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Es gibt Themen, die sind keine leichte Kost. Es gibt Themen, mit denen will man sich am liebsten gar nicht auseinander setzen müssen, doch gerade diese sind es mit denen man sich auseinander setzen muss! Weil es immens wichtig ist! Ein solches Thema ist das Thema Missbrauchsprävention.
Jede Mama mit kleinem Kind weiß wie wichtig dies Thema ist. Doch wie bringt man das den Kindern nah ohne dass man ihnen Angst macht? Ohne sie zu verschrecken oder ihnen Alpträume zu bescheren? Wie schützt man seine Kinder vor diesen grausamen Dingen? Wie stärkt man sein Kind darin NEIN zu sagen? Vor allem dann wenn man als Eltern nicht dabei ist wie im Kindergarten oder Schule? Wie schützt man seine Kinder vor Übergriffen von vertrauten Personen?
Vermutlich kennt ein jeder die Geschichten aus den Medien… oder gar im Umfeld. Fünfjährige bei denen Doktorspiele deutlich zu weit gingen und die kleineren Kindern schlimme Dinge antaten – ungesehen von Erziehern, die sich aufgrund katastrophalem Betreuungsschlüssel gar nicht auf alle Kinder konzentrieren können. Oder man liest von den Erziehern oder Hilfskräften, die sich im Kindergarten an den Kindern vergingen. Oder Lehrer in Schulen oder der böse Mann auf dem Spielplatz, der einem Hundewelpen zeigen will….und oft ist es eben gar nicht der fremde Mann sondern ein Vertrauter vielleicht sogar ein geliebter Mensch, der dem Kind nah steht….
Alles Alpträume für Eltern…. wie schützt man sein Kind davor? Wie bringt man seinem Kind nah, dass nicht alle Menschen nett sind ohne die kindlich heile Welt komplett einstürzen zu lassen? Wie verankert man in seinem Kind, dass es immer alles Mama und Papa sagen soll, egal wie sehr es sich schämt?
Da ich selbst als Kind gleich mehrfach zum Opfer wurde, liegt mir dies Thema sehr am Herzen. Mir ist es wichtig meine Kinder vorzubereiten, dass es böse Menschen gibt. Sie zu stärken darin, dass niemand sie anfassen darf. Sie darin zu stärken NEIN zu sagen, dass niemand mit ihnen machen kann, was er will. Mein NEIN hat mich nicht bewahrt, aber Schlimmeres verhindert. Mein NEIN hat mir damals geholfen mich nicht schuldig zu fühlen. Wie gebe ich das meinen Kindern weiter?
Mein Weg sind Bücher
Um mit meinen Kindern kindgerecht darüber zu sprechen, wählte ich einen mir sehr vertrauten Weg. Den Weg der Bücher. Und ein ganz besonderes Buch, das auch schon für ganz kleine Kinder geeignet ist, möchte ich Euch heute vorstellen.
Mein Körper gehört mir von Dagmar Geisler
Das Buch „Mein Körper gehört mir“ ist keine Neuerscheinung. Es existiert bereits seit 25 Jahren und feiert dies mit einer nun erweiterten Jubiläumsausgabe. Diese habe ich bekommen und selten hat mich ein Buch so begeistert und so sehr bei einem wichtigen Thema bei meinen Kindern unterstützt.
Das Buch ist sehr einfach gehalten. Es überfordert nicht, aber es bringt auf den Punkt. Es macht keine Angst, es erklärt, holt das Kind bei sich ab und sagt klipp und klar, was das Kind tun soll. Es geht um die Körperwahrnehmung, es geht um Berührungen, es geht um ungewollte Berührungen und es geht um Nein sagen. Es bietet Handlungsalternativen und klärt auf. Und die beiliegende Körperkarte unterstützt das gemeinsame Gespräch mit den Kindern.
Ich habe dies Buch mehrfach mit meinen Kindern gelesen. Und sie übernahmen das „Stop – (Hand ausstrecken) – Mein Körper gehört mir“ sehr flott. Sie sagen nun sehr deutlich was sie wollen und was nicht – auch mir gegenüber, wenn sie mal nicht kuscheln wollen. Wichtig ist, dass man dann als Eltern auch darauf angemessen reagiert und Kinder nicht zum Kuscheln versucht zu überreden. Man muss dann ihre Grenzen akzeptieren und sie dafür sogar loben, dass es gut war und richtig zu sagen, was man nicht will.
Das Buch ist wunderschön illustriert. Besonders die beiden kleinen Kuscheltiere (Hase und Teddy) fand ich sehr einprägsam und unterstützend bei den Bildern.
Ich hatte die Gelegenheit ein Interview mit der Autorin zu führen und dies möchte ich Euch nicht vorenthalten.
Das Interview mit Fr. Geisler
Ihre Biografie besagt, dass sie für ein Fotostudio tätig waren, bei Gericht und bei Film und Fernsehen. Wie kamen Sie mit dem Bereich der Illustration für Kinderbücher in Berührung?
Kinderbücher wollte ich schon bei Beginn meiner Ausbildung illustrieren. Und das Schreiben war seit der 3. Klasse in meinem Kopf. Bis ich endlich einen Fuß in der Verlagswelt hatte, habe ich für viele andere Auftraggeber gezeichnet, auch als Cartoonistin war ich tätig. Das hat alles viel Freude gemacht, aber mein Herz gehörte immer der Kinderliteratur.
Was gab den Ausschlag, dass sie selbst Autorin von Kinderbüchern wurden?
