Langsam habe ich mich innerlich etwas beruhigt. Hätte ich diesen Artikel gestern geschrieben, ich weiß nicht wie oft ich geflucht hätte. Ein bißle grummelt es noch immer in meinem Magen und zwar nicht wegen einer Kränkung meines Mama-Stolzes, sondern einzig wegen der Art und Weise und der Willkür.

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Ablauf der Untersuchung

Gestern begaben wir uns zur Kinderärztin zur Untersuchung. Der Papa war mit dabei und wir alle gut gelaunt. Wir konnten direkt ins Untersuchungszimmer und die Kinder liefen herum und schauten sich alles an. Vor allem die Autos hatten es ihnen angetan. Es kamen nach kurzer Zeit zwei Helferinnen herein und jede begab sich zu einem Kind. Papa und Alex waren in einem Teil des kleinen Zimmers und Basti und ich im anderen. Lautpegel war dementsprechend hoch, wenn da mehrere durcheinander reden und die Kinder eigentlich spielten. Die Dame fragte Basti, der auf meinem Schoß saß, welche Tiere er kennt. Er schaute sie nur wortlos an. Er redet doch nicht mit jedem der ihn einfach anquatscht ohne sich vorzustellen. Ich fragte ihn welche Kuscheltiere er in seinem Bett hat und da kamen dann ein paar Tiernamen. Wobei ich glaube er hat heimlich auf den Bildschirmschoner des PC’s geschielt und einfach gesagt, was er dort sah. “Welches Tier fliegt denn?” Vogel sagte er nur zufällig, ich guckte lächelnd auf den Bildschirmschoner. Bei “Welches Tier piekst” hat er gestreikt. Ich wüsste auch nicht, woher er das hätte wissen sollen. War bei uns nie ein Thema. Weder in Büchern oder im echten Leben. Dann sollte er Striche malen, er machte Krickelkrackel. Er sollte einen Kreis malen, was er tat. Dann wieder Strich – nö Basti malte weiter Kreise und ignorierte die Dame. Er sollte Karten mit Bildern nach rechts und links sortieren. Essen nach rechts, Werkzeuge nach links. Benannt hat er alle aber er legte sie nur auf einem Stapel. Er wollte nicht nach links und rechts sortieren und sagte dann “Ich bin fertig” und wollte lieber zu seinem Auto.

Wir gingen dann in ein anderes Zimmer, damit er dort mehr Ruhe hat. Doch die Dame war bereits leicht genervt, was sich übertrug. Basti kam ins neue Zimmer und entdeckte noch ein Auto und eine Spielecke. Er lief hin und wollte erstmal alles erkunden. Diese Zeit gab die Dame ihm nicht. Sie wollte ihn am Arm wegführen, was Basti alles andere als gefiel und ich eingriff. Sie hat sich ihm nicht vorgestellt und dann will sie ihn auch noch wegziehen? Doch nicht mit Basti….. Von da an wollte er mit der Frau nichts mehr zu tun haben. Widerwillig mit viel zureden erledigte er das Puzzle und stapelte die Bauklötze, aber eigentlich wollte er nur sein Auto. Wir gingen zurück ins Behandlungszimmer zu Alex der laut Papas Aussage alles schnell und richtig absolviert hatte. Auch der Sehtest war bei ihm schon durch, wo er zuletzt den Apfel jedoch als Kreis bezeichnete. So falsch liegt er damit ja nicht.

Zwischen Tür und Angel wurden mir zwei Zettel in die Hand gedrückt. Augenuntersuchung zum selber zahlen und Blutabnahme zur Vorsorge für Diabetes Typ 1. Ersteres kostet 40 Euro für beide Kids und das Zweite ist gratis. Auf meine verwunderte Nachfrage, wieso ich die Augenuntersuchung schon wieder machen soll, die hatten wir doch bei der U7 gemacht und die war unauffällig, waren die Damen etwas wuselig und verwundert und schauten nach. Der Blutuntersuchung hatte ich eigentlich zugestimmt, doch am Ende wurde es schlicht vergessen zu machen.

