Manchmal passieren Dinge, wo man sich fragt, wie das eigentlich alles passieren konnte….

Wie Ihr wisst, brauchte mein Sohn eine Helmtherapie. Für die Kopforthese von Cranioform musste ich aus eigener Tasche 1819,- Euro bezahlen, da die Krankenkasse diese Behandlung nicht übernommen hat. Ich kämpfte mit der Kasse darum, bat um Unterstützung, legte Widerspruch ein, doch alles erfolglos. Somit zahlte ich selbst die Behandlung und damit den Helm, da mein Sohn später keine Schmerzen und Dauerverspannungen haben soll oder gar wegen einem “komischen Kopf” gehänselt werden soll.

Ich schrieb einen Blogartikel darüber, beschrieb auch wie positiv der Behandlungsverlauf ist, damit auch andere Menschen sehen, dass dieser Helm etwas bringt. Vielleicht, so dachte ich bei mir, wird eines Tages der Helm doch noch eine übernahmefähige Behandlung. Aufgrund einer holländischen Studie ist er als Behandlungsform nicht anerkannt. Das ist wohl der Grund für die Kassenablehnungen. Daher wollte ich zeigen, wie gut dieser Helm wirkt. Klar, habe ich damit auch kostenlose Werbung für Cranioform gemacht.

Die fanden meinen Artikel zumindest so gelungen, dass sie ihn auf ihrer Facebook Firmenpage teilten, was mich freute.

Für meinen Artikel hatte ich Fotos vom Kopf meines Sohnes verwendet, welche im Annastift aufgenommen worden waren. Ich hatte die Ärztin im Dezember (und nochmals im Januar) vor Ort gefragt, ob ich diese für meinen Blogartikel verwenden dürfte. Ich sei Bloggerin und möchte gern darüber berichten. Auch für die Huffington Post würde ich gern einen Artikel zu der Problematik der fehlenden Kassenübernahme noch schreiben. Ich erhielt daraufhin die mündliche Zusage und sie gab mir sogar noch einen Artikel von ihr mit, welchen ich inhaltlich verwenden dürfte. Sie fand es gut, dass man darüber schreibt, damit es vielleicht eines Tages doch übernommen wird.

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Dann kam der Tag, an dem ich auf der Firmenfacebookpage von Cranioform einen Eintrag entdeckte, in welchem sie für die Neueröffnung eines neuen Standortes in Graz warben und dabei war eines meiner selbstgeschossenen Helmfotos. Ungefragt wurde dieses dort zu gewerblichen Zwecken benutzt. Das ärgerte mich sehr. Eine Firma hat genug Geld sich einen Fotografen zu leisten, um selbst Fotos zu machen. Blogger sind nicht frei zur Verfügung stehende Plattformen, wo man sich einfach bedienen kann. Ich selbst hatte extra nachgefragt, ob ich die Fotos und Scans benutzen darf und dann bedient man sich bei mir ungefragt?

Ich ließ Cranioform von meinem Anwalt abmahnen und stellte das Foto in Rechnung. Die Abmahnung belief sich insgesamt auf 874,34 Euro.

Ich fühlte mich im Recht. Ich hatte diesen Helm für 1819 Euro teuer bezahlt. Ich habe ihn beklebt, habe ihn fotografiert und einen Artikel dazu verfasst. Es ist mein Foto und ich hätte gefragt werden wollen. Ich hätte vermutlich nicht nein gesagt, vielleicht hätte ich auch einen kleinen Obolus verlangt, aber das wäre alles ok und rechtens gewesen. Es wäre sogar nett gewesen, weil die 1819 Euro uns echt weh taten und tun.

