Vorweg: Ich bin dankbar dafür, dass die MHH Hannover einen Transportdienst anbietet. Andernfalls wäre es sehr schwer gewesen, dass ich meine Kinder auf der Frühchenstation überhaupt hätte sehen können.

Dennoch schreibe ich diesen Artikel…..

Seit über 2 Wochen bewohne ich ein Patientienzimmer der MHH. Ich befinde mich auf der Mutter-Kind-Station, jedoch einige Meter entfernt von meinen Kindern, die auf der Frühchenstation liegen. Leider sind es nicht nur wenige Meter, sondern durchaus ist ein längerer Weg zu einem anderem Gebäude notwendig, um die 2 Mäuse zu sehen. Die Gebäude sind über Laufwege miteinander verbunden, man friert im Winter somit nicht und muss auch nirgends durch Regen laufen, doch für eine Mama mit Kaiserschnittwunde, ist dieser Weg ewig lang und schwer zu schaffen. Für mich mit meinen Komplikationen und Vorerkrankungen ist der Weg vergleichsweise so wenig zu schaffen, wie eine Himalaya-Besteigung.

Glücklicherweise gibt es den Transportdienst der MHH. Man gibt den Schwestern Bescheid, wann man abgeholt werden möchte, und sie tragen den Transportwunsch per Computersystem ein. Dann sollte entsprechend der Uhrzeit ein Mann mit Rollstuhl auftauchen und einen zu seinen Kindern fahren. Dieser Transportdienst ist auf dem gesamten MHH Gebäude aktiv. Sie transportieren Patienten in Betten und Rollstühlen zu Behandlungen und Untersuchungen und bringen auch notwendige Maschinen an den angeforderten Bestimmungsort. Und dazu bringen sie eben auch Mamis zu ihren Kindern.

Über eine Servicegesellschaft ist wohl ein Großteil der Transporteure eingestellt. Sie selbst sagen von sich, dass sie gut verdienen. Doch forscht man genauer nach, stimmt dies nur in Anbetracht dessen, dass man für den Job keine Vorerfahrung, noch Ausbildung braucht. 25 Euro brutto am Sonntag seien wohl drin, aber im Großen und Ganzen verdiene man nur 1000 Euro netto im Monat. Für ungelernte Kräfte ist dies durchaus verlockend. Man muss eben Schieben können und gut zu Fuß unterwegs sein. 25 bis 30 km pro Schicht seien normal. Sport – nein das noch nebenbei sei nicht mehr notwendig, wurde mir berichtet. Aber nicht nur speziell für den Transport angestellte Kräfte schieben die Patienten durch die Räumlichkeiten der MHH. Auch im öffentlichen Dienst angestellte Krankenpfleger hatte ich schon bei den Männern mit Rollstuhl dabei. Diese verdienen natürlich besser, haben ihre Beihilfe und dazu noch ein 13. und vielleicht auch ein 14. Monatsgehalt. Sie werden, wie ich raushörte, wohl eher als Springer für diesen Bereich eingesetzt.

An sich alles himmlisch… oder?

Als Patientin erlebe ich das Ganze nicht so himmlisch….

IMG_5666Manchmal habe ich Glück und der angemeldete Transport kam nach ca. 10 bis 15 Minuten. Da macht ich innerlich Luftsprünge. Doch sehr oft, verdammt oft, wartete ich 45 Minuten und heute musste ich sogar einmal 90 Minuten warten, bis ich dahin gekommen bin, wohin ich wollte.

Für mich ist das ärgerlich. Ich habe feste Zeiten bei denen ich bei meinen Kindern seien muss, um sie versorgen zu können. Ich sitze also manches Mal in meinem Zimmer, habe mich freigeschaufelt, bestellte den Transport und dann komme ich über 40 Minuten zu spät zum Versorgungstermin…. meine Kinder sind dann entweder schon fertig oder man hat sie so lange rausgezögert bis ich da bin – was aber auch nicht im Sinne der Kinder sein kann.

