Ich war 18 Jahre jung. 2 Monate vor meinem 19. Geburtstag. Durch die theoretische Prüfung war ich einmal gefallen. Ein Fehlerpunkt zu viel. Nun stand die praktische Prüfung an. Es war der 14. Januar 1999. Der Geburtstag meines Großvaters. Mein Vater hatte mich damals zur theoretischen Prüfung gefahren, wo ich durchfiel. Nun hatte mich meine Mutter hingefahren. Mein Vater unkte darüber, dass nicht er mich fahren durfte.

Mein Fahrlehrer war ein Herr jenseits der 70, der bei meinen Fahrstunden auch gern mal mit Kaffee in der Hand eingeschlafen war. Der Prüfer war, ja wie war er eigentlich? Ich wühle in meinen Erinnerungen. Ich finde nur eines: Es war ein Mann. Ich weiß nicht mehr wie er aussah. Ich weiß nicht wie alt er war. Ich weiß nur, er war gemütlich. Es waren nur 2 oder 3 Leute vor mir dran. Und als ich an der Reihe war, wurde ich gefragt, ob ich tauschen könnte. Es begann leicht zu schneien und ein Motorradfahrer wollte gern noch die Prüfung ablegen. Ich ließ ihn vor und wartete geduldig. Im nachhinein kann ich froh sein, dass ich danach noch drankam, denn nach mir wurden alle Prüfungen für den Tag aufgrund des Schneefalls abgesagt.

Als der Prüfer dann wiederkam und es losgehen sollte, schlug mein Herz bis zum Hals. Nicht vor Aufregung aufgrund der Prüfung sondern einzig wegen meiner Brille. Ich hatte den Augentest bestanden, sodass ich ohne Brille fahren durfte. Es brauchte keine Eintragung, doch natürlich fuhr ich mit Brille. Ich fragte mich, ob der Prüfer darüber stolpern würde und ich am Ende doch noch die Brilleneintragung bekommen würde. Natürlich hat es den Prüfer null interessiert, ob ich eine Brille trage oder nicht. Aber meinem jugendlichen Brain war das irgendwie nicht bewusst.

Die Fahrt ging los. Vom TÜV Nord in Hannover aus fuhren wir ein wenig durch das Stadtgebiet. Es ging dann auf den Messeschnellweg und wieder eine Abfahrt weiter hinab gen Rückweg durch die Stadt. Die ganze Fahrt über hatte der Schneefall immer weiter zugenommen. Kurz vor erneuter Ankunft am TÜV Nord fiel meinem Prüfer noch etwas ein:

Prüfer: “Ach, Sie müssen ja noch Parken. Fahren Sie mal hier auf den großen Parkplatz.”

Ich fuhr langsam den Parkplatz entlang, der mittelmäßig voll war.

Fahrlehrer: Hier könnte sie parken.
Prüfer: Ach zu klein.
Fahrlehrer: Wie wär es mit dem?
Prüfer: Viel zu groß.
Fahrlehrer: Und diese Parklücke jetzt?
Prüfer: Ach, da sind wir doch schon dran vorbei.

Ich kam ans Ende des Parkplatzes.

Prüfer: Sie können doch einparken oder?
Ich: Ich denke ja.
Prüfer: Fahren Sie zurück, ich glaube es Ihnen einfach mal.

Kurz danach kam ich auch schon wieder beim TÜV Parkplatz an und machte den Motor nur 20 Minuten nach Beginn der Prüfung wieder aus.

Mein Fahrlehrer war sofort ausgestiegen und ich blieb hinter’m Steuer sitzen, während der Prüfer sich irgendwas auf Zetteln notierte. Es verstrichen gut 2 Minuten bis ich mich räusperte.

Ich: “Entschuldigung, äh was ist nun?”
Prüfer: “Wie was ist nun?”
Ich: “Ja, hab ich nun bestanden oder nicht?”
Prüfer: “Haben Sie Fehler gemacht?”
Ich: “Nicht, dass ich wüsste.”
Prüfer: “Na also.”
Ich: “Also hab ich bestanden?”
Prüfer: “Hier ist Ihr Zettel. Ja haben Sie.”

Da erst wagte ich mich zu freuen. Ich hatte meinen Lappen erhalten. Und es war wirklich ein Lappen. Ein Zettel auf dem stand, dass ich die Prüfung erfolgreich abgeschlossen hatte. Meine Ma fuhr mich danach sofort zum Ordnungsamt, denn ich musste diesen Zettel vorlegen und gegen meinen vorläufigen Führerschein eintauschen. Der vorläufige Führerschein war ein weißes DINA 4 Blatt auf dem mit Stempel der Stadt meine Fahrerlaubnis beglaubigt wurde. Mit dieser fuhr ich gut 7 Monate umher. Die Polizisten guckten immer sehr seltsam bei Kontrollen, 2 Mal dachten sie, ich würde sie veräppeln wollen.

Wer sich nun fragt, wieso ich keinen richtigen Lappen bekam, der schaue nochmal auf die Jahreszahl. Seit 1999 gibt es die Scheckkarte. Doch ausgeliefert wurde diese erst ab Mitte des Jahres. Es brauchte einfach noch Zeit bis ich meine Plastikkarte in Händen halten durfte und bis dahin fuhr ich dann eben mit meiner Beglaubigung umher. Glücklicherweise fiel ich in diese Übergangszeit, wo ich noch die alte Klasse 3 somit gemacht hatte.

2015-03-24 19.23.06

Ich kann also nicht mit einem alten “Grauen” auftrumpfen oder einem zerknitterten “rosa Schweinchen”. Ich habe nur die Plastikkarte. Aber immerhin muss ich mich meines Führerscheinfotos nicht schämen. 🙂

Schreib doch auch über Deinen Lappen und nimm so wie ich an der Blogparade: Mein erster Führerschein teil.