wall-clocks-534267_1920Es war abends, meine Ma hatte meine Oma bereits umgezogen und Oma lag im Bettchen. Es war Zeit für ihre Gute-Nacht-Geschichte. Ich nahm mir mein Buch und begab mich nach nebenan in ihre Wohnung. Der Stuhl neben ihrem Bett stand bereit und ich nahm Platz. Erwartungsvoll schaute sie mich an. Wir plauderten ein wenig bevor ich mit meiner Geschichte begann. Es waren Kurzgeschichten für Demente. Manchmal las ich ihr auch 2 oder 3 Geschichten vor und danach sprachen wir noch über den Inhalt und ich schwang zu ihrem eigenen Leben. Ich gab danach Oma ihr Romanheftchen oder das aktuelle Buch, welches sie selbst las, und verabschiedete mich.

2 Stunden später ging ich erneut zu ihr, nahm ihr vorsichtig die Brille von der Nase, löschte das Licht und lauschte dem Lärm. Wer nun irritiert aufblickt, dem sei gesagt, dass es sich nicht um einen Schreibfehler handelt. Wo andere Menschen Stille im Schlafgemach haben, herrschte bei Oma Lärm. Es tickte und tickte und tickte. Nicht einfach, zweifach oder dreifach – nein ganze 23 Uhren tickten in den Lärm der Nacht. Oma hörte freilich nichts davon. Sie war schon viele Jahre schwerhörig und wenn das Hörgerät erstmal raus ist, dann hatte sie die Ruhe, die sie zum Schlafen brauchte.

23 Uhren – verteufelt, wieso so viele. Ich kann es nicht sagen, wieso. Sie war ein Kriegsmessi und konnte sich nur schwer von Sachen trennen. Wen wundert es, wo sie mehrfach im Krieg komplett ausgebombt wurde. Eine besondere Bindungen zu Uhren hatte sie allerdings nicht. Erstmalig aufgefallen war mir die extreme Menge der Uhren als ich von Winterzeit auf Sommerzeit umstellen musste. Das laute Ticken vorher kannte ich schon, doch das Ausmaß der Tickmenge begriff ich erst da. Wer hat denn bitte 23 Uhren in einem einzigen Raum? Als wir später die Wohnung ausräumten, als Oma ins Heim zog, schlug ich die Hände über dem Kopf zusammen, wie viele Uhren ich fand. Nicht alle tickten, was jedoch wohl eher an leeren Batterien lag….

Dass ich das Ticken von Uhren nicht mag, habe ich vorletztes Jahr bei meinem besten Freund bemerkt. Ich lag im Schlafzimmer und konnte partout nicht einschlafen. Da hing eine Uhr, die hat so laut getickt, dass ich dachte, ich werd wahnsinnig. Bei meinem ersten Übernachtungsbesuch habe ich noch die Ohren zusammengekniffen und es erduldet, aber beim zweiten Besuch wurde ich für das eigenwillige Entfernen der Wanduhr sowie für die Suche nach dem lauten Miniwecker belächelt und aufgezogen…..

cuckoo-clock-52194_1920Als ich dann eines Tages Blacky seine Bandscheiben-Op hatte und des nachts im Laufstall in der Stube schlafen musste und ich neben ihm auf einer auf dem Boden liegenden Matratze lag, hörte ich es. Ich hörte das Ticken der Uhren in der gesamten Wohnung. In unserem Schlafzimmer gab es keine tickenden Uhren, aber im Rest der Wohnung. Ich jagte meinen Mann aus den Federn und bat um seine Mithilfe alle Uhren abzunehmen, die ticken. Ich hatte davor eine Stunde erfolglos versucht einzuschlafen. Die tickenden Uhren wurden im Verlauf der Zeit auch nicht mehr aufgehängt. Ich wollte kein Ticken mehr. Mir tat es um so manches Uhren-Schmuckstück wirklich leid. Darunter war sogar eine echte Kuckucksuhr aus dem Schwarzwald, die wir mal in diesem Onlineshop gekauft haben. Übrigens gibt es Schwarzwalduhren schon seit dem 17. Jahrhundert, aber wie alt die von Oma war, da bin ich überfragt…. Wäre sie alt gewesen, ich hätte sie wohl dem Uhrenmuseum gespendet. Aber nun denn….nun waren wir nach der Abhäng-Aktion halt ziemlich uhrenlos.

Ich kaufte danach für meine Wohnung einige Funk-Uhren mit Digitalanzeige OHNE Ticken!!! Mir war egal wie sie aussahen, Hauptsache Tickfrei! Diese hängen nun an den Wänden und ich bin absolut glücklich und zufrieden, wenn ich abends in vollkommender Stille in meiner Wohnung sitze. Zumindest solange bis das Babyphone anschlägt und meine 2 Lieblingswecker sich bemerkbar machen. 😉

© Foto mit vielen Uhren: camera4u / pixabay
© Foto mit der einzelnen Uhr: Hans / pixabay