Beim Rücktransport zur Station ist es auch nicht das Wahre. Mein Essen steht in meinem Zimmer bereit und ich sitze knapp eine Stunde noch bei den Kindern. Mittlerweile nutze ich die Zeit zum Babykuscheln, doch als Diabetikerin muss ich auch mal was essen…. Vor ca. einer Woche saß ich abends eine ganze Stunde mit 39 Grad Fieber im Rollstuhl vor der Frühchenstation und wartete, dass man mich abholte…. und da soll man gesund werden?

Die Zeit ist hier insgesamt schon sehr knapp. 10 Tage lang fand nicht eine Krankengymnastik statt, weil ich dann bei den Kindern war und die Zeitspanne bei ihnen auch aufgrund des Transportes immer länger wurde. Nun verpasse ich mittlerweile sogar die Lymphdrainage…  Doch bei den Dingen hapert es auch an der Organisation und es liegt nicht an dem Transport selbst. Wir wollen nicht unfair sein…

Mich interessierte natürlich, woran es liegt, dass ich so lange auf Gängen rumsitze, mein Essen kalt wird und ich null und nix anständig planen konnte.

Wieso ist der Transportdienst so unberechenbar?

Früher hatte wohl jedes Haus eigene Transporteure. Laut Aussagen mancher Mitarbeiter, musste keine Mami mehr als 10 Minuten warten, um zu ihren Kids zu kommen. Heute jedoch ist es ein zentrales, computergesteuertes System. Die Mitarbeiter laufen nicht mehr in den zugeteilten Bereichen, sondern müssen auf dem gesamten Gelände aktiv werden. Sie werden dabei getrackt, so dass das System genau weiß, wer wann wo sich befindet. Dementsprechend teilt das System auch die Aufträge zu. Doch das scheint nicht so einwandfrei zu funktionieren, wenn ich an meine Wartezeiten denke….

Beim alten System kannten die Fahrer ihre Patienten. Man konnte beim Fahren plauschen, dem Patienten ein gutes Gefühl geben. Dies geht heute nur noch bedingt. Der großflächige Einsatz lässt kaum einen regelmäßigen Transporteur-Patienten-Kontakt entstehen. Über 2 Wochen bin ich hier und erst jetzt kenne ich 3 oder 4 der Männer soweit, dass wir uns auf den Gängen grüßen und weiterführende Talks bei Fahrten führen können.

Dazu kommt, dass manches Mal das liebe System Abholungen verschluckt. Wenn den Schwestern beim Bestellen nur ein Minifehler unterläuft, dann wird die Bestellung nicht rausgesendet. Dies wird über einen kleinen roten Punkt angezeigt, den die Schwestern kaum wahrnehmen. Manches Mal fiel erst im nachhinein auf, dass die Bestellung nicht abgesendet wurde. Hier könnte die Technik doch deutlicher es kennzeichnen oder sich anders bemerkbar machen.

Für die Transporteure auch kein Zuckerschlecken

Das neue computergesteuerte System hat wohl viel Geld verschlungen und muss nun natürlich zeigen, dass es zu Verbesserungen führte. Sicher ist, dass es die Mitarbeiter besser kontrolliert. Tracking pur. Man weiß genau, wer wo im Einsatz ist, wie viele Aufträge er am Tag hatte, wie viel er lief und ob er die Durchschnittslaufzeiten einhielt. Und das wird auch alles ausgewertet und überwacht. Doch dabei werden Wartezeiten bei Fahrstühlen oder bei Patienten nicht berücksichtigt. Wenn jemand deutlich länger für einen Auftrag, als de vorgegebene Standardzeit braucht, bekommt er einen Nachfrage-Anruf, was los sei. Von Arbeitgebersicht durchaus nachvollziehbar, man will effiziente Mitarbeiter und alles optimieren. Doch da wird die menschliche Seite der Arbeitnehmer etwas vernachlässigt. Das Arbeitsklima wirkt auf mich von außen nicht wirklich gut.

Aber vor allem scheint der Patient im neuen System einfach irgendwie vergessen worden zu sein…..