechtsbeziehung“ aus welchem hervor geht, dass die Frau den Haushalt in Eigenverantwortung führt und sie in diesem Bereich berechtigt ist Geschäfte auch für den Mann zu tätigen…

Im Buch gibt es auch einen ausführlichen Bereich namens „Sex und Ehe“. In diesem wird erneut die Gesundheit angesprochen und auch dass zu einer guten „seelischen Ehehygiene“ auch das Waschen des Körpers gehört und man eine leicht duftene Seife nehmen solle. Schweißanfällige Regionen soll man mit warmen Wasser und eventuell einem Schuss Essig im Wasser waschen.

Ich schüttel jetzt noch mit dem Kopf darüber was früher so „geraten“ wurde.