• Erziehung auf Augenhöhe
  • Autoritäre Erziehung
  • Bedürfnisorientierte Erziehung
  • Unerzogen

Ich habe keine Ahnung, wie unser Erziehungsstil lautet. Und ich glaube unter’m Strich ist es mir auch egal, wie man es bezeichnet.

Ich habe mich in viele Dinge rein gelesen und mir von vielen „Stilen“ was abgeguckt und für mich übernommen. Aber nie wirklich alles.

2017-08-20 12.08.18

Kleines Beispiel beim Mittagessen.

Basti saß vor seinem Teller und wollte nicht essen. Ich wusste, er muss Hunger haben. Er wollte gehen. Bei mir muss niemand essen, wenn er nicht will, ABER ich habe eine feste Regel. Es muss einmal probiert werden. Basta. Er weinte, er schimpfte, er diskutierte, er alberte, er seufzte, er meckerte. Es war unschön.

Ich sagte gefühlte 100 Mal, dass wenn er einen mini kleinen Löffel probiert, er sofort gehen darf. Dass er es nicht aufessen muss, wenn er nicht will, er aber einmal probieren muss und solange da bleibt bis er probiert hat.

Was ist das nun für ein Erziehungsstil?

Autoritär werden vermutlich die Anhänger von Unerzogen und AP (Attachment Parenting) sagen. Man hört immer wieder die Frage, ob das auch auf Augenhöhe wäre. Ja doch, finde ich schon, da ich auch von meinem Mann erwarte, dass er mein Essen zumindest einmal probiert. Klar hat es was von „Mama hat die Macht und Du hast zu hören“. Aber das ist für mich eine feste Regel – aus Gründen, wie Ihr gleich erfahrt.

Wutanfall vom Feinsten

2017-08-19 19.05.31So saß ich da nach gefühlten Ewigkeiten und sprach mit Engelszungen auf Basti ein. Wollte ich das Essen wegnehmen, schrie er, dass er probieren wolle. Wartete ich dann ab, probierte er dennoch nicht. Wollte ich ihm anbieten zu füttern, hieß es: „Ich alleine! Ich mach das.“

Es war zum verzweilfen….

Derweil war Alex mit dem Essen fertig und forderte seinen Nachtisch. Das Warten bis beide fertig sind – wie sonst – gestaltete sich als unmöglich. Basti rief derweil, dass er auch Nachtisch wolle. Also brachte ich Alex seinen Nachtisch und erklärte Basti, dass er nur den Nachtisch bekomme, wenn er sein Essen einmal probiert habe. Natürlich Gemecker ohne Ende…. verständlicherweise.

Ich holte Bastis Nachtisch und hockte vor ihm mit zwei Löffeln. Einen gefüllt mit Joghurt und einen gefüllt mit wenigen Reiskörnern des Reissalats.

Der Versuch, dass er den Mittagessenlöffel essen solle, um direkt dann an den Nachtischlöffel zu kommen, scheitere.
Also probierte ich es anders….

„Basti, wenn du jetzt einen Löffel Joghurt bekommst, probierst dann den Reis?“
Er nickte und sagte: „Ja Mama.“ Also gab ich ihm den Joghurtlöffel und er futterte ihn.
„Wenn Du noch einen Joghurtlöffel möchtest, musst aber erst den Reis probieren“, sagte ich.
Er antwortete: „Ist gut Mama“ und machte den Mund weit auf.

Der Anblick der folgte, werde ich nie vergessen.

Er hatte den Mund gerade geschlossen, als sich seine Augen extrem überrascht weiteten. Er kaute schneller und seine Augen wurden noch größer. Dieser Anblick – göttlich.

„Jetzt den Joghurt, Schatz?“, fragte ich.
„Nein, das da“, erwiderte er und zeigte auf den Reis.
„Soll ich Dir drauf tun?“
„Nein, ich mach das. Gib her“, sprach er und nahm mir den Löffel ab und begann in sich hinein zu schaufeln. Ab und an unterbrach er sein Essen für einen weiteren Joghurtlöffel, den ich ihm reichen sollte.

Ich sag’s Euch, er hat fast den ganzen Reisteller verputzt und lobte „Das schmeckt gut Mama. Das ist lecker“

So und was war das nun?

In welchen Erziehungsstil fällt es? Ist das überhaupt irgendwas? Vermutlich kann man mir jetzt 100 Sachen dran sagen, die total falsch waren. Aber zuletzt war er pappsatt, happy, lachte und ging mega gut gelaunt in sein Bettchen, wo er nochmal mit mir kuschelte und dann den wohlverdienten Mittagsschlaf machte.

Und das läuft immer mal wieder so…. ich denke, meine Regel hat Sinn. Auch wenn sie vielleicht autoritär erscheint, ist sie in meinen Augen eher bedürfnisorientiert. Wenn auch auf autoritäre Art oder so. Was ein Wortchaos….