Momentan veranstalten ein paar Blogger aus Hannover und Umgebung eine Blog-Tour mit dem Thema: Lieblingsplätze in Hannover. Zuletzt ging es bei Bananenmarmelade um die Marktkirche. Und heute bin ich mit der Lister Meile dran. Die Lister Meile ist nämlich mein Lieblingsplatz in Hannover. 🙂
Mein Herz gehört der Meile
Warum mein Herz der Lister Meile gehört, das ist wahrlich kein Wunder. Meine Urgroßmutter wohnte auf der Meile als sie noch Alte Celler Heerstraße hieß. Meine Großeltern wohnten im selben Haus zur Miete, sowie meine Eltern und nun ich auch. Meine Verwandten verbrachten ihr ganzes Leben hier und abgesehen von 2 Jahren, habe auch ich mein ganzes Leben in diesem Mietshaus in der Nähe vom Pferdebrunnen verbracht. Die 5. Generation auf der Lister Meile, das muss uns erstmal einer nachmachen. 🙂 Die Lister Meile ist nicht nur ein schöner Fleck in Hannover, sie ist auch meine Heimat.
Der Lister Platz
Die Bögen des Lister Platzes kennt vermutlich jeder. Seit 1907 hat dieser Platz, der zu dem Zeitpunkt schon 17 Jahre existierte, seinen Namen. zwischen 1933 und 1945 wurde er kurzzeitig in Hugenbergplatz umbenannt, erhielt aber nach dem Ende des 2. Weltkrieges seinen ursprünglichen Namen zurück. Er beherbergt die U-Bahn Station der Linie 3,7 und 9. Hier kommen jeden Morgen viele Schüler der umliegenden Schulen an. Auch die Busse 100, 200, 134 und 121 fahren den Lister Platz an.
Meine Großeltern führten viele Jahre das Schreibwarengeschäft an der Ecke. Als Kind liebte ich es mich dort aufzuhalten. Es war noch ein Schreibwarenladen der alten Schule. 🙂 Bürotechnik Diedrichs, das war den Anwohnern noch ein Begriff. Heute allerdings findet sich dort kein Schreibwarenladen mehr, stattdessen sitzt ein Outletstore in den Geschäftsräumen.
Die Lister Meile
Bei der Lister Meile handelt es sich um eine Einkaufsstraße, genauer gesagt eine Fußgängerzone mit Einkaufsmöglichkeiten. Ihre Gesamtlänge beträgt ungefähr 1,3 km und geht vom Lister Platz bis zum Hauptbahnhof Hannover. Ihr Markenzeichen ist ihr rötliches Backsteinpflaster. Insgesamt durchläuft sie die drei Stadtteile Oststadt, List und Mitte.
Die Besonderheiten der Meile
Neben Kneipchen und Fressbuden, Blumenläden und Drogerien sowie Boutiquen und Optikern, hat sie viele kleine Highlights zu bieten.
Am Lister Platz befand sich einst die erste Rossmann Filiale überhaupt. Diese ist vor einigen Jahren einem großen Rossmann gewichen, der ein Stück weiter die Meile herunter ist, wo ein Woolworth war. In meiner Kindheit gab es sogar einen Mc Donalds direkt gegenüber, heute befindet sich dort allerdings die Deutsche Bank. Was sicherlich besser für meine Figur ist. Neben an war die Kaufhalle, später wurde es ein Multistore und heute finden sich dort DM und Strauss Innovations. Gerade DM ist hingegen weniger gut für meinen Geldbeutel, allerdings gibt es nichts praktischeres als als Mama und Beautyblogger direkt neben DM zu wohnen.
Einst gab es das Warsteiner Pub. Mit meinem Exfreund spielte ich dort gerne Dart und aß bei Ina und Volker auch gern mal ein Sandwich. Auch nach Jahren kannte man einander noch. Als es verschwand, machte mich das durchaus traurig. Auch der leckere Grieche verschwand und ein toller Imbiss mit gegrillten Hühnchen. Doch kamen Andere nach, vor allem Dönerläden. Mein geliebter Bubble Tea Laden erlag dem medialen Druck und stattdessen folgte ein Nagelstudio. Einst gab es einen Blumenladen direkt vor meinem Haus, als Kind half ich immer mal beim Einräumen. Heute gibt es noch immer einen solchen Blumenstand bei der Querstraße Drostestrasse.
