Am 1. Januar hat meine Großtante Tata Geburtstag. Und da sie ganz nah bei Omas Heim wohnt, war es für mich selbstverständlich vorher bei Oma vorbeizufahren um ihr ein frohes neues Jahr zu wünschen, selbst wenn sie es nicht versteht. 🙂
Also begaben mein Mann und ich uns mit Shira und Blacky zu Oma ins Heim. Wir fuhren hoch in ihr Zimmer und…. Oma war nicht drin. Huch, Oma mal nicht im Bett liegend, oh wie schön, dass ich es mal selbst mitbekomme. Ich legte die mitgebrachten Stücken selbstgemachtes Marzipan auf den Nachttisch und erkundigten uns wo Oma ist. “Unten beim Neujahrs Empfang”, hieß es. Mit einem kleinen Stück Marzipan bewaffnet, begaben wir uns nach unten. Dort saßen viele der Bewohner in einem großen Raum. Schnell fand ich Oma und quetschte mich samt Hunden durch die ganzen Rollstuhlreihen. Während ich um einen Tisch herumging, bemerkte Oma uns.
Anfangs starre sie uns nur an, keine Regung zeigte sich. Dann sah ich, wie ihre Gesichtsmuskeln anfingen zu arbeiten. Ich sah wie in ihrem Kopf ein Versuch des Erkennens aufblitzte. Sie wirkte unsicher, folgte mir mit den Augen und erst als ich ganz nah bei ihr war, traute sie sich wirklich zu lächeln und ihre Augen strahlten. Da hatte sie verstanden, dass wir zu ihr gehören. Sie wusste zwar nicht, wer wir sind, doch dass wir zu ihr gehören, das verstand sie. Sie erkannte auch Shira nicht, doch das Marzipan, das erkannte sie. Sie aß es und freute sich darüber. Sie sprach mit uns und ob wir einen Kaffee wollten. Ich sagte ihr, dass ich mit dem Hund raus Gassi gehen muss und daher nicht bleiben könnte. Da sagte sie: “Ja, da wird sich Hondo aber freuen. Der geht so gern raus.”
Hondo war der Hund meines verstorbenen Vaters. Er hatte ihn noch bevor ich geboren wurde, somit also vor über 30 Jahren…. Nun gut, was solls. Hund ist Hund. 🙂
Als wir dann gingen, hörten wir von allen Ecken Oh’s und Ah’s. “Oh sind die süß”, “Ahhh was bist Du denn für einer?”… als wären alle Menschen aus ihren Rollstühlen erwacht. War die Stimmung vorher eher gedrückt und ruhig und ich fühlte mich wie in Zombieland, wo keiner sich kaum bewegt und nur Schweigen herrscht, lösten meine Hunde eine kleine Sprechwelle aus. Gingen wir an jemandem vorbei, erwachten diejenigen und redeten drauf los.
An der Tür des Raumes saß eine ältere sehr gepflegt wirkende Dame im Rollstuhl.
“Wo wollen Sie denn hin Madame?”
Ich blieb stehen, schaute sie freundlich an und sagte lächelnd: “Zum Geburtstag meiner Großtante.”
“Na da will ich Sie nicht aufhalten Madame. Ich wünsche Ihnen viel Spaß und einen schönen Tag.”, sprach sie und sie versprühte mit jeder Silbe eine Eleganz und Würde, wie man sie nur noch selten bei Menschen findet.
Beeindruckt dankte ich und verabschiedete mich. “Wann war ich zuletzt Madame genannt worden?”, grübelte ich auf dem Weg zu Tata. “Nutzte meine Oma dies Wort je?”
Oma sagte früher als kleines Kind zu mir hin und wieder “Madame, komm mal Popo hauen!”, wenn ich besonders frech gewesen war. Doch so wie die Dame, nein so verwendete sie das Wort nie. Ich bin fasziniert von der Eleganz der 50er und 60er Jahre. Durch Omas Sachen bekam ich einen kleinen Einblick in diese Zeit. Vieles stammte von da. Auch schaute ich die letzten Tage viele alte Filme. Auf der einen Seite macht es mich traurig zu sehen was aus jenen Menschen wurde, die nun still und leer in ihren Rollstühlen im Heim sitzen, doch andererseits empfand ich es als sehr beeindruckend wie sie auf meine Hunde reagierten. Wie wenig es bedarf um sie kurz zu erwecken. Es touchte mich.
