Am 21. August war es soweit. Meine Kinder starteten mit dem Kindergarten. Wir hatten bereits im Juni einen Schnuppertag und waren den Freitag vorher beim Eltern-Café auf einem Spielplatz, womit die Erzieher für die beiden schon nicht mehr fremd waren.

Der erste Tag

Morgens früh bereitete ich in aller Ruhe die Brotdosen vor und der Tag startete wie eigentlich jeden Morgen. Nach dem Frühstück wurden die Jungs in ihre Klamotten gesteckt und ich überreichte ihnen eine kleine Mini-Schultüte und erklärte ihnen, dass sie diese zum Start des Kindergarten bekommen und wenn wir den ersten Kindergartentag absolviert hätten, sie diese daheim auspacken dürfen. Die Freude und vor allem die Neugier war groß. Schnell noch ein paar Fotos geschossen und dann hieß es auch schon: Jacke und Schuhe an und losmarschieren.

Mein Mann und ich waren am ersten Tag beide bei der Eingewöhnung dabei. Die Jungs drückten sich erst um uns rum und vor allem beim Morgenkreis suchten sie unsere Nähe. Doch danach sahen wir relativ wenig von ihnen. Sie waren im Haus verschwunden. Es lief so entspannt, dass die Erzieherin vorschlug, ob wir nicht eine halbe Stunde spazieren gehen wollen. Gesagt, getan. Wir verabschiedeten uns kurz bei den Jungs, dass wir flott was einkaufen gehen würden und weg waren wir. Doch nach fünf Minuten kam der Anruf, dass Basti sehr weine. Also kamen wir zurück. Versuch gescheitert. Wir blieben bis 11 Uhr und dann gingen wir gemeinsam heim und die Jungs packten voller Freude ihre Mini-Schultüten aus. Darin fanden sie jeder eine Legofigur, Cars Stickers, ein Cars Auto, eine Playmobilfigur und zwei kleine Minipäckchen Smarties. Der Tag wurde als schön verbucht, aber mir grummelte der Bauch vor dem nächsten Tag. Normalerweise sollte man am zweiten Tag nämlich nur hinbringen, Ciao sagen und sofort gehen und zwei Stunden wegbleiben. Das behagte mir so gar nicht.

Der zweite Tag

Ich begab mich morgens allein mit den Jungs zum Kindergarten und die Erzieherin schlug vor, dass ich nochmal allein dabei bleiben sollte. Darüber war ich erfreut und blieb natürlich. Ich saß die ganzen 2,5 Stunden nur auf einem Stuhl in der Ecke und sah meine Kinder so gut wie gar nicht. Sie spielten ohne mich und vermissten mich nicht.

Der dritte Tag

Am dritten Tag sollte ich sie bringen, mich verabschieden und gehen. Ich sollte dann zum Winkefenster gehen und mich vor die Tür auf eine Bank setzen. Nach einer Stunde sollte ich wieder reinkommen.

Gesagt, getan. Ich hatte einen kleinen Stein im Magen dabei aber es ging halbwegs. Alex verabschiedete sich von mir und gut war, aber Basti weinte und schimpfte als ich ging. Am Winkefenster, von wo die Kinder ihren Eltern draußen nochmal winken können, sah er etwas ruhiger aus, weinte jedoch noch.

Eine Stunde saß ich vor der Tür und wartete geduldig. Nach Ablauf der Zeit kam die gesamte Gruppe auf den Hof und die Erzieherin brachte mir meine Söhne komplett angezogen mit ihren Taschen und entließ sie zu mir durchs Gartentor. Wir sprachen noch kurz und sie berichtete, dass er nichts essen wollte, sich aber ansprechen ließ von ihr. Er wollte beim Morgenkreis nicht mitmachen, aber das wäre ok. Sie wertete die Stunde als gut verlaufen.