Der wasserspeiende Pferdebrunnen ist im Sommer immer bei den Kindern beliebt, vor allem weil ein Spielplatz direkt dabei ist. Die Spielstraße (Körtingstraße) nebendran war für mich als Kind oft Aufenthaltsort.
Es gibt so viele kleine Läden, die einfach besonders sind. Sei es der Plattenladen 25 Music, Britannia, wo man alles englische bekommt und ordern kann, oder auch der Kleidermarkt. Um die Ecke der Meile findet sich sogar das außergewöhnlichste Kaufhaus, was ich je gesehen habe. Die Meile bietet wahrlich viele verschiedene Geschäfte und Restaurants.
Auch die Haltestelle Sedanstraße lohnt sich einmal anzugucken. Sie ist für ihre Graffitis bekannt, die 1995 von 7 Künstlern (3 aus New York und 4 aus Hannover) gesprüht wurden. Donnerstags ist übrigens Wochenmarkt zwischen Celler Str. und Sedan Str. Leider gab es auch auf der Lister Meile eine Zeit der Verfolgung, woran Stolpersteine erinnern.
Geschichten wehen viele um die Meile herum. Eine Bombe flog quer durch unser Haus und blieb gegenüber als Blindgänger liegen. Das Gebäude gegenüber ist heute nur einstöckig, doch einst lebte meine Oma mit ihren Eltern und Geschwistern darin. Doch dank der Bomben und Erschütterungen, stürzte das Treppenhaus komplett ein, gerade nachdem sie es gewischt hatte. Sie wurden aus der Wohnung befreit, doch meine Oma ärgerte sich sehr, dass sie vollkommen umsonst die Treppe gewischt habe. Glücklicherweise war niemandem etwas passiert. Derzeit terrorisiert ein geistig verwirrter, oft stark betrunkener Rentner die Meile. Er wird Meilen-Schreck genannt und ist ein unangenehmer Geselle. Er pöbelt und bedroht die Menschen und wurde auch schon mal eingewiesen. Die Obdachlosen, welche hier die Obdachlosenzeitung verkaufen, sind im Gegensatz zum Meilen-Schreck sehr freundlich und höflich.
Die Meile und ich
Mich verbinden mit der Meile eine Vielzahl an Erinnerungen. Ich hatte nie Angst des Nachts auf ihr entlang zu laufen. Egal wie alt ich war. Die Passerelle und die Passage sind von mir unzählige Male durchquert worden, im Schokoladengeschäft nebenan war ich als Aushilfe tätig, ich habe unzählige Kioskinhaber kennengelernt, als 16jährige Gratispizza bekommen, weil ich mit dem Pizzaverkäufer flirtete und spaziere heute immer mal wieder mit meinen Jungs im Kinderwagen die gesamte Lister Meile hoch und wieder runter.
Aber wisst Ihr was dabei manchmal nervt?
Fahrradfahrer!
Es gibt bestimmte Zeiten, wo man auf der Meile fahren darf. Halten sich Fahrradfahrer daran? Eher nicht. Ok als Teenager war ich nicht besser. Ich fuhr auf eine Pedale gestützt und nutze mein Rad als “Roller”. Aber ich wurde erwachsen und brav. Viele Andere hier leider nicht. So gab es manchen Unfall mit Senioren, vor allem weil ein Altenwohnheim direkt um die Ecke ist und ein Pflegeheim sogar direkt auf der Meile. Es wäre schön, wenn Fahrradfahrer da einfach ein bissle mehr Rücksicht auf die Senioren und kleinen Kinder nehmen.
Gleiches gilt übrigens auch für die Hundebesitzer, die dem Leinenzwang auf der Meile, partout nicht nachkommen wollen. Die Meile ist so belebt, dass ein freilaufender Hund durchaus auch mal für Ärger sorgen kann.
Die Meile lädt grundsätzlich zum Flanieren ein. Bei gutem Wetter ist die Eisdiele vorm Haus voll. Mit Freunden treffe auch ich mich dort gern. Auch die Pizzeria nebenan ist im Sommer beliebt. Die Lister Meile bietet Familien alles was sie brauchen. Sogar Frozen Joghurt. Man sieht hier unzählige Kinderwagen, die List ist im allgemeinen ein sehr kinderfreundlicher Stadtteil.
