Eben war die Richterin bei Oma. Oma wurde dazu befragt ob es ok ist dass sie für 2 Wochen in ein Pflegeheim zur Kurzzeitpflege geht und ob ich das Aufenthaltsbestimmungsrecht erhalte. Oma war ganz lieb und hat zugestimmt. Bei Oma ist die Laune ja wirklich momentabhängig. Das hätte auch total anders laufen können. Oma denkt aktuell übrigens wir hätten April. Bei dem Wetter kein Wunder…..
Nun erhalte ich also das Aufenthaltsbestimmungsrecht und morgen geht Oma für 2 Wochen ins Pflegeheim. Ich bin gespannt wie es ihr dort gefallen wird. Wir lassen sie – falls es dort gut läuft – auch schon mal auf die Warteliste setzen. Die Warteliste ist lang und es kann noch sehr lange dauern bis ein Platz frei würde und selbst wenn kann man dann immernoch sagen, nein bitte erst Andere von der Warteliste. Man sollte schon sehr frühzeitig den Angehörigen auf die Warteliste setzen. Wir hätten es wohl schon letztes Jahr machen sollen aber wir konnten uns nicht dazu aufraffen. Jetzt müssen wir jedoch denn wir können es absehen dass wir nicht ewig die Pflege übernehmen können.
Oma bekommt seit dem Krankenhausaufenthalt kein Risperidon mehr da sie durch dieses Medikament so gut wie gar nicht mehr laufen konnte. Mit dem Laufen hat sie immernoch starke Probleme aber immerhin kann sie es wieder ein wenig so dass es für uns auch wieder einfacher ist sie zu betreuen und zu versorgen. Da sie ohne aber wieder sehr aggressiv war, bekommt sie nun Dipiperon Saft. Dieser macht sie ruhiger ohne ihr Laufen zu behindern. Anfangs hatten wir das Gefühl er wirkt nicht, aber nun scheint er gut dosiert zu sein. Er macht sie bisher auch nicht müde. Zwar hat sie immer noch aggressive Tendenzen aber sie manifestieren sich nicht so stark wie davor. Oder drücken wir es so aus: Die Aggressionen sind leichter zu beruhigen und abzuwenden.
Nun muss ich mich jedoch seit bereits mehreren Wochen mit einem Thema befassen, wo wir früher immer sagten: Wenn es soweit ist, dann beenden wir das Pflegen und sie muss ins Heim. Dabei dreht es sich um die Inkontinenz.
Eine leichte Blasenschwäche hatte Oma schon seit Jahren. Das war bisher kein Problem. Nun plötzlich von einem Tag auf den Anderen stellten wir fest dass sie vor allem spätnachmittags und abends/nachts das Wasser nicht halten kann, wie man so schön sagt. Wir hatten solche Inkontinenz Vorlagen bei DM gekauft aber die halten nichts aus. Sie sind bei einem richtigen “Schwall” einfach nicht saugfähig genug. Ich habe daraufhin bei der Hausärztin von Oma ein Rezept bekommen. Ich musste mehrfach nachordern bis da das Richtige drauf stand. “Inkontinenzvorlagen halbjährliche Versorgung mit Hausbesuch”. Mit Hausbesuch deshalb weil wir Oma nur schwer irgendwie hinbekommen. Die Ärztin hatte immer am Ende noch 28St aufgeschrieben. Was das sollte, konnte mir auch keiner sagen….
Die AOK zahlt aber nur knapp 30 Euro im Monat für Inkontinenzvorlagen. Wer eine höherwertige Versorgung nimmt, der muss zuzahlen. Eine Vertreterin kam zu uns nach Hause und stellte mir die Vorlagen vor. Ich erhielt ein paar Probeexemplare mit denen wir es nun versuchen. Diese sollen bis zu 500ml aufnehmen können. Da sollte alles trocken bleiben.
Nun hoffe ich nur dass Oma nicht wieder versucht die Dinger zu zerschneiden, denn dann saugen die nix mehr auf….. Schon mehrfach fanden wir abgeschnittene Enden von den Dingern. Irgendwann nehme ich ihr noch alle Scheren weg…..
Wir wollen es aber auch mal mit solchen Inkontinenzhöschen ausprobieren. Die könnten von Oma vielleicht besser akzeptiert werden. Wobei Alzheimerpatienten diese angeblich nicht so gern benutzen. Wir probieren es einfach mal aus und entscheiden uns dann. Mit 4 Vorlagen am Tag kommen wir sogar mit den 30 Euro der AOK aus.