Der vierte Tag

Nach dem Wochenende sollte ich sie erneut bringen, mich verabschieden und für 1,5 Stunden gehen. Ich bereue es so sehr, dass ich zuließ, was dann kam. Basti hing im Flur bei der Garderobe an meinem Hals und klammerte sich an mich und flehte mich an nicht wegzugehen. Ich redete ihm gut zu bis die Erzieherin ihn von mir weg zog und ihn unter Protest und Weinen und Schreien zum Winkefenster trug. Ich hörte ihn laut schreien und weinen als ich ging. Alex hatte sich bereits verabschiedet und war zum Fenster gegangen. Unten auf der Straße winkte ich meinen Beiden und sah Basti wütend weinen. Es brach mir das Herz. Ich saß die ganze Zeit auf einer Bank in der Nähe und verfluchte mich, dass ich das mitgemacht hatte. Nach Ablauf der Zeit ging ich hinein und da zerbrach mein Herz endgültig in 1000 Stücke. Mein Basti saß auf einem Stuhl in einer Ecke und tat nix. Gar nix. Er saß einfach nur da, mit seinem Teddy im Arm, und schaute umher. Ihn so traurig dort sitzen zu sehen war für mich schrecklich und ich stellte in dem Moment alles was den Kindergarten betraf in Frage. Absolut alles. Die Erzieherin berichtete mir, dass sie ihn flott beruhigen konnte als er weinte, aber dass er auf keinerlei Ansprachen reagierte und auf nichts eingegangen wäre. Er habe die ganze Zeit nur da gehockt und alles verneint was sie ihn fragte. Als er mich entdeckte, flitzte er zu mir und warf sich weinend in meine Arme. Ich kämpfte mit den Tränen und hörte, wie er mir sagte, dass er nur auf mich gewartet habe. Alex hingegen war eher angefressen, dass ich wieder da war und wollte lieber noch weiter mit dem Fädelspiel spielen, womit er gerade beschäftigt war.

Daheim berichtete Basti allerdings nicht negativ vom Kindergarten. Im Gegenteil sprach er eher positiv. Das wunderte mich, machte mir aber mein Herz leichter, sodass sich die tausend Teilchen langsam wieder zusammenzufügen begannen.

Der fünfte Tag

Mit Bauchweh begab ich mich mit den Kindern erneut zum Kindergarten. Ich hatte viel gegrübelt und für mich Alternativen erdacht, wie ich es für Basti leichter machen könnte, und schwor mir, dass ich das so wie an dem Tag davor nicht mehr mitmachen wollte. Und damit es erst gar keinen Zeitdruck gäbe, ging ich eine halbe Stunde früher hin als die Tage davor.

Die Erzieherin nahm mich nach dem Ankommen beiseite und sagte, sie habe überlegt und ich solle bitte erstmal noch dabei bleiben und auch gern bis nach dem Morgenkreis und wir dann erst eine neue Trennung versuchen würden. Basti reagierte kurz panisch im Kindergartenflur, dass ich wieder gehen würde, aber ich erklärte ihm, dass ich erst noch mit reinkommen würde bis er sich wohler fühle. Wir setzten uns an einen Tisch und er wurde fühlbar ruhiger und fing immer mehr an zu reden. Die Erzieherin bemühte sich in der Zeit um ihn und er begann sich mit ihr zu unterhalten. Nach 20 Minuten sah ich auf die Uhr und meinte zu Basti: „Schau, wenn der große Zeiger auf der 10 steht, dann verabschiede ich mich. Ich muss noch ganz viel einkaufen heute.“ Basti verneinte es erst, aber dann war es für ihn ok und er beobachtete die Uhr, wann der Zeiger auf der 10 wäre. Es waren noch ungefähr acht Minuten bis es soweit war und so lange saß er noch neben mir und hielt meine Hand. Und dann verabschiedete er sich von mir – ohne Tränen – und lief zum Winkefenster. Mein Herz klebte sich selbst einen Streifen Tesafilm über die Risse… Alex erwischte ich noch auf dem Flur um ihm Ciao zu sagen und ihn einmal zu knuddeln. Er war nämlich schon die ganze Zeit überall am spielen.

Von der Straße aus winkte ich meinen beiden Jungs und sah die Erzieherin neben Basti stehen und ihn trösten, denn er weinte ein wenig. Das Tesafilm begann leicht zu flattern….was ein Gefühlschaos….

Ich setzte mich auf eine Bank und unterhielt mich mit einer anderen Mama, die nach mir ihren Sohn abgegeben hatte. Sie erzählte mir, dass Basti nur kurz am Fenster geweint hätte und die Erzieherin bei ihm war und sie noch sah wie er auf die Hochebene lief. Das beruhigte mich ungemein. Nach einer Stunde erhielt ich von der Erzieherin einen Anruf. Wir hatten vereinbart zu sprechen, wie es läuft, ob ich ihn direkt nach einer Stunde abholen soll. Aber sie berichtete er habe im Morgenkreis mitgehockt, habe zwar nix aus seiner Brotdose gegessen, aber er sei am Spielen und ich könnte ruhig noch eine Stunde länger wegbleiben. Tja, somit war noch Zeit mit der anderen Mama einen Kakao trinken zu gehen.

Als ich meine Beiden abholte, lief Basti fröhlich auf mich zu und erzählte mir stolz, er habe auf der Hochebene gespielt und auch die Erzieherin berichtete, dass er sehr flott mit weinen aufhörte und ganz stolz war sich auf die Hochebene getraut zu haben. Sie hatte sogar ein Foto von ihm gemacht, wie er auf der Treppe stand.

