Also wenn ich noch irgendeinen Beweis gebraucht hätte, dass wir in der autonomen Phase angekommen sind: Gestern hätte ich ihn bekommen…..

Es gibt so Situationen, da kann man mit Kopfschütteln gar nicht mehr fertig werden – so surreal erscheint es einem. Aber beginnen wir von vorn…..

Spaß beim Mittagessen

Mama Conny hatte das Mittagessen fertig, die hungrigen Jungs flitzten auf Kommando zu ihren Stühlen. Hüpfend warteten sie darauf hinein gehoben zu werden. Dem Wunsch kam ich umgehend nach. Nachdem Alex saß und angeschnallt war, widmete ich mich Basti. Ich hob ihn in seinen Stuhl und da er zappelte, beschloss ich ihn lieber mit dem Gurt zu sichern. Es wurde seinerseits geschimpft. Ich nahm das Tablett und wollte es vor ihm befestigen…. das passte ihm nicht. Er trat es weg und schrie alles zusammen. Okay, okay….dann erst später….

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Ich ging in die Küche und holte das Essen herein. Hühnerfrikassee mögen sie normalerweise. Ich stellte Alex seine Essmatte hin und er begann mit dem Löffel loszumampfen. Basti erklärte ich ruhig, dass ich nun das Tablett vor ihm befestigen müsste, sonst würde ich sein Essen nirgends abstellen können. Er schrie. Ich löste die Gurte, doch da schrie er noch mehr und teilte mir mit „Da, da“ eindeutig mit, dass er wieder angeschnallt werden wolle. Okay…. sehr ungewöhnlich, aber nun gut. Ich tat ihm den Gefallen. Das Tablett durfte danach angebracht werden, ich stellte sein Essen vor ihn und er zeigte von sich aus auf sein Lätzchen. Ich wollte es ihm anlegen und erntete Gebrüll. Ich drückte es ihm in die Hand und er legte es sich selbst um den Hals. Immerhin zumachen durfte ich es. Er nahm seinen Löffel und fröhlich ging das Mampfen los. Ich fragte, ob ich ihm helfen dürfte und bekam den bösen Blick und einen weggezogenen Löffel zu spüren. Nach fünfmal löffeln, hielt er ihn mir hin und rief „Mama“. Ah, da durfte die Mama dann doch helfen.

Wutanfälle sind hier regelmäßige Begleiter. Manchmal einzeln, manchmal im Doppelpack. Meine Nerven halten diese bisher gut aus. Auch wenn es oft sehr seltsam wirkt, was die Auslöser betrifft. Da fehlt ein Kuscheltier, da ist ein Träger lose, macht man ihn dran ist es auch verkehrt und doof ist es allemal, dass Mama das Umbiegen von Büchern verbietet. Sehr schön sind die Momente, wo Alex die Schublade aufmachen will und Basti darauf besteht, dass sie zu bleibt.

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Die Eifersucht sagt hallo

Die erste Eifersucht ist ebenfalls bei uns eingezogen. Alex geht es derzeit durchs Zahnen und einer beginnenden Erkältung nicht gut. Daher nahm ich gestern den fiebernden kleinen Wurm in die Trage auf meinen Rücken, was Basti überhaupt nicht gefallen hat. Wie kann die Mama Alex tragen und ihn nicht? Böse Mama. Ganz böse Mama. Die Welt ist sooooo grausam und das schrie er deutlich und lange hinaus…..

Der Wille meiner Jungs ist somit voll ausgebildet und brüllt um sich. Ein großer Schritt in der Entwicklung. Es ist schön anzusehen, wie sie Dinge allein versuchen. Wie sie lachend die Zahnbürsten schnappen und selbst zu putzen versuchen, nachdem das Putzen von Mama mit Gebrüll kommentiert wurde. Unschön allerdings ist das „Schau mal Mama, ich kann mich ausziehen und Windeln sind doof“-Syndrom, welches beide an den Tag legen. An manchen Tagen muss ich 10 mal die Windel irgendwo aufsammeln und sie wieder anziehen. Besonders nervig, wenn sie dann auch noch auf den Teppich gepinkelt haben…. Ich will gar nicht davon reden, was ein anderes Mal auf dem Teppich landete, wo der Bruder rein trat und…. vergesst es…. Riesensauerrei! Meine Mutter kam glücklicherweise genau in dem Moment bei mir vorbei und konnte Schlimmeres verhindern, während ich einen unter die Dusche stellen musste. Es sind die Momente, wo ich den Teppich bereue und mir PVC oder Laminat wünsche….

Die autonome Phase ist furchtbar, oder doch nicht?

Autonome Phase – die Selbstbestimmung, das Herausfinden des eigenen Willens, die Gefühle erkunden, Frustrationsgrenzen erlernen – das klingt doch alles schrecklich anstrengend. Und vermutlich ist es das auch. Oft hassen Eltern diese Zeit, dabei ist sie im Kern wunderbar. Die kleinen Wesen werden zu eigenständigen Menschen und die Bindung zwischen Eltern und Kind festigt sich nachhaltig. Neben den Wutanfällen und dem Trotz gibt es auch das extreme Bedürfnis nach Nähe und Kuscheln. Man erhält Umarmungen, Küsse und Kuscheleinheiten – all das was man den Kindern stets gab, wird nun erwidert und sogar eingefordert. Das ist ein wundervoller Ausgleich.