Übrigens gibt es wohl auch noch monatlich bis 31 Euro extra für Handschuhe, Inkontinenzauflagen und Tücher und ähnliche Verbrauchsmaterialien von der AOK. Das werden wir nun auch beantragen. Ich will auch solche Einmal-Schutzmatten fürs Bett haben. Sicher ist sicher. Nicht dass auf Dauer die Matratze versaut wird.
Einen Gedanken Oma wegen der Blasenschwäche endgültig ins Heim zu geben haben wir gar nicht mehr. Unsere Grenze hat sich auf Stuhl-Inkontinenz ausgeweitet, denn da ist es für uns dann doch zu viel. Irgendwo muss man seine Grenzen setzen. Es wurde uns aber auch deutlich vom Heim mitgeteilt, dass wir nicht zu lange warten sollen damit Oma in selbiges zu bringen. Wenn die Herrschaften erst ins Heim kommen wenn sie ihre Umwelt schon gar nicht mehr wahrnehmen, dann leben sie sich so gut wie gar nicht mehr ein. Das hatte ich schon geahnt, denn ich merke immer häufiger dass Oma im Umfeld Fremder mit gleichaltrigen Senioren in ihrem aktuellen Zustand doch eher aufblüht. Das fiel mir schon bei der Tagesbetreuung auf. Je weiter die Demenz fortschreitet umso mehr will Oma beschäftigt werden. Das ist auf Dauer ein 24 Stunden Job. In einem Heim gibt es neben den Pflegern eben auch andere Bewohner so dass die Senioren immer was um die Ohren haben. Klar wird Oma daheim von uns besser betreut aber ich denke aufblühen würde sie in einem Heim auf Dauer mehr. Aber der Verlust ihrer Wohnung würde ihr schwer zu schaffen machen. Den richtigen Zeitpunkt zu finden, das wird schwer werden. Aber bis dahin genießen wir noch das Zusammensein mit Oma. Sie ist oft auch einfach nur niedlich. 🙂
Abschließend will ich Euch noch ein paar Fotos vom Pflegeheim zeigen in welches momentan unser Favorit ist und wo Oma nun erstmal 2 Wochen ist.
Hier erstmal das Zimmer. Es ist ein Bett und ein Nachttischdrin sowie ein Kleiderschrank. Man darf als Bewohner dann auch eigene Möbel mitbringen und es frei gestalten wie man mag. Das Bad ist mit Dusche ausgestattet.. Jedes Zimmer hat einen Balkon, welchen sich 3 Zimmer teilen.
Der Essbereich ist groß und freundlich, gleich dahinter ist eine Art großes Wohnzimmer. Wer jetzt meint, dass alles altbacken aussieht, der muss bedenken welche Generation dort lebt. Diese fühlen sich gerade mit solchen Möbeln wohl und heimisch.
Auf der obersten Etage gibt es ein großes Badezimmer mit Wanne und Dusche. Hier können die Bewohner auch gebadet werden. Hier werden auch die Haare geschnitten wenn die Friseuse kommt.
Überall gibt es so kleine Begegnungsinseln. Auf jeder Etage standen Möbel und Tische und solche Wohlfühlecken.
Die Einrichtung hat mir gut gefallen. Ich denke Oma wird es gefallen. Die Senioren dürfen auf allen Etagen frei rumlaufen wie sie möchten. Es sind Halbetagen und insgesamt 7 an der Zahl. Eingesperrt sind die Senioren nicht, Oma könnte also jederzeit abhauen. Das jedoch gefällt mir weniger. Gerade bei Demenz sehe ich da ein Risiko. Aber die Eingangstür ist sehr schwer so dass Senioren die vermutlich nicht sooo schnell aufbekommen. Ich weiß jedoch von der Tagespflege, dass da auch die Senioren gegenseitig auf sich aufpassen. Wenn da eine versucht abzuhauen, kreischen immer alle los, dass da eine weg will. Ich habe bei der Besichtigung keine nicht angekleideten Senioren gesehen. Ich habe mir auch von Bekannten, welche mit diesem Heim schon Erfahrungen haben, einmal ihre Erfahrungen schildern lassen und hörte nur Gutes. Ich habe ein gutes Gefühl Oma für 2 Wochen dort zu lassen. :)
jaegerin86
Liebe Conny,
Ich finde es wunderbar, wie ihr euch um eure Oma sorgt und für sie sorgt. Allerdings weiß ich beruflich und privat, welche große Herausforderung das ist. Schön, dass ihr für euch dafür entschieden habt, so langsam den Schritt Richtung Pflegeheim zu gehen bzw. das Ganze mal „anzutesten“. Ich denke 2 Wochen „schnuppern“ ist für den Anfang genug und es hilft einem bei der Entscheidungsfindung. Wie du schon gesagt hast, hat so ein Heim seine Vor- und Nachteile. Ich hoffe, dass es eurer Oma gefällt und sie sich wohl fühlt.
