Seitdem ich schwanger bin, bin ich auf einer größeren Plattform für Mamas unterwegs und lese dort mit, kommentiere hin und wieder sogar mal. Doch meist halte ich mich eher im Hintergrund, da Vieles mir persönlich Kopfschütteln verursacht. Mir ist dort sehr deutlich geworden, wie unterschiedlich doch Schwangere sind und das bei so ziemlich jedem Thema.
Ängste
Ich gehörte glücklicherweise zu den Schwangeren, die sich mit so gut wie keinen Ängsten in der Schwangerschaft rumschlagen. Dies bedeutet nicht, dass ich gedankenlos umher wandere, sondern einfach, dass mich nicht direkt alles bis ins Mark erschüttert, verunsichert oder gar meine Stimmung und mein Leben bestimmt. Dabei hilft sicherlich, dass ich noch keine Fehlgeburt hatte und grundsätzlich eine positive Einstellung besitze und das Leben nehme, wie es kommt. Mit allem Schlechtem und allem Guten.
Solch Gelassenheit scheint bei Schwangeren aber nicht häufig anzutreffen zu sein. Manche wünschten sich verzweifelt ein Kind, machten Kinderwunschbehandlungen und bibbern aufgrund von Fehlgeburten darum, dass es dieses Mal klappt und ihr Lebenstraum sich erfüllt. Andere sind aufgrund weniger Aufklärung bei jedem Ziepen verunsichert. Manche steigern sich einfach hinein und die Nächsten leiden unter Hormonüberschuss und übertragen das persönliche “übel fühlen” (gerade am Anfang), schnell auf den Schwangerschaftsverlauf.
Wirklich helfen kann man keiner Schwangeren, die Ängste aussteht. Es ist einfach so. Man kann für sie da sein, ihr zuhören, versuchen zu beruhigen, doch die tiefsitzende Angst wird vermutlich bleiben. Man kann nur Verständnis zeigen.
Kummer in der Partnerschaft
Sehr oft las ich auch von Kummer in der Partnerschaft. Aufgrund der Umstellung des Körpers wird Zickigkeit und Empfindlichkeit den Schwangeren nachgesagt und anscheinend nicht ohne Grund. Und auch sehr häufig wurde über Beziehungsprobleme geklagt, die mir eher selbstgemacht erschienen als wirklich schwerwiegend. Fatal war dann, wenn noch andere Schwangere sich anschlossen und direkt “Trenn Dich von dem Arsch” schrieben, weil er mal ausgegangen war und sich 3 Stunden telefonisch nicht meldete….. Das Kind hätte ja genau da rausplumpsen können, in der 20 SSW. – natürlich…..
Schnell wird alles auf die Goldwaage gelegt und die Schwangere erwartet 1000% Aufmerksamkeit. Für den Mann hingegen ist das alles noch nicht so greifbar und manch einer will nochmal ausbrechen, bevor er volle Verantwortung tragen muss. Verständnis würde vielen Schwangeren dabei gut stehen, doch die Hormone stehen diesem im Weg. Schnell brechen Tränen hervor und man wird emotional.
Spontane Heul-Attacken hatte ich bisher nicht. Ob diese noch kommen? Ich habe keine Ahnung. Kann es mir nicht wirklich vorstellen. Empfindlicher wurde ich auch nicht. Manchmal war ich etwas genervt, was ich aber nicht auf Hormone sondern auf einen schlechten Tag aufgrund von Erschöpfung und Übelkeit schieben würde. Und das ist eher menschlich als typisch schwanger.
Aber es ist schrecklich, wenn gerade in dieser besonderen Zeit, echte Probleme in der Partnerschaft auftauchen. Dies ist sehr belastend und kann die Schwangerschaft sogar gefährden. Bei allem anderem kann man den Männern nur sagen: Durchhalten, Aushalten und Hinnehmen und fest daran glauben, dass nach der Geburt recht bald der Spuk vorbei ist. 😉
Wow hast Du eine Kugel bekommen!
Wenn man nach einiger Zeit die Freundin oder Bekannte wiedersieht und die Schwangerschaft sichtbar voran schreitet, kommt es schnell zu Aussagen wie
- “Wow, hast Du eine Kugel bekommen!”
- “Du bist aber ordentlich dick geworden.”
- “Bist Du sicher, dass da nur ein Kind drin ist?”
Die meisten Schwangeren empfinden solche Aussagen als frech und verletzend. Ich selbst kann es nicht verstehen, denn so gut wie niemand meint eine solche Aussage böse. Es ist einfach so, dass man verändert aussieht. Schweigen Andere die Schwangerschaft nieder, finden Schwangere es auch wieder als frech. Sie fühlen sich in ihrem besonderen Zustand dann ignoriert.
Ich persönlich freute mich, wenn jemand sagte: “Wow, Du hast ja schon eine ordentliche Kugel bekommen.” Vielleicht weil ich früher immer dachte, wenn ich mal schwanger bin, kann ich froh sein, wenn man es vom “dick sein” unterscheiden kann. Ich fand’s eher doof, wenn jemand am Anfang sagte “Ach. Du bist schwanger?”, aber mir war bewusst, dass “Schwanger sein” nun mal NICHT auf die Stirn tätowiert ist. 😉 Das nahm ich niemanden übel.
Ich glaube, hierbei wird man ungewollt und ungewusst immer in die Fettnäpfchen der Schwangeren treten. Man kann es einfach nicht verhindern.
