Was soll ich sagen? Ja es ist wahr. Ich bin seit vorgestern wieder am Sniefen. Mir ist nun seit 2,5 Tagen schwindelig, ständig übel und die Nase ist irgendwie am Laufen aber auch nicht richtig. Ich fühl mich wie “dicht”. Und mir ist warm. Dauermwarm wobei da dann doch eher der Sommer Schuld ist. Aber war echt so klar dass ich wieder krank bin. Mein kleiner Neffe hat mich am Freitag exakt ein einziges Mal angehustet. Ein verdammtes fu****g Mal.
Nun denn, muss ich da nun wieder durch. Aber prompt auch wieder wenn ich zum Zuckertest zum Arzt müsste…. und jedes Mal habe ich dann erhöhte Werte wegen der Infektion. Das darf doch echt nicht wahr sein.
Aber was war denn nun so in letzter Zeit hier los?
Letzte Woche Mittwoch war ein WP Blogger Treffen. Wir waren 7 und haben gut im Lokal Zwischenzeit gegessen und uns ausgetauscht. War richtig nett.
Oma kann super Socken zusammen legen. Das ist ihre neueste Aufgabe bei mir. Sie macht es gern. Man soll demente Personen ruhig Arbeiten im Haushalt übertragen. So haben sie Erfolgserlebnisse. Oma war die letzten Tage sehr streitlustig. Das war oft anstrengend. Wenn sie jedoch Fotoalben anguckt, dann ist sie fröhlich. Sie ist wirklich sehr verwirrt mittlerweile. Auch in der Tagespflege ist sie noch vergesslicher. Nach fast jeder Mahlzeit heißt es sie habe nichts zu essen bekommen oder man habe ihr ihre Tabletten nicht gegeben. Die Pflegerinnen in der Tagespflege werden damit schon in den Wahnsinn getrieben. Sie lassen sich nun von Oma unterschreiben wenn sie Tabletten bekommen hat. So können sie ihr das immer zeigen. Hatten wir hier auch eine Zeitlang versucht aber dann glaubte sie die Unterschrift sei gefälscht. Sie lässt somit nun die “Tarnung” bei Fremden fallen. Bisher haben Fremde auf sie immer die Wirkung der Tarnung hervor gerufen. Nun fällt diese und ihre penetrante und aggressive Art bzw. ihre Vehemenz tritt nun auch bei Fremden zu Tage.
Immer wieder schau ich Oma an und sehe die Leere in ihren Augen. Als wenn sie Stück für Stück entweicht. Man möchte sie festhalten doch es geht nicht. Mir fällt es auch auf Fotos immer wieder auf wie leer Ihr Blick oft ist. Wirklich seltsam.
Wir haben aus ihrem Kleiderschrank zu kleine Röcke, Nachthemden und Unterwäsche aussortiert. Man möchte es ihr sagen was man tut doch man kann es nicht. Sie versteht es nicht. Es regt sie nur auf. Es bringt nichts. Daher schweigen wir. Ich hatte es mit den Schuhen noch ausprobiert. Einen Tag wollte sie dass sie verkauft werden, einen Tag wollte sie nicht und gestern fragte sie mich ob ich denn nun endlich mal was verkauft hätte, sie hätte gern etwas Geld.
Und wir stehen da und müssen entscheiden welche ihrer Kleidung wir rausnehmen und für sie verkaufen. Natürlich erhält sie den Erlös. Das ist doch klar. Doch ich mach oft die Preise zu hoch. Ich will es nicht unter Wert weggeben, will ihre Sachen nicht verschleudern. Ich gehe nach und nach mit den Preisen runter. Ich will mich noch im Spiegel angucken können und mir sagen können: Ok Du hast es wenigstens versucht einen höheren Preis zu bekommen.