Im Winter lädt der Weihnachtsmarkt zum Besuch ein, ich wohne genau darauf. Das ist ein Vorteil, manchmal auch ein Nachteil, aber eigentlich viel mehr Vorteil (außer es ist wieder ein Konga Verkaufsstand gegenüber…). 🙂 Aber dafür ist es wirklich weihnachtlich. Die leuchtenden Sterne hängen quer über der Straßen zwischen den Häusern und erhellen das Straßenbild. Die kleinen Buden reihen sich aneinander und man weiß einfach genau, wo welche Bude steht und welcher die beste Bratwurst hat. Auf den nächsten Weihnachtsmarkt freue ich mich besonders, denn dann werden meine Jungs das erste Mal Karussell fahren. 🙂
Es wird halt immer mal lauter, auch bei den Straßenfesten, aber dank täglicher Gitarrenspieler, Opernsänger, Leierkastenmänner und sonstigen Barden aller Art, ist man abgehärtet. Der Pantomime wird am meisten von den Anwohnern geliebt, warum wohl?
Mein Dad und ich machten im Winter früher gern Garagenverkauf. Wir froren tierisch, aber hatten sehr viel Spaß daran in unserem Torweg die Waren anzubieten. Seit seinem Tod habe ich das nimmer gemacht, aber wer weiß, vielleicht stehe ich dort eines Tages und verkaufe zur Weihnachtsmarktzeit Kinderkleidung. 🙂
Ein Besuch lohnt sich immer
Ein Besuch auf der Lister Meile lohnt sich immer. Egal ob im Winter oder im Sommer. Bummeln, Einkaufen, noch mehr Bummeln und was Essen. Hier kann man einen schönen Tag verbringen, es ist garantiert immer etwas los. Und wer sich im Umkreis der Lister Meile umsieht, wird noch so einige Perlen mehr entdecken können. Beispielsweise die ziemlich nah an den Lister Platz grenzende Eilenriede. 🙂
Den nächsten Lieblingsplatz findet Ihr morgen hier.
Limalisoy
Das hast du ganz prima beschrieben 🙂 Als ich noch direkt in Hannover gewohnt habe, habe ich auch gern Zeit in der List verbracht…
Übrigens alles Gute zum Geburtstag! Wenn ich mich richtig erinnere, war da ja was 😉
Liebe Grüße
Yvonne
Conny
Für das Lob und die Glückwünsche – DAAAANKE 😀
Katha
Wow, ein toller Bericht!
Find ich ja echt toll, seit wie vielen Generationen eure Familie eine Verbindung zur Lister Meile hat. Ich entdecke gerade, dass du ja schon einige so schöne Beiträge über Hannover geschrieben hast und werde mich da jetzt mal durchlesen 🙂
Und natürlich ganz bald mal wieder über die Lister Meile flanieren!
Liebe Grüße!
Conny
Danke für das Lob 🙂 Viel Spaß beim Lesen. Ich weiß nach 13 Jahren Bloggen auf diesem Blog schon gar nimmer, was ich alles geschrieben habe. *lach*
Frollein Keks
Danke, dass du uns so persönlich mit auf deine Lister Meile genommen hast. 🙂
Susi
Ganz wunderbar geschrieben, ich habe mich in meine Jugend zurück versetzt gefühlt
Ich lebe in Andalusien und wenn ich in Hannover bin, führt mein erster Weg auf die Meile
Conny
@Susi
Danke.
Die Meile hat sich in den letzten sechs Jahren nochmal stark verändert. Viele leerstehende Läden – Thürnau ist nach mehr als einem Jahrhundert weg. Die Abwechslung wich einem Einheitsbrei aus Fressen und Beauty. Der Döner am Lister Platz ist klasse, aber ob ein Burger Laden eines Rappers im alten Rossmann Laden sein musste?
Die ehemalige Filiale der Deutschen Bank steht sei Jahren leer. Thürnaus Laden steht ebenfalls leer. Niemeyer ist fort. Aus Chocolata wurde ein Beautysaloon und auch der Laden meines Opas hat nun Beauty darin. So hässlich kann man gar nicht sein, um auf der Meile sich von Laden zu Laden aufzuhübschen. Auch Jokers ist fort, das komische Kaufhaus wurde entrümpelt, weil die Besitzerin starb und auch Kaufhaus König ist verschwunden. Britania ist ebenfalls Geschichte, genau wie das Reformhaus, Eggestein und Strauß. Dafür gibts Depot.
Der Meilenschreck scheint verschwunden, dafür gibt es bis zu 8 Bettler auf 200 m am Lister Platz, teils sehr unangenehme… Der Asphalt Verkäufer ist hingegen immernoch freundlich.