Der sechste Tag

Am sechsten Tag setzte ich mich erneut mit Basti in den Gruppenraum und ließ ihn ankommen. Ich saß 10 Minuten mit ihm drinnen und sagte erneut: „Wenn der Zeiger auf 10 ist…“. Er nahm das super an, war mich sogar 2 Minuten zu früh raus, weil er auf der Hochebene spielen wolle. Er hatte heute einen seiner Monstertrucks dabei, das war ihm lieber als sein Teddy und half ihm ungemein. Er verabschiedete mich und rannte zum Fenster. Als ich von draußen winkte, winkte ein fröhlicher Basti und ein fröhlicher Alex zurück. Ab diesem Tag sah ich bis heute keine Tränen mehr bei meinen Söhnen. Sie waren angekommen.

Es war auch der erste Tag an dem sie bis nach dem Mittagessen bleiben durften.

Ab Tag 10 blieben sie dann auch die volle Zeit. Nur wenn Ausflüge geplant sind, hole ich sie immer mal wieder früher ab. Leider gab es unerwartet einen Personalausfall und ich hab mich angeboten bei Engpässen meine Jungs immer mal früher zu holen. Ich bin ja eh daheim, weswegen das kein Problem für mich ist. Nach einer weiteren Woche ließ Basti auch die Monstertrucks daheim. Er brauche sie im Kindergarten nicht mehr. Auch das mit reinsetzen war nach einer Woche durch. Heute bringe ich sie nur hin, warte bis sie sich umgezogen haben, verabschiede mich und gehe. Alex winkt nicht mal mehr jedes Mal am Fenster. Dafür schickt Basti nun immer noch einen Luftkuss. 🙂

Wie machen sich die Kids im Kindergarten?

Bisher recht gut. Alex scheint ein paar Problemchen mit dem Unterordnen dort zu haben. Viele der Regeln kann er noch nicht so gut umsetzen, aber es würde bereits besser werden. Er hat sogar schon zwei Freunde gefunden. Mit einem Jungen allerdings gerät Alex immer wieder aneinander. Sie scheinen sich zu mögen, aber sie raufen mehr als dass sie spielen. Das schätze ich als anstregend für die Erzieher ein. Basti hat nun auch eine Freundin gefunden. Er sagt, er spiele nur mit den hübschen Mädchen. Und ja, er hat Geschmack. Es ist eine ganz Niedliche. *kicher*

Ende vom Lied: Sie fühlen sich wohl und scheinen happy zu sein. Hier daheim gab es kein einziges Mal eine Szene á la „Ich will da nicht hin“.

Mit der Wahl des Kindergartens bin ich sehr zufrieden und mein Bauchgefühl von damals hat mich nicht getäuscht. Die Erzieherinnen sind sehr freundlich, bemüht und verständnisvoll. Man merkt ihnen einfach an, dass sie Kinder mögen und gern ihren Job machen. Das ist verdammt viel wert! Auch die Leiterin ist eine sehr freundliche Person. Man spürt in dem Kindergarten einfach, dass sie sich alle viel Mühe geben. Klar, wie überall läuft es nicht ganz rund… Personalengpässe halt – davon kann wohl jede Einrichtung ein Lied singen. Doch sie versuchen es aufzufangen so gut sie können. Und sie kommunizieren das auch alles sehr offen, was ich sehr gut finde.

Und wie mache ich mich als Kindergartenmama?

Ja, wie ist das eigentlich für mich? Seltsam. Wirklich seltsam morgens in die heimische Wohnung zurückzukehren ohne meine Kids um mich herum. Die Wohnung ist so leise, so leer, so still. Einen Tag hab ich die ganze Zeit nur meine Serien geguckt. Und einen Tag hab ich aufgeräumt, gesaugt, gewischt und was man nicht so alles schafft, wenn keiner um einen rumwuselt. Einen Tag kam meine Freundin Steffi vorbei und wir haben völlig ohne Kindergewusel Kaffee getrunken und geklönt. Das war alles so ungewohnt. Mit einer Kindergartenmama will ich demnächst mit den Jungs nach dem Kindergarten ins Kinderhaus gehen. Der erste Elternabend war die Tage auch schon, das war eine nette Erfahrung. Aber himmel… was für gruselige Fotos von meinen Jungs da verwendet wurden. Das war bevor ich zur Haarschneidemaschine gegriffen hatte. *schüttel* Ich erkenne sie kaum auf den Fotos wieder. *lach* Also um auf den Punkt zu kommen: Mir geht es recht gut als Kindergartenmama. Es ist allerdings ungewohnt morgens allein einkaufen zu gehen. So völlig ohne Eile. Oder auch so Termine wahrzunehmen ohne mich wegen dem Aufpassen mit meiner Ma abzustimmen. Alles noch sehr ungewohnt. Aber ich beginne mich daran zu gewöhnen. 🙂