Heute waren wir mit Oma bei dem Geburtstag meiner Tante. Mit Oma wegzugehen ist doch mit einiger Organisation verbunden….

Oma war erstmal 20 Minuten zu früh fertig und meinte uns mit immer wieder im Hausflur-Gemecker zu hetzen. Sie saß mit Jacke im Treppenhaus und ich war noch nicht mal angezogen. Als ich fertig mit Anziehen war, kam meine Ma auch schon runter und ging in Omas Wohnung. Wunderbar wäre es gewesen, wenn Oma darin gewesen wäre…. Bei mir war sie auch nicht. Hat sie sich die Treppe runtergequält und saß im Hof und begann dann immer bei meiner Ma und mir zu klingeln………

Schlimmer als jedes Kleinkind. Ernsthaft……. Sagt man ihr dass es um halb 3 losgeht, beginnt sie ab 14:10 Uhr an zu nerven.

Ich trug den Rollstuhl runter, meine Ma sammelte die Hunde zusammen und ab gings. Oma unten eingesammelt. Ich war froh dass nichts passiert war. Sie geht die Treppen nämlich sehr unsicher.

Ich schob sie dann zum Auto. Der Weg wäre wirklich zu weit für sie gewesen. Kurze Strecken (in der Wohnung) läuft sie gut (weil sie sich überall abstützen kann), aber bei längeren und vor allem freien Strecken überschätzt sie sich. Sie muss eigentlich immer mit Rollator laufen aber Oma vergisst ihn ja dauernd. Also schieb ich sie, vor allem wars mir auch lieber da wir ja etwas länger bleiben wollten und ich ja nicht vorher weiß wie fit sie am Abend noch ist.

Und dann saß Oma im Rollstuhl und ich drück ihr meine Handtasche in die Hand und sage: “So Oma, die kannst Du nun halten.”, da fängt sie an zu meckern, ob ich sonst keine Wünsche hätte, ich könnte die gefälligst selbst tragen und ob ich mir schon einen Diener leisten könnte. WTF? Ich schieb sie und sie meckert über meine kleine Mini-Handtasche?  Ohne Worte…..

Nun gut, ab zum Auto. Meine Ma hatte mit den Hunden zu kämpfen. Erst ging sie vor, aber da schauten sich Blacky und Shira dauernd nach mir um und blocken. Legten sich hin bis ich da war. Also ging ich vor und da musste meine Ma Blacky und Shira ausbremsen, denn sie wollten losrennen zu mir. An Gassi gehen war dabei nicht zu denken, die Hunde haben nicht eine Sekunde ans “Geschäft verrichten” gedacht…..

Oma ins Auto setzen – klappte. Sich anschnallen – das machte sie nicht von sich aus. Das mussten wir machen. Wir setzten sie vorn hin, denn hinten mit den Hunden zusammen, das hätte sie überfordert. Rollstuhl in den Kofferraum – Gott sei Dank passte er. Ab zu meinem Onkel und meiner Tante. Dort lud meine Ma meine Oma und mich samt Rollstuhl ab während sie mit den Hunden noch einen Parkplatz suchte. So konnte sie auch ohne uns Gassi gehen

Oma fragte mich auf dem Weg zum Haus wo wir seien und meinte ihr Sohn sei wohl erst vor kurzem dahin gezogen sie wäre noch nie dagewesen. Nun denn sind schon mehr als 10 Jahre dass er da lebt. Im Innern des Hauses wurde aus dem: “Ich war noch nie da” ein “Ich war hier schon aber bei jemand anderem und noch nie in der Wohnung meines Sohnes.” In der Wohnung hieß es dann, sie war ja schon oft hier. Einfach hinnehmen und nix bei denken.

