Dass meine Oma dement ist, ist hier bei uns in der Gegend bei den Läden wo sie regelmäßig einkauft, bekannt. Seit 40 Jahren schon kauft meine Oma bei M. Niemeyer gegenüber ihre Zeitschriften und gibt auch Lotto ab. Die Angestellten dort wissen dass meine Oma dement ist. Bisher wurden wir immer freundlich behandelt. Die angestellten Damen sind überaus freundlich.

Nun hatte Oma Zeitschriften doppelt gekauft. Sie kam mit diesen heim und ich merkte sofort dass diese doppelt sind. Sie wollte wieder hingehen und diese umgehend zurück geben. Ich sagte ihr dass sie zum Beleg die doppelten auch mitnehmen soll, so könnte sie es vorzeigen. Während sie die Treppen runter ging, begab ich mich zum Telefon und rief bei M. Niemeyer auf der Lister Meile an um das vorab abzuklären. Ich weiß ja dass Oma mit Erklärungen so ihre Schwierigkeiten hat.

Herr W. – Filialleiter des Geschäfts – nahm das Gespräch entgegen. Meine freundliche Anfrage wurde abgelehnt. Er nähme keine Zeitschriften zurück. Wie gesagt, dass meine Oma dement ist, ist ihm wohl bekannt. Aus Freundlichkeit mache man sowas nicht, dass man Zeitschriften zurück nehme. Ich teilte ihm dann mit – weil mir sein Ton überhaupt nicht passte – dass ich die rechtliche Betreuerin – wobei das im Geschäft ebenfalls schon bekannt ist – meiner Oma bin und den Einwilligungsvorbehalt habe und der Verkauf nur mit meiner Zustimmung rechtens sei. Er somit die Ware, wenn ich darauf bestehe, zurück nehmen muss. Ich solle ihn doch verklagen, wünschte mir einen schönen Tag und legte auf. Ich starrte den Telefonhörer an. Bitte? So eine Behandlung ist wirklich mehr als frech.

Ich wollte noch nicht aufgeben und rief nochmals in der Filiale an und Herr W. ging erneut ans Telefon. “Herr W. was soll das denn, wir sind so lange Kunde bei Ihnen, ich will Sie nicht verklagen.” begann ich das Gespräch. “Das wäre ja schön aber zurück nehmen tut er es nicht.” Ich betonte dass ich ihm gern die gerichtlichen Dokumente und das Gesetz raussuche aus welchem er entnehmen kann, dass er es muss, aber da hieß es nur wieder er täte das nicht, man sähe das meiner Oma nicht an und ich solle ihn doch verklagen. Auch habe er keine Zeit, der Laden sei voll. Eine aalglatte Lüge. Voll war der Laden nämlich nicht, denn meine Oma stand in dem Moment allein mit ihm im Laden. Sie wusste nicht mit wem er telefoniert. Ich sagte abschließend zu Herrn W. dass ich ab jetzt alle Verkäufe an meine Oma untersage. Ein “in Ordnung” folgte, sowie ein auf Wiederhören und wir legten auf. Die ersten Worte, die er danach zu meiner Oma sagte waren: “Ihre Enkelin hat mir verboten Ihnen noch irgendetwas zu verkaufen.” Oma ist daraufhin erbleicht und raus gegangen.

Kompetenz im Umgang mit Demenzerkrankten kann man wohl nicht zwingend erwarten. Aber so mit einer Kundin umzugehen, deren Geld man jede Woche über 40 Jahre lang nahm, DAS finde ich absolut unerhört. Ich selbst kaufte bei M. Niemeyer auch schon seit ca. 15 Jahren. Aber so eine Behandlung gegenüber Kunden ist ein absolutes NoGo. Auch die anderen Familienmitglieder werden jetzt nicht mehr bei M. Niemeyer in Hannover einkaufen.

Ein wenig Kulanz wenn eine langjährige namentlich bekannte gute Kundin krank wird und einen Fehler macht kann man wohl heutzutage noch erwarten. Ich bin über diese Behandlung und die Art wie mit mir gesprochen wurde absolut schockiert. Ich weiß, dass das Gesetz auf meiner Seite wäre aber es ist mir einfach zu lächerlich. Für Oma bin ich sehr sehr traurig, denn ihr tat es weh als sie mitbekam mit wem Herr W. so unfreundlich sprach. Sie selbst will dort nicht mehr einkaufen. Nach ca. 40 Jahren so behandelt zu werden, nur weil sie aus Versehen (sie versteht ihre Erkrankung ja nicht) mal doppelt gekauft hat, das begreift sie nicht. Sie selbst hatte jahrelang mit meinem Opa zusammen einen Schreibwarenladen an der Lister Meile und das hätte sie sich nie gewagt ihre Kunden jemals so zu behandeln.