Ich sag es Euch….das ist echt Horror. Das Wahlsystem der weiterführenden Schule ist wahrlich ein Glücksspiel. Die Tage der offenen Tür liegen nun hinter uns. Wir waren bei sechs Gymnasien und schauten uns die Schulen an. Die Jungs haben insgesamt zweimal Probeunterricht. Und statt dass es leichter nun ist, wurde es nur viel schwieriger sich zu entscheiden.
Zunächst steht fest, dass es ein Gymnasium sein soll und dass die Jungs zusammen bleiben wollen. Damit beginnt schon das erste Problem. Ausgerechnet auf unserer bisherigen Hauptwunschschule können sie aufgrund des Zwillingsfaktors mit doppelter Wahrscheinlichkeit im Losverfahren rausfliegen. Jedes Kind bekommt einen Zettel und sie losen raus. Wird ein Zwilling gezogen, fliegen beide aus der Schule. Hingegen bei einem anderen Gymnasium wird hinein gelost und somit wäre die Chance auf die Schule doppelt so hoch zu landen. Wird einer gezogen, sind beide drin. Nur schade, dass die Jungs auf die Schule am wenigsten wollen. Bei zwei anderen Schulen wird hingegen der Zwillingsfaktor nochmal anders berücksichtigt und die Geschwisterregel kommt verstärkt zum Tragen, so dass nur dann beide raus sind, wenn beide gezogen würden, andernfalls sind beide drin.

Eine Schule hat eine tolle Hochbegabtenförderung, allerdings einen mittelmäßigen Schulweg. Mein einer Sohn hat eine extreme Reiseübelkeit und schon bei einer Busstation wird ihm eiskalt, der Schweiß bricht aus und ihm geht’s echt mies. Und das dann jeden Tag? Das würde schwierig werden. Eine andere Schule hat auch eine Hochbegabtenförderung, doch kaufe ich denen die Förderung irgendwie weniger ab. Zwei Schulen hatten total nette Lehrer, doch der Schulweg ist so eine Sache…. und am Ende weiß man eh nie wie die Lehrer sind, die die Kids dann haben. Eine Schule garantiert Spanisch als Fremdsprache, zwei Schulen losen die Spanisch-Schüler aus und eine Schule bietet nur Latein. Die fachlich beste Schule, der ich den differenzierten Unterricht tatsächlich abkaufe, hat den fiesesten Heimweg und Latein, doch Spanisch ist bei meinen Jungs irgendwie mehr angesagt. Eine nahe Schule hat hingegen die höchste Chance rauszufliegen, allerdings hatten sie letztes Jahr gar nicht losen müssen…. Tja, was nun tun?
Ich war vor Ort, ich sprach mit unendlich vielen Lehrern, besah mir die Schüler und sprach auch mit jenen. Ich stellte untypische Fragen, war direkt und stets offen. Ich sprach mögliche Probleme und Ansätze an und fühlte auf den Zahn. Ich sprach sogar mit Schülern der Oberstufe im Aldi und traf zufällig auf den Schulsprecher. Und dennoch bin ich am Ende genauso schlau bzw. ratlos wie vorher.
Die Schule mit dem herausforderndsten Schulweg hat meiner Meinung nach die beste Förderung und wäre für meinen einen Sohn wahrlich perfekt, doch hätte ich auch Sorge, dass sie ihn ggf. verheizen und überreden mehr zu machen als ihm gut täte. Hinzu kommt, dass sie nur Latein anbieten, was die Jungs irgendwie am wenigsten wollen und ich selbst in der Schule in der 9. Klasse hasste und nach 6 Monaten abwählte. Sogar mein Großvater meinte, dass Latein scheiße für ihn war und er ist auch ein sehr logischer Mensch. Nun gut, heute wird es garantiert nicht mehr so trocken unterrichtet, wie einst bei ihm…aber dennoch…
Die Schule mit dem kürzesten Weg kennt sich mit differenziertem Unterricht deutlich weniger aus und die AG’s sprechen meine Jungs auch weniger an, doch sie würden vermutlich eh kaum Lust auf die AG’s allgemein haben. Dafür wollen sie viel zu sehr gern heim. Ob sie hier spanisch bekommen würden, entscheidet dann allerdings wieder das Los. Die nächste fußläufige Schule hingegen lost jedes Jahr und wenn die nicht auf Platz 1 gewählt wird, kommt man definitiv nicht mehr rein, wenn die erste Wunschschule einen rauswirft. Geht man nun einen sicheren Weg und wählt eine Schule, wo man mit hoher Wahrscheinlichkeit landet oder geht das Risiko des Rauswurfs ein? Achtet man mehr auf den Schulweg als auf das Profil der Schule?
Die Jungs kommen vermutlich mit allen Schulen zurecht, doch mit jedem Heimweg nicht. Sie wollen möglichst eine nahe Schule und ich weiß um den Wert eines sehr kurzen Schulweges. Vor allem wenn man zum Mittagessen irgendwann auch einfach heim darf und zur AG dann einfach wiederkommen kann. Oder wenn Unterricht ausfällt und man innerhalb von wenigen Minuten wieder daheim wäre…. das hat schon was.
Unter’m Strich hat jede Schule Vor- und Nachteile. Wir beten, dass die Wunschschule die Jungs nicht raus lost. Was bleibt einem auch übrig? Ob es am Ende die richtige Wahl ist, das werden wir erst erfahren, wenn die Kids drauf gehen…. Ich war damals auf meinem Gymnasium 4 Jahre hochzufrieden und knallte dann im 5. Jahr hin und erlebte Mobbing sogar von der Lehrerschaft. Niemand steckt in sowas vorab drin. Wir können einfach nur wählen, abwarten und hoffen, dass es gut geht und die richtige Wahl war.