Zu spät habe ich die Blogparade von Katja entdeckt. Sie stellt die Frage “Was ist Eure Heimat?”. Doch egal ob zu spät oder nicht, das Thema gefällt mir und so konnte ich meine Finger nicht still halten, denn mein Kopf blieb auch nicht still, da die Frage in ihm hin und her wanderte.

Heimat – was ist das?

Was heißt “Heimat” überhaupt? Ist es der Ort wo man geboren wurde? Der Ort, wo man lebt? Ich schaute zuerst einmal bei Wikipedia. Gesammeltes Allgemeinwissen wird schon eine brauchbare Antwort liefern.

Der Begriff Heimat verweist zumeist auf eine Beziehung zwischen Mensch und Raum. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird er auf den Ort angewendet, in den ein Mensch hineingeboren wird und in dem die frühesten Sozialisationserlebnisse stattfinden, die zunächst Identität, Charakter, Mentalität, Einstellungen und Weltauffassungen prägen.
Wikipedia

Mein Zuhause

i5Wenn ich nach dieser ersten Erläuterung gehe, dann ist Hannover meine Heimat. Und durchaus verbinde ich viel mit Hannover. Es ist der Ort an dem ich geboren wurde. Es ist mein Zuhause. Der Ort an dem ich lebe. Ich wohne in einem sehr alten Haus mitten in der Stadt auf einer Fußgängerzone. Meine Urgroßmutter zog einst mit ihrem Mann und ihrem Sohn in die Celler Str. unters Dach ein. Sie hatten ca. 55 qm ohne Badezimmer, ohne fließend Wasser und ohne Toilette in der Wohnung. Vor dem Haus fuhr die Straßenbahn. Der Hauseingang war vorn heraus und neben dran war eine Toreinfahrt mit einem großen Holztor, welche auf den Hof hinter dem Haus führte.

Der zweite Weltkrieg kam und eine Bombe zerschlug das Dach. Von der Hofseite aus schlug sie in den Dachstuhl und trat in der 2. Etage aus, wo sie glücklicherweise als Blindgänger gegenüber auf einem Flachdach liegen blieb. Mein Opa und mein Stiefurgroßvater sammelten Schutt von den umliegenden Häusern um das Dach wieder zu verschließen.

Eines Tages war mein Opa erwachsen und lernte meine Oma beim Tanzen kennen. Sie verliebten sich, heirateten und zogen in die Wohnung unter meinen Urgroßeltern. Mein Onkel und mein Vater wurden geboren, wuchsen heran und erlebten mit wie die Celler Str. zur Lister Meile umbenannt wurde und die Straßenbahn in den 70er Jahren von der Straße in die unterirdischen Tunnel umzog.

Mein Vater verliebte sich in meine Mutter und zog mit ihr zuerst in ein Hinterzimmer bei meiner Urgroßmutter bis die Wohnung daneben frei wurde. Über die Jahre wurden die Wohnungen von meiner Familie immer weiter ausgebaut. Die Kaminöfen wichen irgendwann Gasetagenheizungen, es wurden Thermen eingebaut, teilweise wurden Toiletten eingebaut und Duschen in die Küchen installiert. Die Böden wurden begradigt, die Wände neu verputzt und so manche Wand wich oder erhielt einen Durchbruch.

Und hier wurde dann ich geboren und mir nach folgte ein paar Jahre später mein Bruder nach. Umgeben von der gesamten Familie, in einem Haus voller Erinnerungen wurde ich groß. Mein Mann und ich zogen später in unsere eigene Wohnung in diesem Haus. Wie Ihr wisst bauen wir gerade unsere Wohnung nach unseren Wünschen um. Ich sitze heute in dem Esszimmer in dem schon mein Vater als Kind saß und denke oft daran wie schon mein Opa hier sein Frühstück zu sich nahm.

Dieses Haus wird aufgrund unserer langen familiären Verbindung immer meine Heimat sein. Der Ort an dem meine Familie zusammen war, der Ort den meine Familie formte und sich sebst baute. Unzählig sind die Feiern und Momente, die wir hier gemeinsam verbrachten. Ich werde mich hier immer zuhause fühlen. Egal ob ich heute noch immer keine Toilette innerhalb der Wohnung habe oder nicht. Luxus kann niemals diesen gesammelten Berg voller Erinnerungen und Liebe in diesem Haus aufwiegen.

Meine Wochenend-Heimat

IMG_2022Meine Eltern waren Camper. In den warmen Monaten wurde jeden Freitag das Auto beladen und ab ging es zum Campingplatz. War es am Anfang meines Lebens noch ein Platz in Allertal, wurde es später der Parksee Lohne in Altwarmbüchen. Meine Eltern wechselten, da die jährlichen Überschwemmungen der Aller einfach irgendwann keinen Spaß mehr machten. Ich habe viele tolle Erinnerungen an das Campingplatz Leben. In Allertal hatten sogar die Schwester meiner Oma mit Sohn und Lebensgefährte noch einen Platz. Am Parksee waren meine Eltern dann jedoch ohne weitere Verwandtschaft vertreten. Als Kind spielte ich viel an der frischen Luft. Man fuhr mit dem Fahrrad umher, buddelte im Sand, ging im See schwimmen, tobte durch den Miniwald und erlebte die tollsten Abenteuer. Als Teenager dann hatte man die ersten Jungs-Erfahrungen, wurde zur eingeschworenen Clique und fuhr abends gemeinsam in die Disko. Wir hatten wirklich unheimlich viel Spaß auf dem Platz. Man freute sich auf jedes Wochenende. Ich genieße es noch heute abends lange draußen zu sitzen und die Sterne zu betrachten wenn ich von Wald und Wiesen umgeben bin.

