Heute Vormittag war ich Zeuge von interessanten Unterhaltungen. Ich war auf dem Weg zum Arzt und nahm den Bus.

An der Bushaltestelle waren nur ältere Frauen. Eine Frau unterhielt sich kurz mit mir. Eine Andere ging an mir vorbei und wurde von einer Dritten aufgefordert Platz zu nehmen. Die Dame, die stand, fragte jene, die sich setzte, wie alt sie sei. 93 Jahre. Erstauntes Gucken folgte daraufhin. Sie zeigte einen Daumen hoch und meinte: „Kompliment, da hoffe ich auch noch hinzukommen.“ „Wie alt sind Sie denn?“, fragte die andere Dame und erhielt die Antwort „80 Jahre.“ Ich schaute verwundert. Beide Damen sahen LOCKER 20 Jahre jünger aus. Ich erfuhr, dass die 80jährige gerade gestern aus dem Krankenhaus kam. Sie hätte solche Schmerzen in der Schulter, dass sie Botox Injektionen erhielt, aber die halten nur 3 Monate, dann muss sie zum Schmerztherapeuten.

„Ach schauen Sie, da kommt unser Bus.“, sprach mich die erste Dame an, mit der ich zuerst zwei Sätze gewechselt hatte. „Stimmt“, erwiderte ich.

© geralt / pixabay

Im Bus kaufte ich mir ein Ticket, während alle drei Damen Platz nahmen. Bei der nächsten Station stieg eine weitere ältere Dame zu. Sie setzte sich zu der Dame, die sich anfangs an der Haltestelle mit mir unterhalten hatte, und wuselte sich an deren Hackenmercedes vorbei und half ihn zu verschieben. Sie begannen miteinander zu sprechen als sie plötzlich mitten im Satz abbrach: „Ach, mensch. Jetzt erkenne ich Dich. Siegried.“ „Hildegard“, fiel die andere ins Wort. „Ja, entschuldige Hildegard natürlich.“ „Und Du bist Rita, oder?“ „Nein Paula.“ „Ach ja, mensch lange her.“ „Wir haben uns bestimmt 10 Jahre nicht gesehen. Weißt, wen ich immer noch regelmäßig sehe? Die Gudrun. Kennst die noch?“ „Gudrun, Gudrun, nein sagt mir nichts.“ „Die Blonde. Obwohl, wann sind wir nochmal zusammen in eine Klasse gekommen? Wann war das?“ „Oh ja das weiß ich nicht mehr. Weißt an manches erinnere ich mich gut, Anderes ist völlig vergessen.“ „Ja, so geht es mir auch. “ Und dann sprachen sie weiter… während ich mir ein Schmunzeln verkneifen musste.

An der übernächsten Haltestelle verabschiedete sich die 80jährige Dame und wünschte der gesamten Frauenrunde, inklusive mir (dabei saß ich nur rum und sprach nirgends mehr mit), frohe Weihnachten und wie schön doch das Gespräch gewesen sei (sie hatte im Bus weiter mit der 93jährigen gesprochen) und sowas tut einem in ihrem Alter ja immer gut, wenn man sich mal unterhält, wo sie doch gerade im Krankenhaus war, wegen ihrer Schulter und so. Und dann verließ sie winkend den Bus und rief nochmal strahlend frohe Weihnachten.

Irgendwie war das eine der amüsantesten Busfahrten meines Lebens.