Bislang sind meine Kinder nicht in den Kindergarten gegangen. Das lag in erster Linie daran, dass wir es uns finanziell nicht leisten konnten. Mehrere hundert Euro im Monat wären für den Kindergarten fällig gewesen und das konnten wir nicht aufbringen. Das letzte Jahr vor der Schule ist kostenfrei, dies peilten wir als möglichen Kindergartenstart an. Nun hat das Land Niedersachsen jedoch beschlossen, dass ab August 2018 die Kindergartenbeiträge entfallen. Das wurde zu einem Zeitpunkt bekannt als bereits alle Plätze für 2018 verteilt waren. Ich ärgere mich darüber nicht, denn ich habe meine Jungs gern daheim und betreue sie gern selbst. Ich sehe das nicht als Beinbruch. Ich selbst war nie in einem Kindergarten und habe keine Defizite davongetragen. Auch bei meinen Jungs erkenne ich keine Defizite. Da sie zu zweit groß werden, sozialisieren sich sich, ebenso wie auf Spielplätzen und Co. gleichermaßen. Bei einem Einzelkind wäre ich vermutlich eher für den Kindergarten zu begeistern.

Nun bin ich als Mutter natürlich hin und hergerissen. Was ist die richtige Entscheidung? Mein Mann war im Kindergarten und fand es wohl ganz gut dort. Mir fehlte er nicht. Ich bin daheim gut ausgestattet. Wir haben Mal, Bastel und Knetzeug, verschiedene Puzzle, Spielzeug, ein Puppentheater, Rollenspielmöglichkeiten und und und. Ich habe mich belesen und lasse mir immer mal was Neues einfallen, um ihnen etwas zu bieten und sie zu fördern. Ich lasse sie aber auch frei laufen und einfach tun was sie wollen. Wir haben unseren Hof, den Wald vor der Tür, gehen ab und an zum Kinderturnen und ich hoffe bald auch regelmäßig in den Zoo. Wir haben also genug Möglichkeiten.

2018-04-18 16.04.13

Ein Kindergarten ist wichtig, Kindergärten fördern nochmal anders und und und – die Sprüche dröhnen schon langsam in meinen Ohren. Was wird man doof angeguckt, wenn man sagt, dass die Kinder nicht in den Kindergarten gehen. Da ich ja fürs letzte Jahr vor der Schule eh es mal versuchen wollte Plätze zu bekommen, machte ich mich also auf den Weg.

Per E-Mail konnte ich sie in einer Elterninitative anmelden und dort stehen wir auf der Warteliste und gestern ging ich spontan zur Anmeldung in einen klassischen Kindergarten. Der Kindergarten wirkte nett. Schön groß, tolles Freigelände, viele Möglichkeiten, ein Turnraum und frisch gekochtes Essen. Sah alles gut aus. Dennoch kam ich mir wie ein Außerirdischer vor. “Diese Wand kennen Sie ja alle aus der Krippe” – Äh nein sorry, ich kenn diese Infowände nicht und weiß nicht was die Rollen sein sollen. Ich bekam es dann erklärt und gut war. Aber ich kam mir seltsam vor. Was mich erschreckte: Es gibt nur noch Ganztagsplätze. 8 bis 16 Uhr – Basta. Ich hatte eigentlich nur vor bis 12 Uhr die Kids in den Kindergarten zu geben, damit wir auch als Familie noch viel unternehmen können. Das ließ mich kurz schlucken. Schmunzeln musste ich wirklich über die Einteilungen der Räume. Das sah aus wie bei mir daheim. Eine Ecke für Rollenspiele, eine fürs Basteln und Malen, eine fürs Bauen und der Außenbereich. Ein bissle wie zuhause. Beim Ausfüllen des Aufnahmebogens erwähnte die Leiterin des Kindergarten, dass die Aufnahmekriterien besagen, dass nur Kinder von zwei berufstätigen Eltern, einer berufstätigen Alleinerziehenden oder arbeitssuchenden Eltern aufgenommen werden. Ich legte den Stift beiseite. Wozu ausfüllen, wenn ich nicht ins Schema passe. Die Dame meinte, ich solle es dennoch ausfüllen. Gesagt getan und Rentner eingetragen. Normalerweise müsste das ein Ausschlusskriterium sein. Ich bin mal gespannt, ob ich 2019 eine Rückmeldung bekomme.

2018-04-17 12.00.22

Werden sie in den Kiga gehen?

Ganz ehrlich: Keine Ahnung.
Das mit dem Ganztags schreckt mich etwas ab. Ich bin daheim, ich kann mich um sie kümmern. Ich muss keine Plätze blockieren, wenn Andere sie dringender brauchen. Aber es wäre für meine Kids auch nicht schädlich. Es könnte ihnen was bringen. Es könnte ihnen Spaß machen, das will ich ihnen auch nicht verwehren.

Doch ich bin realistisch: Ich glaube nicht daran, dass wir Plätze bekommen werden. Fünfjährige werden eher ungern noch in den Kindergarten aufgenommen. Meine Mutter sagte, sie habe damals meinen Bruder nirgends untergebracht bekommen, weil er für alle “zu alt” war. Und da ich nicht nur einen sondern zwei Plätze gleichzeitig brauche, ist die Chance diese zu bekommen sehr sehr gering.

Stört es mich? Irgendwie nicht. Bisher nicht. Es ist noch über ein Jahr bis sie eventuell in den Kindergarten können. Obs ihnen dann dort gefällt, ist nochmal nen anderes Thema. Da die Grundschule nebenan mir gegenüber äußerte, dass sie bisher keine Auffälligkeiten bei “Nicht-Kindergartenkindern” im Vergleich zu den Kindergartenkindern haben, bin ich beruhigt. Ich selbst hatte in der Schule auch keine Schwierigkeiten. Ich hoffe, dass meine Kids da genauso entspannt starten werden. Dank der weiteren Gesetzesänderung, könnten sie eventuell sogar ein Jahr später eingeschult werden. Sie fallen in die Gruppe der Kann-Kinder und ich kann mit einem formlosen Antrag ihre Einschulung verzögern. Das werde ich jedoch in Abhängigkeit mit der Schuluntersuchung machen. Wenn dort rauskommt, dass sie noch zu “kindlich” sind, dann bleiben sie noch ein Jahr zuhause. Ich denke es ist nicht so wild, wenn sie mit 7 Jahren und 3 Tagen dann eingeschult werden, statt mit 6 Jahren und 3 Tagen. Bedenke ich, dass sie auch noch über 6 Wochen zu früh geboren wurden, wird der Unterschied mit der Einschulung nochmal deutlicher. Aber bis zu der Entscheidung fließt noch viel Wasser die Leine entlang.