Wir blieben dann bis abends. Oma hat sich weitestgehend gut benommen. An Gesprächen nimmt sie von sich aus nicht mehr teil. Nur wenn man sie anspricht unterhält sie sich. Dabei teils wirr aber teils auch normal klingend – je nach Platte die sie abspielt. Man merkt manchmal sehr genau welche Sätze und Worte und Themen welche Platte abspielen. Sobald die Platte läuft, klingt es für Fremde “normal” aber dann wirkt sie wieder entrückt. Sie saß die ganze Zeit nur auf ihrem Stuhl. Sie stand von sich aus nie auf. Sie hat keine Anstalten gemacht mal wie alle anderen auf den Balkon oder die Küche zu gehen. Sie saß auf ihrem Stuhl und bewegte sich null. Ein einziges Mal ging sie auf die Toilette und einmal nahm meine Ma sie mit um die Vorlage zu wechseln.

Was mir besonders auffiel: Sie hat dauernd gefragt wo die Hunde sind. Sie verwechselte teils die Hunde – nicht nur die schwarz/weißen auch die komplett weiße wurde mit den anderen Hunden verwechselt. Sie war 2 Mal irritiert als ich Shira als ihren Hund bezeichnete. Und wenn sie nicht fragte wo die Hunde sind, fragte sie danach wo ihr Sohn oder meine Mutter sei. Sie war wieder sehr Sekt fixiert. 1 Glas ließen wir sie trinken. Danach wurde der Sekt auf alle Gläser verteilt und meine Tante füllte die Flasche heimlich mit Mineralwasser. Oma bediente sich dann an der Sektflasche bis diese leer war und mischte dann teils sogar den Sekt mit Mineralwasser damit es besser schmeckt. Wenn es sie glücklich macht, soll es mir recht sein. Aber es zeigt wieder dass ihre Geschmacksnerven mittlerweile wirklich nicht mehr in Ordnung sind.

452132_web_R_K_B_by_Albrecht E. Arnold_pixelio.deAls wir gen Heimat aufbrachen und ich den Rollstuhl wieder aufklappte und vor die Wohnungstür stellte, fragte Oma für wen der denn sein solle. Als ich sie kurz danach aufforderte sich hinein zu setzen, folgte sie jedoch widerspruchslos. Ich fuhr sie dann zum Auto. Zuhause angekommen, wurde Oma biestig. Vor der Tür lagen Werbeblätter und Oma nahm eines. Bei der Treppe angekommen, nahm ich es ihr ab und sagte sie bekomme es oben wieder, da sie beide Hände fürs Treppensteigen brauche. Oh da wurde sie fuchsig. Zwängte sich an mir vorbei und schimpfte und begann die Treppe hochzugehen. Ich folgte sofort und hielt einen Arm hinter sie und einen neben sie. Sie geht die Treppen nicht mehr normal sondern zieht sich an den Querstreben Stufe für Stufe hoch. Sie achtet dabei nicht darauf dass sie nach einer Treppe immer langsamer wird und die Füße immer schlechter hoch bekommt. Sie kann ihre eigene Lage nicht mehr einschätzen. Dass ich so dicht hinter ihr war um sie gegebenenfalls greifen zu können, hat ihr überhaupt nicht gefallen. Die liebe Enkelin war ich erst als wir oben waren und ich ihr das Werbeblatt wiedergab.

Mein Mann trug dann den Rollstuhl in ihr Wohnzimmer woraufhin sie schimpfte, was das Teil in ihrer Stube zu suchen habe und das solle raus, sie wolle so ein Teil nicht in ihrer Stube. Sie wollte partout nicht glauben dass der Rollstuhl schon seit Monaten da steht und sie jeden Tag in dem Ding sitzt. Sie nutzt ihn in der Stube wie einen normalen Stuhl. Erst nachdem sie ihre Schwiegertochter angerufen hatte und diese ihr bestätigte, dass der Rollstuhl wirklich schon so lange da steht, war sie zufrieden und beruhigt.

Es war aber ein angenehmer Nachmittag und ich freue mich dass wir Oma mitnehmen konnten und nicht ans Haus gefesselt sind. Es war auch nicht nur Familie anwesend und alle kamen gut mit Oma klar, was mich auch sehr freute.