Ich saß heute mit einem Sack voller BH’s und Slips von Oma hier und habe die bei Kleiderkreisel eingestellt. Dabei fiel auf: Es waren gar nicht alles ihre. Da waren sogar welche von meiner Mutter dabei. Wie die zu Oma kamen? Wir wissen es nicht. Auch so manchen Rock haben wir nie bei ihr gesehen geschweige denn an ihr. Viele sind viel zu klein. Manche sind zu groß. Oma hat immer viel von Anderen bekommen. Gabs irgendwas umsonst, Oma schrie “Hier! Ich!”. So war es immer. Ist es sogar heute noch. Doch mit dem schlechten Gewissen wegen des Aussortierens und des Verkaufens, auch wenn sie das Geld bekommt und es nur zu ihrem Besten ist, mit selbigen muss ich allein fertig werden.
Ab Freitag wird Oma auch Ergotherapie bekommen. Ich habe eine frühere Freundin vom Campingplatz aufgetrieben, welche Ergotherapeutin ist. Praktisch. Sie hat Ähnlichkeit mit mir und Oma mag Menschen, welche Ähnlichkeit mit mir haben. Irgendwie seltsam. In der Tagespflege gibt es auch jemanden die Ähnlichkeit mit mir hat und Oma ist total vernarrt in diese. Nur bei mir schimpft sie immer. Dabei bin doch ich das Original.
Ihre Inkontinenz ist leider nochmal schlimmer geworden. Aber sie gewöhnt sich an diese monstermassig großen “Binden”. Aber manchmal wirds chaotisch. Heute hatte sie 4 Schlüpfer übereinander an. Beim Ausziehen waren es auch noch 4 aber irgendwie waren da noch mehrere Lagen Toilettenpapier zwischen Schlüpfer und Binde. Was die da sollten, ich weiß es nicht. Den einen Tag hatte Oma sogar 5 Schlüpfer an. Die Begründung: Ich will keine Blasenentzündung wie letzte Woche kriegen. Sie hatte letzte Woche keine….. Sie scheint immer mehr den Bezug zum aktuellen Zeitpunkt zu verlieren. Ihr Alter, der Monat und das Jahr gehen immer und immer weiter verloren.
Am Samstag hatte ich Besuch von meiner Teeaffaire und seiner lieben Frau. Tüffi und Tasja waren zum Tee trinken da, was mir sehr freute. Es war richtig nett.
In den nächsten Tagen wird es kaum Videos von mir auf YouTube geben. Da ich nicht vorgedreht habe und eben nun krank bin und dazu noch so viel Kleidung bei Kleiderkreisel einzustellen habe, nehm ich mal das recht raus ein paar weniger Videos hochzuladen 🙂 Nehmt es mir nicht krumm. Es gibt Dinge, die eben vorgehen 🙂
Michaela
Hallo liebe Conny,
ich wünsche dir erst ma gute Besserung.
Das deine Oma dement ist, ist sicher sehr belastend. Ich kenne das von meiner Großmutter. Sie war auch manchmal agressiv, obwohl sie sonst eher eine sehr gutmütige Person war. Die Demenz verändert die Persönlichkeit eines Menschen sehr stark. Diese Veränderungen zu sehen, ist sehr schwer für die Angehörigen.
Ich wünsche dir viel Kraft und Stärke um alles durchstehen zu können.
Liebe Grüsse vom Bodense,
Michaela
Stephanie Reichert
Hey Conny…
es macht mich als Pflegekraft betroffen zu lesen wie es dir und deiner Familie dabei ergeht zu erleben wie die Oma sich in ihrer Demenz verliert. Was soll ich sagen? Aus dieser Sicht habe ich es nie wirklich gesehen. In der Regel ist die Demenz schon sehr weit fortgeschritten wenn Menschen ihre Angehörigen zu uns bringen. Wir kennen den Menschen hinter der Maske des Vergessens nicht und haben auch wenig Chancen ihn so kennen zu lernen. Dazu kommt noch die Distanz die man sich als Pflegekraft einräumt um seine Seele zu schützen, man betrachtet den Menschen kühler und mit medizinischem Hintergrund. Deine Erzählungen lassen mich darüber nachdenken und bewirken dass ich den menschen offener begegne und versuchen will zu ergründen was für ein Mensch er mal war.