Nun würde man erwarten, dass eine Firma ihren Fehler einsieht und versteht, dass das Internet keine freie Bilderböse ist, doch stattdessen reagierte Cranioform mit einer Gegenabmahnung über 1300,34 Euro. Ich wurde für die in meinem Helmartikel verwendeten 3 Fotos, die im Krankenhaus gemacht wurden, abgemahnt. Auf 2 Fotos waren Kopf-Scans meines Sohnes zu sehen, auf denen die Ärztin mit Kugelschreiber darüber gemalt hat, wie die Kopfform später sein würde. Auf einem weiteren Bild sieht man den Kopfumriss meines Sohnes von oben, einmal vor-dem-Helm und einmal nach dem-Helm als Unterschied übereinander gelegt. In der Abmahnung hieß es, dass Cranioform der Urheber dieser Bilder sei. So wie ich es verstanden habe, weil die Software und die Maschine mit der die Bilder gemacht wurden, ihnen gehört.

Für mich ist das völlig unverständlich. Wäre dies so, müsste Canon so ziemlich alle meine Bilder abmahnen, da sie die Kamera entwickelt haben, mit der ich meine Fotos schieße. Und abgesehen davon, hatte ich die Ärztin um Erlaubnis gefragt. Diese hat 2 der Bilder mit Kugelschreiber noch verändert, indem sie darauf malte. Ich fühlte mich ehrlich gesagt veräppelt. Vor allem auch deswegen, weil die Gegenabmahnung um knapp 500 Euro höher war als meine Abmahnung. Man bot mir immerhin an die Abmahnungen gegeneinander aufzurechnen und ich solle nur den Fehlbetrag überweisen. Sehr freundlich, oder?

Nur kurz danach war ich erneut zur Helmkontrolle im Krankenhaus. Ich hatte meinen Artikel ausgedruckt und der Ärztin mitgebracht. Gleichzeitig bat ich sie die Genehmigung aus Dezember und Januar noch einmal mir schriftlich zu erteilen. Für meinen Artikel in der Huffington Post wollte ich das rechtlich lieber sicher haben. So sagte ich es ihr. Über die Abmahnungen sprachen wir nicht.

Als Cranioform mitbekommen hat, dass ich diese besitze, hat die Ärztin die Erlaubnis widerrufen und zurück gefordert. Ich habe das Original an sie zurück geschickt und die Bilder sind natürlich entfernt. In einem weiteren Schreiben teilte Cranioform meinem Anwalt mit, dass sie die umfassenden Nutzungsrechte der Ärztin übertragen bekommen hätten. Somit also gar nicht der Urheber wohl sind, sondern nur Nutzungsrechteinhaber. Urheber wäre somit wirklich die Ärztin.

Und da stehen wir nun. Cranioform hält ihre Abmahnung aufrecht. Sie behaupten weiterhin im Recht zu sein. Es gab keine Entschuldigung für die unerlaubte Verwendung. Das scheint auch nicht üblich in der heutigen Zeit. Zusätzlich unterstellen sie mir die Vermarktung meines eigenen Kindes. Das empfinde ich als absolute Frechheit. Ich schrieb den Artikel, um die Helmtherapie bekannter zu machen und voranzubringen, wollte in der HuffPo aus genau dem Grund zusätzlich veröffentlichen, was Cranioform eventuell als Helmanbieter sogar positive Effekte gebracht hätte, und muss mir unterstellen lassen, ich würde meinen Sohn vermarkten????

Im letzten Schreiben führen die Anwälte an, dass sie der Auffassung sind, wenn jemand die Nutzungsrechte erbeten hat und bekam, dann gelte damit automatisch dass die andere Seite auch an allem Nutzungsrechte habe. Ergo ich frage um Erlaubnis und bekomme diese und dann darf Cranioform automatisch meine Bilder nutzen, weil sie mir ja eine Erlaubnis einräumten – so das moralische Denken, wenn ich es richtig verstanden habe. Auch hätte ich direkt mich an Cranioform wenden sollen anstatt, wie es mein Recht ist, einen Anwalt damit zu beauftragen. Warum Cranioform der Meinung ist, dass man mich nicht fragen muss, verstehe ich  null. Hätten sie gefragt, es wäre kein Problem gewesen. Kleiner Obolus, weil es für gewerbliche Zwecke ist, und gut. Aber mal abgesehen davon, bin ich davon ausgegangen, dass die Ärztin Urheberin ist (was sie ja auch ist) und alleinige Nutzungsrechteinhaberin. Ich bin von der Ärztin im Dezember NICHT darüber aufgeklärt worden, dass sie die Rechte an Cranioform abgegeben hat.