Basti und ich mussten für den Sehtest erneut in wieder ein anderes Zimmer mit wieder neuer Spielecke und noch mehr Autos. Natürlich wurde ihm erneut keine Zeit gelassen sich umzusehen. Sie hielt ihm die Karte vors Gesicht und er sagte nur “Weg” und wischte sie beiseite um mit dem Autoturm zu spielen. Sie nahm ihm den Autoturm weg worauf er in sich zusammensackte und der Weinanfall umgehend folgte. Ich stellte den Turm wieder hin und versuchte mit ihm die Karte anzusehen. Er erkannte den Stern und das Auto. Den Mond und den Elefanten zeigte er aber ignorierte die Worte dafür. Die Dame ging wortlos raus und ich saß mit Basti minutenlang in dem Raum ohne zu wissen was nun ist. Irgendwann hatte Basti Durst und ich begab mich mit ihm ins Zimmer, wo Alex und Papa waren. Dort platzte ich mitten in die Untersuchung der Ärztin bei Alex und wurde wieder rausgeschickt. “Mein Sohn hat Durst, das darf ich doch bitte mal eben das Trinken holen.”, sprach ich und verzog mich wieder in den Raum nebenan. Basti war gut gelaunt und spielte mit den Autos.

Irgendwann kam die Ärztin und ich sollte Basti ausziehen. “Papa macht das”, tönte er – also ab zum Papa ausziehen lassen. Mit mir gings wieder zurück und die körperliche Untersuchung machte er ohne Probleme mit. Doch dann sollte er einen Ball werfen und wollte lieber auf meinen Arm als die Ärztin anzugucken. Tja damit war der Teil der Untersuchung auch abgebrochen.

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Das Ergebnis der U7A

Rene und Alex kamen zu uns in den Raum dazu. Er zog die Kids an während ich mit der Ärztin sprach. Das Gewicht und die Größe ist in Ordnung. Auch Blutdruck und Kopfumfang ist ok.

Alex: 92,5 cm und 12,4 kg
Basti 93,5 cm und 12,8 kg
Beide haben einen Kopfumfang von 50,3 cm und beide hatten einen absolut identischen Blutdruck. Da mussten selbst die Damen staunen.

“Wann kommen Ihre Kinder in den Kindergarten”, fragte die Ärztin.
“Mit 5 Jahren”, erwiderte ich und damit kippte bei der Ärztin irgendwie die Stimmung.
Ich durfte mir anhören, dass meine Kinder soziale Defizite hätten und die Kinder unbedingt in die Kita müssten und sie würde auch mit dem Jugendamt telefonieren, um uns zu unterstützen. Das hatte mein Mann in den falschen Hals bekommen und warf ein, dass wenn sie uns so kommt, wir jetzt nicht mehr weiterreden brauchen. Ich erklärte ihm dann sofort, dass sie nur meinte, dass sie uns helfen will einen Platz zu bekommen. Ich erklärte der Ärztin fünfmal, dass wir die Kindergartenplätze nicht bezahlen können. Doch das konnte sie anscheinend nicht verstehen. Das hätte sie noch nie erlebt. Es gäbe Hilfen und man kann Zuschüsse beantragen. Ich erklärte ihr mehrfach, dass ich bereits im Herbst alles abgeklärt hätte und wir keinen Anspruch auf irgendwas haben. Das konnte sie nicht glauben, das hätte es bei keinen Eltern in ihrer Praxis bisher gegeben. Auf die Frage, wie viele ihrer Elternpaare denn erwerbsunfähig sind und Rente beziehen, erhielt ich keine Antwort. Ich erzählte ihr, dass ich mit den Kids hin und wieder ins Kinderhaus gehe, wir gleichaltrige Kinder zum Spielen haben und sie im Turnverein sind, aber das ließ sie nicht gelten. Ich sagte ihr mehrfach, dass ich Kindergärten gut finde und auch voll dafür bin, dass die Jungs dahin gehen, aber ich habe keine Wahl. Ich kann es nicht bezahlen. Punkt. Nein, sie ließ das null gelten. Ich soll ihr einen Ansprechpartner beim Jugendamt nennen, dann würde sie anrufen und sich für uns einsetzen. Glaubt sie wirklich sie könnte die Gebührenordnung der Stadt ändern?