Ich war als Kind eine Leseratte und bin es bis heute. Als es in der Schule mit dem Aufsatzschreiben losging war ich begeistert und wollte seit dem Autorin werden.
Wie kam Ihnen speziell die Idee zu dem Buch „Mein Körper gehört mir“?
„Mein Körper gehört mir“ kam in Zusammenarbeit mit pro familia zustande. Das Thema ist damals von außen an mich herangetragen worden. Schon während der Arbeit wurde mir klar, dass es mir ein wichtiges Thema ist. Das ist bis heute so geblieben und ich konnte es, auch durch andere Bücher, die ich zu diesem Themenfeld gemacht habe, immer mehr vertiefen.
Wie kamen Sie auf die Idee mit dem Hasen und dem Teddy, die sich immer wieder als Verstärkung der Botschaft durchs Buch ziehen?
Hase und Teddy sind mir ganz wichtig. Sie bringen ein wenig Humor und Leichtigkeit in dieses ansonsten so schwere Thema und sie können manchmal ganz direkt reagieren. An ihrem Mienenspiel können Kinder auch einiges ablesen und sich vielleicht ein bisschen mit Ihnen identifizieren.
Ich habe bei meinen Söhnen nach nur zweimal vorlesen direkt eine Umsetzung des Themas erlebt. Sie strecken nun stets die Hand aus und sagen „Stopp, ich will das nicht.“ Ich war fasziniert, wie flott die Umsetzung stattfand. Basiert der Aufbau des Buches auf Forschungserkenntnisse oder Erprobungen? Oder hatten Sie im Umfeld einfach getestet? Wie kamen Sie auf die Zusammensetzung des Buches in der Form, wie es heute existiert?
Die Geschichte mit Ihren Söhnen freut mich sehr. Das ist ein schönes Kompliment. Ich mache meine Bücher eigentlich immer aus dem Gefühl heraus, das ich noch aus meiner Kindheit kenne. Natürlich informiere ich mich auch inhaltlich, aber dieser Bezug zur eigenen Kindheit ist für mich der wichtigste Zugang.
Die Erweiterung des Buches (Anmerkung: Das Buch umfasst heute im Vergleich zur Erstveröffentlichung auch das Thema digitale Medien) fand ich nötig, weil sich damals, als ich das Buch zum ersten Mal gestaltet habe, die Frage nach den elektronischen Medien noch nicht gestellt hat. Und die Körperlandkarte finde ich sehr schön, um den Kindern die Beschäftigung mit dem Gefühl für den eigenen Körper noch auf eine andere Weise näher zu bringen. Wer sich selbst gut kennt, weiß auch was ihr oder ihm gut tut oder eben nicht gut tut.
Mein einer Sohn hat seitdem Umsetzen ein starkes Problem mit dem „Ich habe Nein gesagt, aber sie haben nicht aufgehört / haben nicht auf mich gehört“. Das wird im Buch kurz angeschnitten, doch irritiert es ihn total, dass jemand das nein überhört / nicht ernst nimmt. Gibt es für das Thema ggf. ein gesondertes Buch in der Reihe?
Wie gut, dass Ihr Sohn so offen über seine Erfahrungen sprechen kann. Dazu beglückwünsche ich Sie von Herzen. Zu Ihrer Frage: Es gibt das Buch:“ Ich geh doch nicht mit jedem mit“, in dem gezeigt wird, dass Erwachsene manchmal nicht so schnell locker lassen . Das Kind in dem Buch bleibt bei seinem „Nein“, wiederholt es immer wieder wie ein Mantra. Diese Art das Einzuüben finde ich ganz gut, denn es gibt erstaunlich viele Erwachsenen, die das „Nein“ eines Kindes nicht ernst nehmen.
Das Buch zieht Kreise
Als ich das Buch einige Male mit meinen Kindern gelesen habe, merkte auch eine Erzieherin im Kindergarten, was meine Söhne von sich gaben. Sie sprach mich darauf an, wie es zu der Aussage (Mein Körper gehört mir) von meinen Söhnen kam. Sie war einfach interessiert und dann sehr erstaunt als ich ihr von dem Buch berichtete. Sie fragte, ob sie es sich ausleihen dürfte, was ich natürlich bejahte. Das Buch wurde daraufhin in der Kindergartengruppe meiner Kinder von der Erzieherin vorgelesen und aufgearbeitet. Sie gab es mir zwei Wochen später zurück und berichtete, wie gut das Buch angekommen wäre und fragte ob sie es sich ggf. irgendwann nochmal ausleihen dürfte.
Interessanterweise kam ich mit einer anderen Kindergartenmutter anderntags ins Gespräch und sie berichtete mir, dass ihre Tochter von einem Buch über den Körper berichtet habe und wie toll sie es findet, dass im Kindergarten ein solch wichtiges Thema durchgenommen wurde.
Mein Fazit
Dies Buch ist für mich ein wichtiger Eckpfeiler im Vorlesen für meine Kinder geworden. Ich habe mir nach dieser guten Erfahrung noch viele weitere Bücher aus der Reihe von Dagmar Geisler gekauft und setzte sie abwechselnd in wöchentlichen Abständen oder nach Bedarf bei meinen Jungs ein. Darunter „Wohin mit meiner Wut“ – was bei meinen Söhnen gleichermaßen schnelle Erfolge erzielte im Thema Wutverarbeitung und wir tun niemandem weh als Familienregel.
Ich kann dies Buch „Mein Körper gehört mir“ wirklich allen Eltern mit Kleinkindern nur ans Herz legen. Wenn Ihr Eure Kinder stärken wollt, dann ist dies Buch eine wahnsinnig große Unterstützung.