Meine Herzens-Heimat

I~000008Ich habe noch eine Herzensheimat. Und auch hier verbindet mich neben dem Ort viel mit meiner Familie.

Jedes Jahr fuhr meine Familie in den Sommerurlaub. Ein wahrer Luxus, den sich heute wohl kaum jemand auf Dauer leisten kann. Der Wohnwagen wurde voll beladen und angehängt und ab ging es nach Rutar Lido. Meine Großeltern fuhren regelmäßig mit ihren Söhnen zu der Familie Scheiternig in Urlaub und bei einen dieser Urlaube hat mein Dad mit meiner Ma zusammen Rutar Lido als FKK Badeanstalt entdeckt. Später wurde es dann ein Naturistendorf bei dem man Camping macht und so begannen die jährlichen Urlaube meiner Familie. Wir waren immer mehrere Wochen da, es war traumhaft. Ich liebte es jedes Jahr meine Urlaubsfreunde wiederzusehen. Manche dieser Freundschaften bestehen noch heute. Das interessante an dem Urlaubsort war, dass nicht nur meine Eltern mit mir dahin fuhren. Meine Großeltern und sogar meine Urgroßmutter und die Schwester meiner Oma samt Familie waren schon mehrfach mit uns dort im Urlaub. Meine Großeltern sogar jedes Jahr. Die Familie war immer wieder eng beisammen, für mich als Kind war das wundervoll.

Auch heute liebe ich den Campingplatz noch immer. Mein Mann und ich verbrachten unsere Flitterwochen dort und auch das Jahr darauf fanden wir uns dort wieder. Meine Mutter lieh uns dafür ihren kleinen Mini-Wohnwagen und wir hatten eine tolle Zeit dort. Lange Leser meines Blogs haben dies hier mitverfolgen können. 🙂 Wir wissen auch schon auf welche Urlaubsreise wir als nächstes sparen werden. Jawohl, es zieht uns erneut dorthin. Mein Mann hat sein Herz genau wie ich an die Region und den Platz dort verloren. Es ist einfach wundervoll dort. Das Wetter ist ein Traum, die Region einfach nur schön und man fühlt sich dort unendlich frei. Ich liebe dort einfach alles.

Meine Online-Heimat

Kann man einen virtuellen Platz als Heimat ansehen? Hierrüber werden sich die Geister streiten können, nehme ich an. Doch ich empfinde meine Webwelten als meine Online-Heimat. Auf meinen Webseiten tobe ich mich aus. Ich bastel, ich probiere, ich schreibe und hinterlasse meine Gedanken. Ich tausche mich in den Social Networks aus und kommuniziere ununterbrochen. Meine erste Homepage baute ich im Jahr 2000, nachdem ich ganz begeistert von der Webseite meines Vaters war, und treibe mich seitdem im Web rum. Ich habe online viel gelernt, mein Wissen erweitert und so viele unendlich gute Talks gehabt, dass es unmöglich ist sie zu zählen. Wenn ich an meinen Webseiten bastel, einen neuen Artikel schreibe oder einfach nur darauf herumsurfe, dann blicke ich auf die Arbeit der letzten 13 Jahre zurück. Kein Wunder, dass ich mich hier heimisch fühle. 🙂 Es ist einfach ein Teil meines Lebens mit dem ich sehr viel Spaß habe.

Und was ist nun meine echte Heimat?

Wenn ich meine Heimats-Plätze so betrachte, dann sticht mir eines ins Auge. Jeder Ort den ich aufzählte hat eine Gemeinsamkeit – meine Familie.

Schau ich in mich hinein, dann ist meine wahre Heimat – meine Seelenheimat – einzig und allein ein Gefühl. Es ist eine Heimat, die nur in mir drin ist. Immer dann wenn ich mit einem Menschen, der mir etwas bedeutet rede, bin ich daheim. Gespräche mit Freunden sind für mich ein Stück Heimat. Umgeben von Verständnis, Liebe und Vertrauen fühle ich mich überall wohl und daheim, wo immer ich auf diese Gefühle auch treffe. Dies kann bei einem Telefonat sein oder bei einer Umarmung. Das ist bei meinem Mann, meiner Familie und engsten Freunden so. Bin ich mit ihnen zusammen, bin ich daheim, bin da wo ich mich wohlfühle. Und sei es nur der Moment in dem ich meine Hunde streichele. Es braucht keinen festen Ort. Es braucht einzig Liebe und Geborgenheit. Ein Ort der Sicherheit und des sich Fallen-lassen-können. Ein Ort des allumfassenden Vertrauens.

Meine Heimat ist die Liebe meiner Familie, die Liebe meiner engsten Freunde  – ja sogar die Liebe zu meinen Tieren.
Meine Heimat ist einfach dort wo ich liebe und geliebt werde.
Das ist meine Heimat.

 

Update: Der Text wurde auch bei der Blogparade von Alicja eingereicht.