Danach kam die Frage, ob die Jungs schon aufs Töpfchen gehen.
Mein Nein wurde mit der Aussage “Mit 3 müssen sie aber. Fangen sie mit Töpfchen an.”
“Wird schon kommen.”, erwiderte ich.
“Nein, sie müssen jetzt anfangen.”, sagte sie darauf erneut.
Ich wollte nicht mehr diskutieren, dass sie gar nichts müssen. Ich dachte mir nur “jaja”.  Es ist schließlich nicht mein Job ihr zu erklären, dass Töpfchentraining laut Studien die Kinder im Schnitt nur um zwei Monate früher trocken werden lässt. Und ich muss ihr auch nicht erklären, dass es genau wie bei der Beikost bestimmte Reifezeichen gibt, die signalisieren, dass Kinder soweit sind.

“Impfen lassen wir heute ausfallen. Ich bin erkältet, die Jungs sniefen ebenfalls. Das machen wir ein anderes Mal”, sagte ich. Was der Ärztin auch nicht gefiel.
“Schnupfen ist kein Hinderungsgrund fürs Impfen, aber wenn sie meinen”, erwiderte sie darauf. Ich hatte die knapp 400 Euro eh nicht mitgenommen. Es ging nämlich um die Meningokokken B Impfung. Meine Kasse übernimmt sie, doch muss ich in Vorleistung dafür gehen. Da diese eh noch nicht zu den empfohlenen Impfungen gehört, sehe ich da nicht die Hyperdringlichkeit. Da werde ich doch wohl warten können bis sie gesund sind.

Am Ende bekamen meine Jungs noch ein Pixibuch von Lesestart und durften sich aus einer Kiste ein Spielzeug aussuchen. Klar dass sie Autos nahmen oder?

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Mein Mann und ich gingen jedenfalls mit argem Grummeln aus der Praxis.

Überraschung daheim

Daheim nahm ich die U-Hefte zur Hand und war erschrocken.

Zwar hatte die Ärztin was von sozialen Defiziten gesagt, doch war das für mich eher auf Bastis Verweigerungshaltung begründet. Denkste….

Im Heft der Jungs stand bei beiden angekreuzt, dass sie es nicht beherrschen:

  • Feinmotorik: Präziser Dreifinger-Spitzgriff (Daumen, Zeige-Mittelfinger) zur Manipulation aus sehr kleiner Gegenstände möglich
  • Perzeption / Kognition: Kann zuhören und konzentriert spielen, als Ob Spiele, öffnet große Knöpfe selbst
  • Soziale / emotionale Kompetenz: Kann sich gut über einige Stunden trennen, wenn es von vertrauter Person betreut wird. Beteiligt sich an häuslichen Tätigkeiten, will mithelfen.

Bei Alex war zusätzlich angekreuzt:

  • Interaktion / Kommunikation: Gemeinsames Spielen mit gleichaltrigen Kindern, auch Rollenspiele

Diese Dinge sollten meine Kinder angeblich nicht können. Das mit dem Griff weiß ich ehrlich nicht, ob sie es dort zeigten. Hier daheim machen sie es. Aber der Rest ist absoluter Unsinn. Und ich weiß auch nicht, wie bei der Untersuchung die Ärztin darauf kommt. Wir hatten einen Fragebogen vorab ausgefüllt, wo ich ankreuzte, dass die Kids sich gut von den Eltern trennen können, im Haushalt helfen und dass sie mit gleichaltrigen spielen. Wieso es nun heißt, dass sie das alles nicht tun – weiß ich wirklich nicht. Beide helfen im Haushalt. Sie wischen, fegen, räumen die Waschmaschine ein und aus, wischen den Tisch ab, hängen sogar kleine Wäscheteile auf den Wäscheständer und helfen mit beim Kochen. Sie lieben es Pizza zu belegen. Sie rufen ständig aus: “Mama Ich Dir helfen!” Sie ziehen sich die Kochmütze auf und backen in der Kinderküche einen Kuchen und servieren ihn uns. Gestern zog sich Alex ein Tuch über den Kopf und rief: “Ich bin ein Gespenst.” Sonst spielt er lieber “WUAAAAH Ich bin ein Dino.” Sie spielen super gut mit ihrer Freundin Lia. Sie spielen tollen mit ihrem Cousin und sie verhätscheln meine Baby-Nichte. Auch auf Spielplätzen und beim Turnen gab es nie Probleme. Sie rennen zu anderen Kindern hin und quasseln die zu. 😀 Große Knöpfen öffnen wurde in der Praxis gar nicht ausprobiert, können sie aber auch. Und sie können durchaus konzentriert spielen, wobei es mit dem Zuhören manchmal wirklich happert. Vor allem wenn sie eben ganz aufgeregt sind weil sie was “Tolles” entdeckten. Wie zum Beispiel die Kinderspielecken beim Kinderarzt. Wenn sie keine Lust haben sich auf was zu konzentrieren, dann machen sie es auch nicht. Und dann ist es wirklich schwer ihre Aufmerksamkeit darauf zu lenken.