Das Bauch anfassen
Überall lese ich von Beschwerden, dass plötzlich der Bauch angefasst wird. Seien es Freunde, Familie, Bekannte oder Wildfremde im Laden. Fakt ist: Niemand will ungefragt einfach angetascht werden, schon gar nicht von Wildfremden. Bei Fremden würde ich es mir ungefragt wohl auch verbieten.
Bei Freunden und Familie jedoch sehe ich da überhaupt kein Problem. Ob gefragt oder ungefragt. Ich kann nicht verstehen, dass Schwangere dies als Belästigung empfinden. Ich sehe es eher als Anteilnahme an der Schwangerschaft und Mitfreude. Sicherlich ist es besser die Schwangere zu fragen und gehört sich so, aber ein Drama muss man davon nun nicht machen. 😉 Und wenn zur Begrüßung bei Treffen erstmal der Bauch mit “Hallo Kleiner, alles gut da drin?” begrüßt wird, sollten Schwangere meines Erachtens sich nicht darüber ärgern und sich zurückgesetzt fühlen, sondern sich freuen, dass das Umfeld sich auf den Erdenbürger mitfreut.
Gut gemeinte Ratschläge
Was so ziemlich jede Schwangere irgendwann in den Wahnsinn treibt, sind die gutgemeinten Ratschläge. Sie erscheinen oft als Vorschriften und wirken erdrückend, denn jede Bereits-Mama weiß es am Besten. Hier sollte das Umfeld wirklich Rücksicht nehmen und sich zurück halten. Hilfe anbieten, Ratschläge anbieten indem man sagt “Wenn Du Fragen hast, bin ich für Dich da.”, darüber ist jede Schwangere und vor allem Neu-Mama glücklich, aber ungefragt alles aufdrücken ist nervend. Vor allem verunsichert es viele Schwangere auch, wenn sie 5 verschiedene Ratschläge für ein und dieselbe Sache zu hören bekommen, womit am Ende nur unnötig Ängste geschürt werden.
Horrorgeschichten
Am schlimmsten sind jedoch die Erfahrungsberichte und Horrorstorys. Sobald man schwanger ist, beginnen lauter Frauen einen Horrorgeschichten über ihre eigenen Geburten zu berichten. Hier werden erneut Ängste geschürt, was nicht sonderlich förderlich für eine angenehme Schwangerschaft ist.
Ich erlebte es selbst, dass jemand zu mir sagte, ich soll dann mal Daumen drücken, dass meine Zwillinge nicht schwerstbehindert nach der Geburt seien. Mir wurde noch empfohlen mich schon mal mit dem Thema “Leben mit besonderem Kind” zu befassen, damit ich vorbereitet wäre und wurde mit Links zum Thema zugeschüttet. Es war nicht bös gemeint, die Person ist selbst betroffen, weswegen der Gedankengang noch nachvollziehbar ist, aber ich fand es dennoch sehr unpassend.
Grundsätzlich sollte man sich mit Horrorgeschichten bezüglich Geburt und möglicher Komplikationen zurückhalten. Ehrlichkeit auf Nachfrage – ja, aber nicht einfach mit den Geschichten die Schwangeren schocken und verunsichern bitte. Und das betrifft auch die Zeit nach der Schwangerschaft. Sätze wie “Du wirst nie wieder schlafen.” und “Das schöne Leben ist damit vorbei.” sind totaler Unsinn und helfen niemandem 😉
Denn für Schwangere hat das schöne Leben gerade erst begonnen. 🙂
Birgit
Wie ich dir in allen Punkten nur zustimme kann!! Gerade die Horrorgeschichten von Müttern, die ein besonderes Kind haben, finde ich schlimm. Von den Vätern hört man diese Geschichten übrigens mehr als selten… Ich habe aufgrund einer Tätigkeit in einem Schwimmverein für geistig und körperbehinderte Menschen viel Kontakt zu den Eltern, und von dort wurde mir mehrfach abgeraten, die feindiagnostik zu nutzen. Und auch mit Fragen wie „wie oft bewegt er sich denn am tag? Nicht rund um die Uhr?? Oh gott, du weißt schon, dass behinderte Kinder sich weniger bewegen als gesunde Kinder?“ hat man mich echt schon zur Weißglut gebracht…. Da bleibt nur noch mein Motto lächeln und winken 🙂
Ich muss wohl gestehen, dass ich eher zu den „Angst-Schwangeren“ gehöre. Seit einer Blutung in der 15. Ssw ist das so, trotz wirklich viel bemühen meinerseits, nur positiv zu denken, gelingt mir das nicht immer… 😉
Yvonne
Ich kann Dir da auch nur zustimmen. Sind ja teilweise die gleichen Foren wo wir uns grad rumtreiben.
Über viele kann ich nur den kopfschütteln.
Manche Aussagen könnte man an die Decke gehen. Deswegen schaue ich in viele Themen auch nicht mehr rein, sondern nur noch die, die mich interessieren.
Aber manchen Personen würde ich gerne mal den Kopfwaschen, bei den Sachen die die schreiben *lach*. Teilweise unverantwortlich.
Schlimm nur wenn da welchemit medizinischen 1 / 4 Wissen underfahrenen Schwanger komplet verrückt machen.
LG
Yvonne
Saskia
Wirklich schoen und ehrlich geschrieben! In dem ein oder anderen Gedankengang deinerseits konnte ich mich sogar wieder finden 🙂 Der beste Rat den ich bekommen habe, von einer Freundin: „Lass bloss die Finger von diesen ganzen Ratgebern! Klar, vorbereitet sein ist alles – aber letzendlich weisst du und die Natur und Zeit, was das richtige fuer dich und dein Kind ist.“ Ich wuensche dir eine schoene und gute rest-schwangerschaft 🙂 Liebe Gruesse