Fassen wir nochmal zusammen:

  • Ich holte mir die mündliche Erlaubnis der Ärztin ein.
  • Ich schrieb den Artikel.
  • Cranioform fand ihn gut und teilte ihn auf Facebook.
  • Sie nahmen ein Bild aus eben jenem Artikel und benutzten es unerlaubt für gewerbliche Werbung auf Facebook.
  • Ich mahnte sie ab.
  • Cranioform löschte den geteilten Artikel auf Facebook.
  • Sie mahnten mich noch höher ab – für die Bilder, für die ich eine Erlaubnis der Ärztin hatte.
  • Ich bekam sogar noch die schriftliche Erlaubnis der Ärztin im nachhinein.
  • Cranioform behauptet, die Ärztin habe alle Nutzungsrechte an sie übertragen, weswegen die Erlaubnis der Ärztin an mich nicht gültig wäre.
  • Die Ärztin zog die Erlaubnis daraufhin zurück.
  • Cranioform sagt klipp und klar, dass sie nun nicht zahlen werden.
  • Cranioform besteht darauf, dass ich zahle.
  • Die Anwälte von Cranioform empfehlen Cranioform den Klageweg zu beschreiten.

 

Und nun stehe ich da und überlege was tun. Als kleine Bloggerin gegen ein Unternehmen antreten? Was wenn die Ärztin sagt, sie habe die Erlaubnis im Dezember/Januar nie gegeben? Obwohl ich es doch schriftlich noch später bekommen habe?

Als Zwillingsmama ist das Leben kostspielig. Kein Kind trägt die Sachen vom anderen Kind auf. Man muss vieles doppelt anschaffen. Ich habe das Elterngeld bereits umfangreich in Kleidung für die nächsten 2 Jahre für die Kinder gesteckt, weil ich nicht weiß, wie meine finanzielle Situation bis dahin sein wird. Ich bin in Rente, kann nur geringfügig nebenbei arbeiten und auch das wird immer schwerer je älter die Kids werden. Die gesamten Rücklagen waren bereits für den Helm drauf gegangen. Ich unterstütze dazu noch meine Oma finanziell im Heim. Meine eigene Gesundheit erfordert Medikamente und Behandlungen. Sagen wir so: Ich kann mir das Geld für ein Gerichtsverfahren nicht mal eben aus den Rippen schneiden. Nicht mal die Forderung von Cranioform kann ich mir derzeit irgendwo abzwacken.

Also was soll ich nun tun? Ich fühle mich im Recht. Fühle mich als Blogger ungerecht benutzt. Fühle mich als Mama doppelt getreten. Erst musste ich den Helm selbst bezahlen und dann noch das alles. Damals als ich den Helm bezahlen musste, dachte ich noch so bei mir: “Conny, sei froh. Du bist Zwillingsmama und es hätte Dich mit dem Helm doppelt treffen können.” Tja, anscheinend hat es mich mit dem Helm wohl doch doppelt getroffen….

Würdet Ihr das Risiko eingehen und weitermachen? Wenn ich einfach sagen würde, lasst es uns alles vergessen, jeder bleibt auf seinen Anwaltskosten sitzen, dann hätte Cranioform in meinen Augen gewonnen. Dann sind sie damit durchgekommen, dass sie ungefragt mein Foto benutzt haben und das auch noch für gewerbliche Zwecke. Ich hatte vorab um Erlaubnis gefragt, erhielt von der Urheberin die Erlaubnis und soll nun dafür zahlen, dass ich mich vollkommen korrekt verhalten habe? Ich kann das irgendwie nicht verstehen, noch einsehen.

Was soll ich machen?