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Ich bin der Meinung dass meine Oma keine Schübe hat sondern es stetig bergab geht. Ungewöhnlich aber so erscheint es mir. Über Ihr neustes Hobby mit dem Zerschneiden habe ich bereits berichtet. Sie zerschneidet sämtliche Zeitschriften, die sie in die Finger bekommt. Gestern erfuhren wir dann auch den Grund. Sie erzählte meiner Mutter, dass sie ab jetzt ins Kartengeschäft einsteigen will. Fein säuberlich hat sie jede Seite rausgeschnitten und dann zusammen gefaltet und ordentlich übereinander gestapelt. Sie will sie verkaufen.

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Oma war früher im Einzelhandel und hatte mit Opa einen Schreibwarenladen am Lister Platz. Dort wurden Grußkarten verkauft und Oma hat einmal die Woche einen Schaukasten vor dem Geschäft mit neuen Karten dekoriert. Ich kann nur vermuten, dass dieser Zerschneide und Kartentick eine Mischung aus dem früheren Karten-Dekorieren und dem Ausschneiden von Rezepten und Gartentipps aus Zeitungen ist. Wenn man die Biografie von Demenzkranken kennt, dann kann man das Verhalten oft ergründen und besser nachvollziehen. Deswegen ist es in Heimen auch so wichtig eine komplette Biografie der Dementen vorzulegen.

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Jedoch kann es auch andere Gründe für das Zerschneiden geben. Oma berichtete auch davon dass ihr Toilettenpapier leer wäre und sie sich nicht übervorteilen lassen würde und deswegen ihr Papier habe. In letzter Zeit finden wir ihre Urinvorlagen immer häufiger im Toilettenstuhl auch schon ihre Slips warf sie einfach in den Toilettenstuhl. Eine sehr “leckere” Angelegenheit….

Wir müssen nun definitiv deutlich den Inhalt ihrer Wohnung reduzieren. Es sind mittlerweile wirklich zu viele Reize für sie. Mit so Dingen wie “Eine Unterhose wird über ein Kissen als Bezug gezogen” kann man locker leben aber manch anderem muss nun vorgesorgt werden. Ihren Kleiderschrank sortieren wir schon sehr regelmäßig aus und ich stelle ihre Sachen bei Kleiderkreisel zum Verkauf ein. Der Erlös wandert dann komplett in Omas Pflege und in den Neukauf von Kleidung, welche ihr passt. Im Alter verändert sich die Figur und Oma passt kaum noch in ihre Kleidung von früher. Sie hat gut 3 bis 4 Kleidergrößen zugelegt, nicht weil sie dicker wurde, sondern weil ihr Körper zusammen schrumpfte und zusammen sackte sozusagen.

Auch verliert Oma immer mehr ihren Wortschatz. Sehr oft steht sie vor mir und kann nicht mehr artikulieren was sie gerade möchte. Auch die Buchstaben wirft sie beim Schreiben nun langsam durcheinander. Und dazu kommen nun etwas seltsame Vorkommnisse, die nur in ihrer eigenen Welt ablaufen. So stand sie bei mir vor der Tür und bat mich ihr beim Wickeln von ihrem Urenkel zu helfen. Sie müssen ihn doch abends hinlegen und er schlafe gerade bei ihr. Sie wüsste auch nicht so genau wo der Kleine gerade bei ihr schlafe aber er sei bei ihr. Wie sie darauf kam, das weiß ich wirklich nicht.

Aktuell finde ich sie auch nachts immer wieder gegen 2 oder 3 Uhr morgens halbangezogen in ihrer Wohnung rumlaufen. Sie denkt dann es wäre Morgen. Sehr seltsam war es als ich sie mit Pullover und Slip in Straßenschuhen antraf. Doch schon lange wunder ich mich nicht mehr über irgendwas. Meine Ma hat es damit schwerer. Sie ist immer ganz aufgeregt wenn Oma wieder irgendwas besonders Seltsames tut oder sagt. Ihr fehlt ein wenig die Gelassenheit da abzuschalten. Wie ich ihr das vermitteln soll, weiß ich auch noch nicht recht. Man darf es nicht zu sehr an sich ranlassen. Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen damit Oma sich nicht ängstigt oder sich angegriffen fühlt. Dann funktioniert das Miteinander auch am Besten. Alles bejahend abnicken und zustimmen. Sie vergisst es kurz danach doch sowieso. Das muss man sich immer vor Augen halten.