Es ist ja nicht so, dass ihr sie abschieben wollt, aber manchmal muss man zum Einen an seine eigenen Kapazitäten (psychische und physische) denken und auch daran, dass bestimmte Dinge im privaten Bereich einfach nicht so umgesetzt werden können wie in einem Heim. Z.B. denke ich nicht, dass ihr „Bespaßung für den ganzen Tag“ bieten könnt. Falls du verstehst, was ich meine. Klar sind auch im Heim die Möglichkeiten begrenzt, aber wie erwähnt ist es für die Bewohner oft schön unter Gleichaltrigen zu sein…
Ich hoffe, dass es so läuft wie ihr es euch vorstellt und dass Oma genau so angetan von dem Heim ist, wie du es jetzt bist… :smilie:
Meine Oma würde uns eher verprügeln, als zuzustimmen für 2 Wochen irgendwo hin zu gehen. Sie weigert sich nämlich wehement Medikamente außer ihre Blutdruckmittel zu nehmen und auch alle anderen Neuerungen sind absolut „böse“.
glg
Conny
Ehrlich gesagt geht es uns nicht nur ums Anschnuppern sondern wir wollen einfach auch mal 14 Tage Urlaub haben um uns zu regenerieren. Man muss eben einfach auch mal raus bzw. wollen wir daheim auch Dinge noch richten, welche notwendig sind, wozu wir sonst nicht kommen. 🙂
Bei Oma sind auch alle Neuerungen böse. Doch das änderte sich mit der Zeit. Und seitdem sie den Saft bekommt, ist sie einfach umgänglicher. 🙂 Dennoch sind Neuerungen immer schlecht. Wir bemühen uns immer einen ähnlichen Ablauf zu gewährleisten.
jaegerin86
Ja, Urlaub ist manchmal echt wichtig. Leider kenne ich viele, die ein schlechtes Gewissen haben, von ihren Angehörigen „Urlaub“ zu nehmen. Aber man muss sich einfach auch selbst eingestehen, dass man mal selbst wieder zu Kräften kommen muss. Dem Pflegebedürftigen bringt es ja auch nichts, wenn die Pflegenden krank werden, nur weil sie sich aufopfern.
Wenn es ihr im Heim gefällt, ist das ja quasi, als ob ihr getrennt Urlaub macht. Ihr daheim (oder sonst wo) und Oma im „Rolatorparadies“. :smkicher:
Lara
Hallo Conny
finde dein Bemühen sehr schön. Hab beruflich mit Demenz zutun und würde dir raten ein Pflegeheim mit Demenzstation oder Gerontopsychatrischer Station zusuchen, den ich habe schon oft erlebt wie überforderte Pflegeheim reagieren. Auch die Dusche im Zimmer find ich nicht seniorengerecht ein ebenerdiger Einstieg wäre besser.
LG Lara
Lara
Hey Conny,
bin gerad etwas verwundert das mein Komentar von gestern hier garnicht auftaucht!?
Warum nur?
Conny
Ich hatte Deinen Kommentar noch nicht freigeschaltet 🙂 War noch nicht dazu gekommen. 🙂 Die Duschen haben die Stufe, aber nur auf den Zimmern. Auf jeder Etage gibt es ein großes Bad mit Wanne und flacher Dusche 🙂
Matthias
Hi Conny,
sehr schöner Artikel, ich wünsche dir und deiner Mama alles Gute. Ich habe vor kurzem für meine Oma auch Inkontinenzprodukte gesucht, da meine Mutter mich darum gebeten hatte. Wir hatten, soweit ich das mitbekommen habe, ein ähnliches Qualitätsproblem. Wie dem auch sei, kann ich dir nur empfehlen im Internet ein entsprechendes, auf Inkontinenz und Pflegehilmittel spezialisiertes Versandunternehmen aufzusuchen. Die bieten Gratismuster an und übernehmen auch Kontakt zur Pflege- und Krankenkasse wegen der Bezuschussung. LG Matthias