Bei Tata
Bei Tata angekommen, gabs zuerst einmal Kaffee und Kuchen. Wir redeten viel und später aßen wir gemeinsam zu Abend.
Der Rotkrautsalat hatte es mir besonders angetan. Der war wirklich richtig lecker. 🙂
Abends dann heim und ich fiel totmüde ins Bettchen.
Ausblick
Die letzten Tage war ich oft müde und das hat sich auch noch nicht gelegt. Ich werde ein wenig kürzer treten. Ein paar Beauty- und Nahrungsmittelboxen sind gekündigt. Das waren mir im Dezember, den ich ja nur noch Deboxember nannte, doch ein paar zuviel….
Zwar las man von mir in der ersten Januarwoche kaum etwas, doch untätig war ich nicht. Ich hatte meine Steuerunterlagen von 2012 mir nochmal vorgenommen und fein säuberlich alles aufgelistet, da das Finanzamt alle Belege angefordert hatte. Und nun sitze ich bereits an der Erklärung für 2013. Jeder, der selbst die Steuererklärung macht, weiß wieviel Spaß sowas macht. 🙂
Und da ich diese 2 Fotos noch unbedingt zeigen wollte, behaupte ich nun einfach mal dass mein Bruder wie eine Eule gucken kann…. oder so. 😀
Sina
Dass dich das berührt hat, glaube ich auf jeden Fall.
Was mir aber Gänsehaut verursacht, ist deine Wortwahl. „touchte“- offentsichtlich kennst du ja das deutsche Wort- wieso schreibst du nicht „berührte“? Touchte existiert schlichtweg nicht. (Genau das gleiche gilt übrigens „wir hatten einen lustigen/intensiven/wasauchimmer „talk““- was spricht gegen „Gespräch“?) Ich würde dir empfehlen, an deinem Schreibstil. Deine Leser werden es dir danken, glaub es mir! 😉 Ich bleibe nämlich immer an solchen Wörtern hängen und denke mir „WTF“. Und eigentlich sollte ich ja über den Inhalt deiner Posts nachdenken. Und nicht über dene grauslige Wortwahl.
(Das ist ein gutgemeinter Ratschlag und kein Diss- nech! Ich kann mir vorstellen, dass ich nicht die einzige bin, die sich daran stößt!)
LG
Sina
Conny
Danke für Deine Anregungen, ich schreibe jedoch wie ich auch spreche. 🙂 Wer viel im Web sich tummelt, übernimmt Eigenarten. Jenachdem wie das Umfeld ist, werden auch da Eigenarten übernommen. Nicht jeder mag Anglizismen, Denglisch und Wortschöpfungen freischnauze. Das ist mir bekannt, aber will ich mich auf meinem Privatblog verstellen? Nein, er soll mich spiegeln, so wie ich bin, wie ich denke, wie ich halt spreche. 🙂 Dass es nicht dem Lehrbuch entspricht, das ist mir bekannt, aber es ist kein Buch, keine Publikation in einem Fachblatt, es ist just mein Blog. :))))
Gisela Nguyen
A propos „es touchte mich“, es ist natürlich eine „Defr“- Wortschöpfung, aber warum nicht? Du hast recht Conny, solche Fantasien kann man sich auf seinem Blog erlauben – selbst wenn es nicht so gut klingt, ein bisschen wie „es duschte mich, aber selbst das ist lustig.
L.G.
Gisela
Conny
Ich glaube, sogar in meinen Videos habe ich schon häufig beim Reden Worte „erfunden“, die kamen einfach so raus. Sprache ist lebendig, wandelt sich immer. Vermischt sich, erweitert sich, verliert sich teils sogar. Ich hatte gerade ein Buch aus den 30 und 40er Jahren durchgelesen, ein Tagebuch einer jungen Frau. Ich markierte mir viele Worte und Sätze, einfach weil sie altbacken schön klangen. Worte wie obzwar und Backfisch werden heute nicht mehr verwendet, doch mir gefallen sie. Manchmal kreiert man nicht nur Neues, man nimmt sogar Altes wieder in seinen Sprachgebrauch auf.
Manuela Kunze
Also ich finde deine Berichterstattung immer gut. Nu wundert mich es, das jemand dir ankreidet Englische Worte zu benutzen.. und sie selber mit WTF betitelt..oder wie auch immer du das nennen magst liebe Sina…
Also nicht über jemandes Schreibweise nölen, wenn man diese Worte im Endeffekt selber nutzt 🙂
Liebe Grüsse die Manu