Das Bild, wie du deine Oma im Arm hälst, berührt mich sehr! So viel Liebe und Fürsorge, aber auch Sorge, Verantwortung und Hilflosigkeit zeigt es mir.
Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft!
Drück dich…
Stephanie
Conny
@Michaela
Ich danke Dir. Ja die Demenz verändert das Wesen total. Manches wird verstärkt, anderes verschwindet aber dafür erscheinen auch komplett andere Dinge, welche aber auch mal gut sein können.
@Stephanie
Ich denke, als Pflegekraft muss man auch anders damit umgehen. Sonst würde man als Pflegekraft auch an dem Job zerbrechen. Ein wenig Abstand muss man sich bewahren. Ich frage mich ob man als Pflegekraft überhaupt den früheren Menschen ergründen kann. Aber als Pflegekraft kann man den Menschen anders kennenlernen. Meine Oma ist meist viel ausgeglichener gewesen wenn sie in Pflegeeinrichtungen war. Das gibt uns als Angehörigen ein gutes Gefühl. Der Pflegeberuf ist ein sehr harter Job und ich persönlich bin froh dass es Menschen gibt, die diesen ergreifen.
Aber ich muss Dir die Illusion rauben: Auf dem Foto das sind nicht wir. Ich habe dies Bild von einer Bilddatenbank. Aber es sagt alles aus was mich berührt.
Stephanie Reichert
„Aber ich muss Dir die Illusion rauben: Auf dem Foto das sind nicht wir. Ich habe dies Bild von einer Bilddatenbank. Aber es sagt alles aus was mich berührt.“
Ja das sah ich dann auch dass das Bild von Pixelio ist, dennoch – wie du schon sagst – sagt es all das aus und berührt daher so sehr.
Ich wünsche mir für uns Pflegekräfte und für den dementen Menschen (aber auch für alle anderen, alten Menschen in Pflegeeinrichtungen) dass die Angehörigen viele persönliche Dinge mitbringen. Eine Bewohnerin hatte ein riesengroßes Portrait von sich als junge Frau im Zimmer hängen und sie war so wunderhübsch! Fotoalben, Möbelstücke, Porzellanfiguren… all diese Dinge führen uns Pflegekräften vor dass wir es mit Menschen zu tun haben, die selbst ein Leben geführt haben. Ein spannendes, tragisches, entbeerungsreiches aber auch ein Leben voll glücklicher Momente. Diese Menschen waren auch einmal jung, haben geliebt, Kinder bekommen, um ihr Glück gekämpft, den Krieg überlebt, sich ihr Leben neu aufgebaut… es ist für eine Pflegekraft leichter nur den alten, gebrechlichen Menschen zu sehen der hier sterben wird, doch ein Teil seines Lebens zu sein sollte für uns selbstverständlich sein und Erinnerungsstücke an dieses Leben können dabei helfen.
Ich möchte gerne weiter teil haben an deinen Erfahrungen mit deiner Oma.
Conny
Ich habe ein Bild meiner Urgroßmutter auf dem sie jung und wunderschön war. Ich liebe dieses Bild. Auch wenn ich diese Urgroßmutter nie kennengelernt habe.
Ja es ist schon heftig wenn man sich das alles vor Augen führt. Meine Ma und ich sagten uns gestern nachdem wir aussortiert hatten: Es ist schon traurig was am Ende von einem Leben übrig bleibt.
Mein verstorbener Dad sagte schon früher nach dem tod seines Vaters, dass alle Dinge mal für jemanden eine Bedeutung hatten und nun nur noch Plunder sind. Deswegen mach ich mir auch die Mühe viele Dinge zu verkaufen damit diese von dem Plunder weg kommen und für jemand Neues eine Bedeutung werden.
Du bist herzlich willkommen weiter hier mitzulesen. Ich werde weiterhin viel über Oma schreiben. Aktuell scanne ich auch alle ihre Fotoalben ein (so nebenbei wie ich Zeit finde) damit diese alle erhalten bleiben. Vielleicht werde ich sogar davon einmal veröffentlichen.