Ich rief umgehend in der Praxis an und diese Punkte werden wohl beim nächsten Besuch im Heft geändert. Darauf werde ich achten, denn ich finde das eine absolute Frechheit einfach ins Blaue hinein irgendwas zu diagnostizieren, was Unsinn ist. Sowas fragt man die Eltern und nimmt es nicht einfach an, nur weil ein Kind keinen Bock auf die Untersuchung hat. Und genau das macht mich neben der Kindergartendiskussion wütend.

Beide bekamen zusätzlich noch Einträge bei Besonderheiten. Bei Alex steht “reizoffen und unruhig” und bei Basti steht “reizoffen, reagiert wenig erkennbar auf Aufforderungen, sprachfaul”. Mein kleiner Sabbelkopp soll sprachfaul sein. Ich kann nur mit dem Kopf schütteln. Rein biologisch würden meine Jungs erst im September 3 Jahre sein, auch wenn sie nächsten Monat schon Geburtstag haben. Da darf man bei U-Untersuchungen noch verweigern. Da darf man auch einfach mal keinen Draht zur Arzthelferin haben. Bei unserer Kinderärztin aber wohl nicht, da hat man direkt ein soziales Defizit. Schade.

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Learning

Nein, ich werde nicht die Ärztin wechseln. Sie erkannte, wenn es wichtig war, stets die Krankheiten meiner Jungs und ist was Krankheitsuntersuchungen angeht durchaus bemüht. Aber so eine Situation mache ich nicht mehr mit. Bei der U7 fand ich es schon sehr wuselig. Aber das jetzt war zu viel. Und das reicht mir. Die nächste U-Untersuchung wird aus zwei Terminen bestehen. Ich werde nur mit einem Kind hingegen und dann an zwei Tagen mit kleinem Abstand. So wie das da lief, mache ich das nicht nochmal mit. Definitiv nicht. Als sie kleiner waren, haben uns die Doppeltermine wirklich geholfen und waren von Vorteil. Aber jetzt – no way. Das geht so gar nimmer.

Und jetzt habe ich zwei Überweisungen zum Augenarzt in der Tasche, weil die Augenuntersuchungen bei beiden nicht durchgeführt werden konnten. Moment, bei Alex wurde die doch durchgeführt. So sagte mir jedenfalls mein Mann. Seltsam…. werfen wir die Zwillinge doch mal in einen Topf, oder wie? Mein Anruf beim Augenarzt ergab, dass wir den Termin erst Ende Oktober machen und schauen ob es dann klappt. “Sind ja als Frühchen eh biologisch erst ab Herbst 3 Jahre alt, also da machen wir uns keinen Stress. Wir probieren es dann und schauen weiter.” – DAS nenne ich eine gute Aussage!

Zum Zahnarzt müssen wir auch. Machen wir aber eh, weil es Teil des Bonusprogramm der Krankenkasse ist und weil es mir eh bekannt ist, ab wann man das macht.

Wie liefen bei Euch die U7A Untersuchungen ab? Was machen Eure Kinderärzte, wenn ein Kind einfach nicht mitmachen will?